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Erde sendet, und so gewinnt dieses zähe, lebenskräftige
Gesclileclit, zum Verderben der Nachbarn, immer neue
Ausdelinnng und Stärke. Wir fmden diese Lebensweise
bei Pflanzen aus den verscliiedensten Familien, vorzüglich
ausgebildet aber bei vielen Guttiferen. Es sind in den
Wäldern Brasiliens die Clusien, Havettien, Arrudaeen und
die verwandten Gestalten der Ruyschia, Norantea und Marcgravia,
'welche sich, durcli Zusammenfliefsen ihrer Aeste
und Stännne, selbst mit dem Holze der Unterlage auf das
Innigste verbinden. An den Ufern des Rio Guama sah
Herr von Martins ganze Reihen der Macaubapalme (Acrocomia
sclerocarpa M.) mit der Clusia alba überzogen, so
dafs der Parasit ein, ringsum geschlossenes Rohr um den
30 Fufs hohen Stamm gebildet hatte, das an kurzen Aesten
Laub und Blumen trug, und aus dessen Ende die
erhabene Palmkrone hervorragte. Ich habe ganz ähnliche
Umgiirtungen von abgeflachten, netzartig aussehenden Feigen
Stämmen in den Urwäldern der Insel Lugon, selbst
die dickesten Stämme anderer Bäume wie mit einem umgossenen
Gitterwerke umzogen gesehen, deren Entstehung
mir anfangs ganz unbegreiflich schien. Ich habe, schon an
verschiedenen anderen Stellen dieses Buches (pag. 179) näher
gezeigt, wie diese Schlingpflanzen die nebeneinander
stehenden Stämme und Kronen, gleich sich durchkreuzenden
Tauen mit einander verbinden, so, dafs selbst die Wirkung
der heftigsten Stürme nicht im Stande ist, die vereinigten
Massen von einander zu trennen. In den Wäldern
der neuen Welt sind es hauptsächlich die Bauhinien,
Paullinien und Banisterien, wärend in den Wäldern der
alten Welt die Passifloren, Aristolochien, aber hauptsächlich
die Ratang's (Calamus-Arten), diese lebenden Seile
bilden, welche oft, auf 20 und 30 Fufs Länge, weder Blätter
noch Blüthen treiben. Zwar sind grofse Blüthen, von
ausgezeichneter Farbenpracht, den Lianen oder Schlingpflanzen
charakteristisch, doch hoch in den Gipfeln der
Bäume schweben diese biegsamen Stämme, und meistens
verrathen erst die herabgefallenen Blüthen oder ein beft
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sonderer Wohlgeruch die Anwesenheit dieser seltenen
Schönheiten zu denen oftmals vergebens der reisende
Botaniker hinaufschauet. Bäume mufs man fällen, um zu
den Blumen ihrer Schmarotzer-Gewächse zu gelangen,
denn die Stämme sind theils zu dick, theils mit rauhen
Warzen oder Stacheln geschirmt, theils mit gestachelten
Schlingpflanzen bezogen, und verweigern jedem Verwegenen
den Weg, wärend die Lianen, deren straffgespannte
Seile zum Klettern so vortheilhaft wären, durch ihre
beifsenden Säfte und die bösen Ausdünstungen, selbst bei
den Bewohnern der Wälder gefürchtet w^erden. Bekanntlich
sind die Blüthen der Aristolochien ihrer aufserordentlichen
Gröfse wegen berühmt; an den schattigen Ufern des
Magdalenenflusses in Südamerika fand Herr v. Humboldt
die Aristolochia cordifolia, deren Blume, von 4 Fufs Umfang,
von den indischen Knaben im Spiele als Mützen benutzt
wurden, und die Aristolochia gigantea des Herrn
vi Martins hat fast fufslange Blumen.
Aber auch mit diesen, in die Luft gehobenen Gärten
von gröfster Mannigfaltigkeit und üppigster Pracht ist die
Kraft der tropischen Vegetation noch nicht gebrochen,
denn selbst aus den Wurzeln treten mannigfaltige Gewächse,
oft von riesiger Gröfse und sonderbarer Form
hervor, gleichsam ihren dunkeln Ursprung verkündend.
Die Rafflesien und Brugmansien im indischen Archipel erscheinen
nicht anders, als grofse, gleichsam blühende Hutpilze;
j a die Rafflesia oder Riesenblume erreicht eine
Gröfse von 3 Fufs Durclnnesser, Die tropischen Wälder
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Als eine Eigeiithüniljchkeit der Bä ume und überhaupt der
Gewächse tropischer Wä l d e r ist noch zu bemerken, dafs nach den
Beobachtungen ve.r^ehiedener Rei sender , als Wy d l c r , Auguste de
Saint-Hilaire und Pohl, die Bä ume in den tropischen Wä l d e r n nur
selten blühen, und dafs sie sich häufig durch heranwachsende Wu r -
zelbrut fortpflanzen. Da s unaufliörliche Wa chs thum der Bäume ,
ihr Blätter- und Zwe i g e -Tr e iben, bringt nur selten Blumen hervor.
Eine Qua l e a Gestasiana bleibt 5 J ahr e unfruchtbar, wenn sie einm^il
Blüthen getragen hat, ect.
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