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Je naclulem nun eine Pflanzen-Gruppe in irgend einem
Lande ihr Maxiinuiu erreiclit, und aucli durch ihre
Masse auf die Physiognomie des Landes einwirkt, ie nachdein
pflegt sie wohl mit besonderen Niimen, welcJie meistens
von der Bejiennung der Länder und Zonen hergenonnnen
sind, belegt zu werden. So besitzen wir tropische
Pflanzen-Formen, welche entweder in der tropischen
Zone ganz allein vorkommen, oder daselbst wenigstens
ihr Miiximnm erreiclien. Die Palmen, Musaceen, Piperaceen,
Scitandneen n. s. av. geliören fast ausschliefslich der
heifsen Zone an, doch gehen einzelne Repräsentanten derselben,
selbst bis zu liolien Breiten, in die temperirten
Zonen über. Die Fcimilie der Palmen zeigt z. B. hierin
melu-ere Ausnahmen; Chamaerops humilis wird noch, wie
bekannt ist, unter 49« N.Breite gefunden, und auch Cocos
nucifera wächst noch sehr südlich. Auch die Chilenische
Cocos-Palme, wie man sie früher nannte, geht an der
AVestküste von Südmerika bis Concepción, also bis über
36südlicher Breite liinab; sie ist die einzige Palme, welche
auf der ganzen Westküste von Südamerika, von dem
südlichsten Peru an, vorkommt, wärend die Ostküste dieses
Continents so aufserordentlicli reicli an Palmen ist.
Wenn eine Pflanzenfamilie in irgend einer Zone, sei
es durch Masse, sei es durch Artenzahl, vorherrscht, und
in einer andern , Zone nur einzelne Formen aus dieser
Familie auftreten, so sagt man, dafs jene Familie hieselbst
durch diese wenigen Arten repräsentirt werde; oder man
nennt diese Arten die Repräsentanten jener Familie. Die
Ericen der alten Welt haben im südliclien Afrika ihr
Maximum; durch Masse herrschen zwar einzelne Formen
dieser Familie, hauptsächlich die Erica vulgaris, auch im
nördlichen Europa vor, doch die schönen baumartigen
Formen, welche am Cap der . guten Hofi-nung zu Hause
sind, werden erst im südliclien Europa durch die Erica
arbórea repräsentirt; diese ist in den Wäldern von Portugal
und Spanien zu Hause und kommt aucli auf den
Canarischen Inseln in eben so grofsen Massen vor. Noch
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viel aufi'allender ist folgendes Beispiel. Die Acacien haben
ihr Maximum in Neu-Holland, welchem Lande sie fast
ganz angehören; die Acacia heterophylla aber, ganz eigenthüirilich
durch die verschiedenen Blattformen, welche auf
einem und demselben Baume vorkommen, repräsentirt diese
grofse Familie der südlichen Hemisphäre noch auf den
Sandwichs-Inseln. Das gewöhnliche Blatt dieses Baumes
ist näuilich ein blattartig ausgedehnter Blattstiel und hat
grofse Aelmlichkeit mit der Blattform der Eucalypten, jener
höchst interessanten Pflanzen - Familie Neuhollands,
welche mit den Acacien ein gemeinschaftliches Vaterland
hat. So ist es, als wenn die Acacia heterophylla nicht
nur die Acacien in der nördlichen Hemisphäre repräsentirte,
sond<3rn durch die Form ihrer Blätter auch mit den Eucalypten
einige Verwandtschaft andeutete.
Die grofse Familie der Laurineen, welche in der tropischen
Zone ihr Maximum hat, wird im südllichsten Europa
durch den Laurus nobilis, unsern gewöhnlichen Lorber,
repräsentirt.
Die succulenten Mesembrianthema des südlichen Afrika's
werden schon im südlichen Europa, und auf den Canarischen
Inseln durch einige Arten dieser Gattung repräsentirt,
ihre Form und ihren Habitus erkennt man aber
schon an den vielen Semperviven der Canarischen Inseln,
und den vielen Sedum - Arten des südlichsten Europa's.
Herr Link, dem wir eine so genaue Kenntnifs der Lusitanischen
Flora verdanken, erkennt auch in der Drosera
lusitanica, der Ixia Bulbocodium und in dem Triglochin
bulbosum Repräsentanten der südafrikanischen Flora in
Europa Bleiben wir in unserem nördlichen Europa,
so finden wir, hier im Norden, die schönen Cistus-Gewächse
von Spanien und Portugal in unserem Helianthemum
annuum repräsentirt. Die Nadelhölzer, welche in der arktischen
und in der temperirten Zon^ der nördlichen Hemisphäre
ihr Maximum erreichen und häufig auch durch
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S. Link, Die Urwelt imd das Alterthiim. 1834. p. 259.