übergehend, bisweilen länger an h a lten d , oder sich in
Perioden von T ag en , W o ch en , ja Monaten wiederhoh-
lend. Einmal zeigt sie sich auf einen kleinen Bezirk
eingeschränkt, ein andermal verbreitet sie sich au f viele
Meilen langen Strichen. Einmal is t sie kaum merkbar,
ein andermal ist sie von solcher H eftig k eit, dafs sie
n ic h t n u r die au f dem Grunde den sie erschüttert befindlichen
Menschenwerke um stü rz t u n d z e rs tö rt, sondern
auch w o h l die Gestalt des Bodens selbst verändert.
E inmal bleibt bey solchen Bewegungen die Oberfläche
u n v e rle tz t u n d geschlossen, ein andermal zerreifst sie,
es bilden sich Spalten u n d Sch lü n d e, und dann ist das
Phänomen zuw eilen von Ausbrüchen von Gasarten,
auch w o h l von E n tzü n d u n g en u n d Auswürfen von
W asser, Schlamm u n d Steinen beg le ite t, die den vul-
canischen gleichen, bisweilen erfolgt das Zerreifsen
ohne solche Ausbrüche. Den Ausbrüchen der eigentlichen
u n d dauernden Vulcane gehen in der Regel Erschütterungen
des Bodens um sie h e r voraus.
Diese W ahrnehmungen begründen den Schlufs, dafs
solche E rsch ü tteru n g en der Erdrinde — die eigentlichen
Erdbeben — n ic h t von äufseren Ursachen herrühren
können , sondern dafs sie durch gewisse im Innern
des Erdballes oder seiner Rinde w irk en d e Kräfte hervorgebracht
werden.
Es zeigt sich aber bfey allen den Erdbeben angehörenden
Erscheinungen eine Aehnlichkeit m it den Phänomenen
der Vulcane, welche kaum erlaubt zu
zw e ife ln , dafs beyde von einerley Ursachen hervorge-
b rach t w e rd e n , und n u r verschiedene Arten sind, wie
sich die Wirkungen dieser Ursachen zu erkennen geb
e n , nach Verschiedenheit der Lage u n d Beschaffenh
e it der Oberfläche oder des Theils der Erdrinde au f den
sie w irken. Die Erscheinung welche die eigentlichen
Vulcane von den Erdbeben unterscheidet ist fast n u r
das Daseyn des permanenten Kraters u n d die Wieder-
hohlung der Ausbrüche durch denselben, oder in dessen
nächstem Umkreise. Alle übrigen Phänomene der
Vulcane, das unterirdische donnerähnliche Getöse, das
Bewegen, Emporheben und Zersprengen des Bodens,
und das Ausströmen von elastischen Flüssigkeiten, die
Entzü n d u n g , ja selbst das Auswerfen von mineralischen
Substanzen ( r ) , kommen dann u n d w an n , mehr
oder weniger bey Erdbeben w ie bey vulcanischen Ausbrüchen
v o r, selbst w en n jene sich fern von thätigen
Vulcanen e r e i g n e n u n d die eigentlichen vulcanischen
Ausbrüche sin d , w ie w ir schon-bemerkt h ab en , fast
immer von Erderschütterungen b eg le ite t, oder werden
durch diese angekündiget.
Man hat viele Beyspiele, dafs ein Zusammenhang
zwichen den eigentlichen Vulcanen u n d den Erd erschütterungen,
diese mögen sich in der Nähe der er-
steren oder in bedeutenden Entfernungen von ihnen
zeigen, sehr deutlich wahrgenommen wo rd en ist. So
erfuhr Herr von Humboldt (fl) zu P a s t o im Königreiche
V e n e z u e l a (je tz t C o l u m b i a ) dafs dieSäule
von dickem schwarzen Rau ch e, die im Jahre 1797 w ä h rend
einiger Monate aus dem Vulcan in der Nähe dieser
Stadt emporgestiegen w a r , in derselben Stunde ausblieb
, in welcher sechzig Lieues davon gegen Süden
die Städte R i o b a m b a , H a m b a t o und T a c u n g a
durch einen fürchterlichen Erdstofs umgestürzt w u r den.
Als am 1. November 1755 Lissabon vom Erdbeben
zerstört w u rd e , schlug in der Stunde der E rsch ü tteru n g 1 2
1) M a r a l d i in Hist, de l'acad. des Se. de Paris, an 1704. Hist,
p. 9.
2) V o y a g e aux Terres equinox, etc. T. 1. p. 317*