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zu einer unglaublichen Hölie auf die Gebirge von Amerika.
' Nach Herrn Alex. v. Hmiiboldt sind, auf dem Plateau von
Mexico, nocli in einer Höhe von 8680 Fufs die ausgedelmtesten
IMaysfelder zu finden, und in Peru, auf dem Wege
von Lima nach Pasco, steigt die Mayscultur bis zu 3824
Meter, also fast bis auf 12000 Fufs Höhe, ja auf einem
kiinstlidien Wege hat man, schon zu der Inca's Zeiten, die
Ciiltur des Mays, auf der Insel Titicaca, im grofsen See
gleichen Namens erzwungen. Auf jener Insel, in einer
Hölie von 12800 engl. Fufs, ^var der bekannte grofse Sonnentempel
; in ihm brachten die Inca's dem Sonnengotte
von eben demselben Mays zum Opfer, welclier auf der
Insel gewachsen ^var, und der übrige ward durch die, dem
Sonnendienste geweiJieten Jungfrauen den übrigen Klöstern
und Tempeln des Reiclis überbracht, von wo aus er unter
das Volk kam. Das Volk glaubte, dafs, wenn es nur ein
Korn von diesem Mays erhielte, es ihm, für die ganze
Lebenszeit, niemals an Brod fehlen würde.
So wie unsere Getreidearten, so zeigt auch der Mays
mehrere Varietäten, welche sich bald durch die Gröfse
der Körner, bald durch die Schnelligkeit im Reifen auszeichnen;
doch von allen Getreide-Arten, welche die verschiedenen
Völker pflanzen, ist aufser dem Reise keine
so ungleich in ihrem Ertrage, als gerade der Mays. Herr
V. Humboldt sagt: „Auf demselben Boden wechselt er,
nach den Veränderungen der Feuditigkeit und ^ der mittleren
Temperatur des Jahres, von 40 bis 200 und 300 Körner
auf ein Korn Aussaat. Ist die Erndte gut, so gewinnt
der Colonist durch diesen Culturzweig viel ansehnlicher,
als durch den Weitzen, und man könnte sagen, dafs der
Bau des Mays's die Nachtheile und die Vortheile des Weinbaues
hat."
Die Art des Verbrauches des Mays ist bei den versdnedenen
Völkern Amerika's vielfach verschieden; schon
die Peruaner und die Mexicaner bereiteten verschiedene
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Arten von Brod aus dem Mays. Die Peruaner hatten eine
Art, welche sie zum Opfern gebrauchten und Canen nannten,
eine andere, welche sie als gewöhnliches Brod benutzten,
Canta mit Namen, und dann noch eine dritte
Sorte, welche sie bei ihren Feierlichkeiten gebrauchten.
Noch heutigen Tages macht man in den verschiedenen
Ländern von Amerika, AVO die Mayscultur betrieben wird,
eine sehr grofse Anzahl von verschiedenartigen Speisen aus
dem Mays;'sehr häufig ifst man ihn, ganz einfach mit Salz
abgekocht, indem man den ganzen Kolben auf den Tisch
bringt, und er schmeckt alsdann ähnlich unseren Graupen.
Es ist hier nicht der Ort die Speisen zu beschreiben,
welche aus den Nahrungspflanzen bereitet werden; wie
allgemein aber der Gebrauch des Mays's in den tropischen
Ländern Amerika's ist, das möchte daraus hervorgehen,
dafs zu Anfange dieses Jahrhunderts, allein in Mexico,
eine Masse von 800 Millionen Kilogrammen, also über
1600,000,000 Pfunde, bei einer Gesammt-Bevölkerung von
vielleicht nicht mehr als 50000Ü0 Menschen verbraucht
wurde. Aber der Verbrauch dieses Getreides ist defshalb
so grofs, weil in Gegenden, welche arm an Gras sind,
selbst die Maulthiere damit gefüttert werden müssen; daher
tritt aber auch die hödiste Noth in diesem Lande ein,
wenn einmal die Mays erndte nicht gerathen ist.
Aufserdem wird der Älays zur Bereitung von verschiedenen
gegohrenen Getränken benutzt, welche in Peru,
schon zu der Inca's Zeiten, unter dem Namen Chicha
bekannt waren. Die Chiclia, welche als gewöhnliches Getränk
benutzt wird, gleicht unserem AVeifsbier, oder noch
mehr dem faden Getränke, welches auf einigen Punkten
von Deutschland unter dem Namen Broihan bekannt ist.
Andere Chicha-Arten sdimecken wie Cider, und durch
hohes Alter werden sie sehr geistreich; ich habe etwas
Cider der Art, weicher in einem alten Grabe gefunden
war, und wenigstens 300 Jahre alt sein mufsfce, geschmeckt
und ihn dem Alkohol ähnlich gefunden. Auf dem Abhänge
der Cordillere ist überall Ueberflufs an Chicha de Mays,
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