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nisch. Sie ist völlig so geformt wie Barre n - I s l and
im Golf von Bengalen * *(i), steigt steil aus dem Meere
empor, als ein gegen ÖOOFufs hoher kegelförmiger Berg,
von Westen her gesehen scheinbar unversehrt; auf der
Ostseite aber zeigt sich ein von der Spitze des Kegels
bis an die Meeresfläche herabgehender Ausschnitt, welcher
in das Innere zu blicken gestattet, und den Kegel
als hohl darstellt. Das Innere bildet ein grofses, rundes
, kraterähnliches, mit Wasser der Meeresfläche
gleich angefülltes Becken, das Herr von Buch für einen
wahren Erhebungs - Krater zu halten geneigt ist (2).
Es scheint seit der Entdeckung der Insel (durch den
Niederländer Fläming im J. 1696) eine bedeutende
Veränderung erlitten zu haben. Dieser fand das Becken
einen Pistolenschufs im Durchmesser, und die Felsen
welche die Barre vor dem Eingänge desselben bilden so
hoch, dafs das Boot mit Anstrengung darüber hin gezogen
werden mufste. Auch jetzt umgiebt zwar eine
starke Brandung die Insel, aber bey ruhiger See kann
man mit Booten in das Becken einfahren. Die Einfahrt
ist vierzig Yards weit und das Wasser in dem Becken
ist so ruhig wie in einem Teiche; die Wasserfläche in
demselben aber hat wohl Eine englische Meile im Umfange
(tausend Yards Durchmesser) und die Tiefe darin,
wo sie am gröfsten ist, beträgt 174 englische Fufs.
Das Seewasser im Becken ist lauwarm von vielen heis*
sen Quellen, die auf seinem Grunde und an seinem
Rande entspringen. Diese heifsen Quellen scheinen der
einzige Ueberrest der vulcanischen Thätigkeit an die-
1) S. oben S. 445.
2) Abh, der phys. Classe der Akad. z. Berlin JJ. 1818 —- 19.
S. 6h
IN S E L N U. S. W.
6em Puncte zu seyn. Der Zeitpunct des Erlöschens
dieses Vulcans ist eben so wenig bekannt als der der
Erhebung desselben (1); auch läfst sich darüber Nichts
angeben, oh die seit hundert Jahren erfolgte Erweiterung
des Beckens Folge eines einzelnen Ausbruches, oder
des allmählichen Fortschreitens der Zerstörung der
Wände desselben ist. Noch müssen wir bemerken, dafs
die Benennungen der beyden Inseln verwechselt worden
sind. Die ersten Entdecker nannten die südliche
St. Paul , und die Abbildung welche Fläming von ihrer
sehr charakteristischen Gestalt mit dem Krater gegeben
bat, trägt diesen Nahmen (2). Andere hingegen
geben der vulcanischen Insel den Nahmen Ams t e r dam
und der gröfseren den Nahmen St. Paul; Soviel
ist indessen ausgemacht und von Allen angenommen,
dafs die kleinere, die das vulcanische Becken
enthält, die südlicher liegende ist (3).
Eilf Grade weiter gegen Süden und ungefähr acht
Grade mehr westlich liegt Ke r g u e l e n s Land , an
welchem man auch eine wenigstens altvuleanische Beschaffenheit
wahrzunehmen geglaubt hat.
Der Inseln an der Westseite des nördlichen Af r ica
haben wir im II. Hauptstücke schon gedacht.
1) Suppt, to the Encyctop. Brit. a. s. O. — Monthly Magazine
Novemb. 1822 p. 291 f. — Abbildungen dieser vulcanischen
Insel s. in Hist. gen. des Voyages T. 16. p. 80. —■
* Barrow Reise nach Cochincliina, und — * Mortimer's
Reise in die Südsee.
2) Diese Abbildung befindet sich auch in Hist. gén. des Voyages
am so eben an gef. O.
3) Staunton a. a. O. — Ve rneur Journal des Voy. T. 15*
p. 113 - - 115.