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einer Höhe von 9 — 10000 Fuis gefiniden hat, zeigte einen
schhinken Stamm von 40—50 Fnfs Ilölie und 12—18
Zoll Dicke, wo diinn erst das grofse Büschel von 5 — 6
Fufs langen Blättern begann, ans dessen Centrnm sich
eine Rispe von 30 — 40 Fuis Höhe erhob, welche über
und über mit unzählbaren weifsen Blumen bedeckt war
Denuiach erreichen die Fourcroyen, diese gestämmten
Agaven, deren Stännne so schlank wie diejenigen der Palmen
sind, eine absolute Höhe von 80—90. Füf t ; welch
einen Anblick nnifs solch ein schilfartiges Gewächs darbieten!
Ein Alter vielleiclit von 3—400 Jahren ist dazu
nöthig, um solch eine monocotyledonische Pflanzenform
zu entwickeln. An diese Pflanzenform scliliefsen sicli unmittelbar
die mexikanischen Yaccen an, welche auch mit
jenen unter ganz ähnlichen Lokalverhältnissen vorkommen.
Herr Schiede *) erzählt von diesen schattenlosen Wäldern
der mexikanischen Gebirge, welche in der Region
der Coniferen daselbst vorkommen, inid aus Bäumen bestehen,
deren Höhe über 30 Fufs hinausgeht; die sonderbaren
Usneen-förmigen Tillandsien von silbergrauer Farbe
hängen von ihnen in grofsen Massen herab und geben
dem Baume ein winterliches Kleid, wärend die nahestehenden
Arten dieser Gattung, in den wärmeren Regionen
dieser Landschaft, eine Lebendigkeit und durch ilire schönen
Blüthen eine Pracht entwickeln, welche nur von wenigen
andern Pflanzenformen übertroffen wird. So wie
die riesenmäfsige Rispe der Fourcroya durch ihre Masse
imponirt, denn die Fourcroya longaeva mag vielleicht mehr
als 20000 Blüthen in ihrer Rispe entwickeln, so macht
die Blüthe der Yucca einen angenehmen Eindruck durch
ihre Scliönheit, denn man denke sich eine Menge von Tulpen
ähnlichen Blumen von den ausgezeichnetsten Farben,
auf hohen Stämmen vereinigt. Einige der Yuccen, so wie
die Vellozien und Barbacenien sind mit wenig verästelten
Stämmen versehen, und zeigen alsdann eine grofse Aehn-
*) L c. Linnaea von 1829. pag. 223,
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lichkeit mit den Pandanen - förmigen Gewächsen, so dafs
andere Botaniker die Dracaenen sogar zur Agaven-Form
gezogen haben *). Gewifs ist es, dafs die Pandanen-Form
einerseits durch die Dracaenen, so wie die Agaven-Form
durch die Yuccen in einander übergehen. Auch die Agaven
Mexiko's, welche gleichsam stammlose Fourcroyen
sijid, imponiren durch ihre eigenthümliche Form, wie durch
ihre Massen; obgleich ihre Blätter grofs und fleischig sind,
wachsen sie dennoch in Gegenden, deren Boden fast wasserlos
ist, denn oftmals besteht er ganz aus Felsen, nur
hie und da etwas Dammerde zeigend. Die üppigen Blumen
Rispen, welche diese Gewächse, oft zu 16 und 20
Fufs Höhe, mit Tausenden von Blüthen geschmückt entwickeln,
tragen nicht wenig dazu bei, die öden Gegenden
zu beleben, in welchen die Agaven- meistens wachsen.
Bekanntlich sind einige Arten dieser Gattung ganz vorzügliche
Nutzpflanzen, und sie werden von den Mexikanern
in einem sehr ausgedehnten Maafsstabe cultivirt.
in der alten Welt gedeihen diese Pflanzen bei entsprechenden
Climaten sehr wohl, und auch hier giebt es Gegenden,
wo die Agaven in solcher Menge angepflanzt sind
dafs sie auf den Character der Vegetation einen wesentlichen
Einflufs ausüben. Auf den Canarischen Inseln und
auf St. Helena benutzt man die Agaven zur Bepflanzung
der Wege, und wenn diese Pflanzen daselbst zur Blüthe
kommen,^ gewähren sie, schon aus der weitesten Ferne,
den reizendsten Eindruck.
Den Agaven der neuen Welt entsprechen die Aloe-
Gewächse in der alten Welt; viele von ihnen gleichen,
dem Habitus nach, auf das genaueste den Agaven - förmigen
Gewächsen, sowohl denen mit Stämmen, als auch denjenigen
ohne Stämme. Fast alle Aloe-Arten sind im südlichsten
Afrika zu Hause, wo sie die subtropische Zone
einnehmen; nur einige wenige Formen repräsentiren diese
Gattung in der subtropischen Zone der nördlichen Hemi-^
*) S. V. Martius Reise nacli Brasilien. III. pag. XVI.
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