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niederen Gesträuchen, welche erst der Vegetation der
arktischen Zone entspricht. Ganz ähnliche Ungleichheiten
lassen sich auf den verschiedenen Höhen des Hiinalaya
nacliweisen, wo die Schneegrenze, obgleich das Gebirge in
der subtropischen Zone liegt, der eigenthiimlichen Form
der Bergmassen wegen, zu eben derselben Höhe ansteigt,
als in vielen Gegenden der Cordillere unter dem Aequator.
Dieses sind offenbar die gröfsten und die wichtigsten Abweichungen
in der verschiedenen Höhe der obersten Vegetations
Grenze, und für solche besondere Ausnahmen
passen die genauen Begrenzungen der verschiedenen Regionen,
welche wir in der Tabelle angegeben haben, keineswegs.
Indessen alle diese Ausnahmen von der Regel sind,
nach dem heutigen Zustande der Meteorologie, ganz genügend
zu erklären, und man wird demnach noch immer am
richtigsten verfahren, wenn man die ganze Eintheilung der
Gebirgs-Flora in verschiedene Regionen nach einem allgemein
durchgreifenden Principe feststellt, und überall auf
die Abweichungen von dieser Regel aufmerksam macht.
Mögen sich scheinbar noch so grofse Schwierigkeiten diesem
Verfahren in den Weg stellen, sie sind sicherlich nur
scheinbar, und werden sich, bei jeder speciellen Untersuchung
eines Gebirges, auf die festgestellte Regel zurückführen
lassen.
Es läfst sich übrigens sehr leicht nachweisen, dafs
alle Eintheilung der Pflanzendecke in verschiedene Zonen,
eben so wenig genau bestimmt ist, da der Lauf der Isothermen
schon an und für sich so höchst unregelmäfsig
ist, und immer mek- an Unregelmäfsigkeit zunimmt, je
mehr man sich den Polargegenden nähert. Aber durch den
abermalig verschiedenen Lauf der Isotheren, welche die
Verbreitung der jährigen Pflanzen hauptsächlich bestimmen,
wird die Bestimmung der Grenzen für die einzelnen Vegetations
Zonen äufserst schwierig, und überall finden sich
Ausnahmen und Abweichungen von den aufgestellten Regeln;
aber dennoch wird Niemand eine solche Eintheilung
der Vegetation nach den verschiedenen Zonen der Erde
für überflüssig halten, sondern sie ist durchaus nöthig, um
hinlängliche Anhaltspunkte zur Mittheilung zu haben. Da
nun aber, wie es schon so oft nachgewiesen ist, die ganze
Veränderung des Clima's auf der Oberfläche der Gebirge,
von der Ebene an, bis zur ewigen Schneegrenze hin, ganz
entsprechend ist den Veränderungen des Clima's von dem
Aequator bis zu den Polar-Gegenden, und da gerade nach
dem Zustande des Clima's der ganze Zustand der Vegetation
sich richtet, so kann wohl keine Eintheilung der
Gebirgs - Floren in verschiedene Regionen richtiger sein,
als diejenige, welche für die entsprechende Zone auch entsprechende
Regionen festzustellen sucht. Es wird gewifs
nicht selten vorkommen, dafs auf irgend einem Gebirge
diese oder jene Region so äufserst schwach ausgedrückt
ist, dafs man dieselbe fast gar nicht wieder erkennt, aber
eben dasselbe findet auch bei der Betrachtung der Vegetation
nach ihrer horizontalen Ausdehnung statt, wozu im
vorhergehenden Abschnitte Beispiele genug aufgeführt worden
sind.
Es wäre wohl zu wünschen, dafs man die Pflanzen-
Geographie etwas allgemeiner behandeln möchte, als dieses
wohl in neueren Werken der Fall ist. Es ist gewifs, besonders
bei der speciellen Untersuchung einer Gebirgs-
Flora, von hohem Interesse, sowohl die obere, als die untere
Grenze des Vorkommens irgend eines Baumes, oder
irgend einer Pflanze genau zu kennen; für die allgemeine
Wissenschaft aber möchte eine solche Bestimmung, bis zu
einer Genauigkeit von ein Paar Fufs Höhe, von weniger
grofsem Nutzen sein, da sich diese Grenzen, selbst für die
verschiedenen Seiten eines und desselben Berges, so äufserst
verschieden zeigen. Ich möchte glauben, dafs die hohe
Genauigkeit, welche man gegenwärtig mit dergleichen Angaben
erreichen will, nur scheinbar ist, und dafs sie nur
von örtlichem Interesse ist. Es ist gegenwärtig längst
erwiesen, dafs die Vegetation, in den verschiedenen Regionen
der Gebirge, den entsprechenden Zonen der horizontalen
Verbreitung entspricht; und bei gegenwärtigen Unter-
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