w. ( 1). Von der Trachyt- und Basaltformation findet
sich in diesen grofsen Gebirgsmassen Nichts; wir haben
aber schon bemerkt, dafs diese Formationen an
mehreren Puncten des südlichen sowohl als des nordwestlichen
Fufses der Kette, mit allen sie gewöhnlich
begleitenden, die Einwirkung des vulcanischen Proces-
ses andeutenden Erscheinungen Vorkommen.
Wenn gleich nun die höheren Alpengegenden von
den eigentlichen Erdbeben fast gar nicht leiden, so
trifft dieselben doch zuweilen ein anderes von zerstörenden
Folgen begleitetes Phänomen, welches zwar
zuweilen auch als Wirkung des Erdbebens erscheint,
aber auch unabhängig von dieser erfolgen kann, und
eine eigenthümliche Erscheinung ist, der sogenannte
Ber g f a l l oder Be rgs c h l i p f . Diese Erscheinung
ist sehr oft, selbst von manchen neueren Schriftstellern,
mit den Erdbeben verwechselt oder als Folge desselben
angegeben worden, wo sie dieses nicht gewesen ist.
Sie hat sich m der Alpenkette, und in anderen Gebirgsgegenden
sehr häufig ereignet, und in der erstem
unter Anderen die Städte Maja und Lagar i s inTy-
rol , den Flecken P l ü r s in Graubünde n , Lo-
we r z und Goldau in S chwy z zerstört. Die meisten
dieser Bergfälle sind nicht Folgen des unterirdischen
Processes, der wahrscheinlicherweise die Erdbeben
hervorbringt, sondern nur einer mechanisch
zerstörenden Einwirkung der Atmosphäre und der Gewässer
auf die Bestandtheile der Berge, wodurch Felsmassen
zerstört, ihrer Stützen beraubt, und dem Gesetze
der Schwere folgend von steilen Abhängen herabgestürzt
werden oder herabgleiten. Da wirkliche Erd-
1} B er t r and Mémoires histor. et-physiques sur les Tremblement
de terre, à la Haye 1?57. p. 25.
I beben dieselbe Erscheinung hervorbringen können, so
I ist in vielen Fällen nicht mit Bestimmtheit auszumit-
I teln, ob ein Bergfall blofs durch mechanische Einwir-
I kungen erfolgt, oder durch Erdbeben veranlafst worden
I ist, Deshalb ist die Erscheinung sehr oft mit den wah-
I ren Erdbeben verwechselt worden, und unter den Bey-
I spielen, die Scheuchzer i) und Andere von Erdbeben
I in der S c hw e i z aufzählen, sind ohneZweifel manche
I von blofsen Bergfällen mit aufgenommen worden. Es
I ist dieses um so mehr zu vermuthen, als eben die
I Nachrichten von wirklichen Erdbeben in diesem Hoch-
I gebirge so selten sind, wie denn auch Ebel 2) aus-
I drücklich bemerkt, dafs über keine Erscheinung in den
I Uralpen wenigere Nachrichten und Beobachtungen
I aufzufinden seyen, als über die Erdbeben. Wir wer-
I den daher alle uns vorkommende Nachrichten vonEerg-
I fällen, denen nicht Beobachtungen von solchen Erschei-
I nungen, wie sie den Erdbeben eigenthümlich sind, zur
I Seite stehen, hier mit Schweigen übergehen, und erst
I an dem diesem Phänomen eigends bestimmten Orte
I unserer Arbeit aufführen.
Die eigentlichen Erdbeben aus den Alpengegenden,
I von welchen man Nachricht hat, haben sich theils am
I niedrigen Bande der Gebirgskette, theils in ihren tiefen
I Einschnitten, überhaupt aber selten sehr zerstörend
I gezeigt. In der S c hwe i z sind sie am häufigsten und
I am stärksten in dem Thale, welches zwischen den A1 -
[ pen und dem Jura hinstreicht» und zwar meistens
I an der Seite der Jura-Ke t te und parallel mit derselben
I Wahrgenommen worden; wo sie sich denn vorzüglich
I stark am nördlichen Ende derselben bey Ba s el geäus-
1} Helvetiae Stoiclieiog rapliia etc. Th. 3 S. 84. — B ertr and in
der angeführten Schrift.
2) Ueber den Bau der Erde in dem Alpen-Gebirge. Th. 1, S. 191,
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