standen war, nicht erläutert. Denn, auch abgesehen
davon, dafs die dort vorgetragene Geschichte eine solche
Erklärung oder Erzählung nicht nothwendig
erforderte; so würde auch die Bildung des Sees nicht
als eine einzelne Thatsache dastehen, sondern nur als
eine allmählich, vielleicht in nicht kürzerer Zeit als
zwey bis drey Menschenaltern eingetretene und zur
Zeit da Moses schrieb noch nicht in Vergessenheit ge-
rathene Folge der Naturbegebenheit, welche Sodom
und das ganze Land am südlichen Ende dieses Sees umgekehrt
hatte.
Immer bleibt das Tod t e Meer mit seiner Umgebung
ein überaus merkwürdiger Punct unter den vul-
canischen Erdgegenden, sowohl wegen seiner vermuth-
lichen Entstehung, als wegen seiner noch jetzt bestehenden
Eigenschaften die den Vulcanismus der
dortigen Gegend zu bestätigen scheinen. Hierzu
gehören : das eigenthümliche Aushauchen von schwef-
lichen Dünsten das man diesem See zuschreibt, die
Rauchwolken die man zuweilen über ihm bemerkt
hat (x), die räthselhafte Bildung des Asphaltes auf oder
unter seinem Grunde; dieser Asphalt ist, wie Seetzen (2)
ausdrücklich bemerkt, porös, und von dem, welchen
man in Lagern an verschiedenen anderen Puncten
Palästinas findet, sehr verschieden, und hat das Ansehen
als ob er flüfsig gewesen wäre. Hieher gehören
ferner das Vorkommen von gediegenem Schwefel am
südlichen Ende des Sees (3); die Basaltkuppen an seiner
1} Strabo L.. 16. T. 1. p. 370. — V o l n e y Voy. seconde ed.
T. 1. p. 275.
. 2) v. Zach Monatl. Corresp. Bd. 18. S. 441. — S. auck
Ritter Erdk. Th. 2. S. 344. und die dort angeführten Schrift.
3^ Seetzen a. a. O. S, 443.
Ostseite (1); dann, dafs man an diesem See wie an dem
Caspischen Meere eine Veränderlichkeit, bald ein Sinken
und bald ein Steigen des Wasserspiegels beobachtet
zu haben glaubt (2). Auch eines Aufkochens und
Blasenwerfens, das man am Wasser des Sees bisweilen
•wahrnehme, erwähnt Strabo-
Seit der Zerstörung der fünf Städte und dem Ertrinken
des Thaies Siddim hat der See und seine Umgebung
keine Katastrophe mehr erlitten; ja diese
Gegend hat sogar einer besondern Ruhe genossen,
da andere Theile Palästina’s und Syriens, und die
gegen Osten angränzendeil Gegenden von heftigen
Erdbeben während langer Zeiträume erschüttert worden
sind. Dieser merkwürdige Umstand führt Herrn Rit-
ter (3) auf einen Gedanken, den wir gern festhalten,
da er, wenigstens in gewissem Sinne, eine Bestätigung
unserer Vorstellung von dem Zusammenhänge
der vulcanischen Wirkungen auf der Erde zu enthalten
scheint. Dieser sagt nähmlich: „Sollten nicht von der
»Ruhe, welcher diese Gegend geniefst, die continuirli-
„chen Eruptionen die nächste Ursache, das für die
„Nachbarschaft schützende Präservativ seyn, (wie Island
es für Norwegen und Grönland, die Strecke zwischen
Vesuv und Aetna es für Norditalien und Tu-
„nis u. s. w .) dafs, indem jene Erdbeben nur momentane
Hemmungsacte einer subterrestrischen stetigen
„Thätigkeit sind u. s. w.“ Nur möchten wir nach
unserer Ansicht die Erschütterungen nicht als Hemmungsacte,
sondern als gehemmte Ausbrüche der aller-
1} Seetzen S. 432.
2) Pococke Beschr. d. Morgenl, TeutscheTJeb. Th.2. S. 53. f.
3) Erdk. Th. 2. S. 340.
Veränd. d. Erdfl. Bd. II. I