scliengeschlecht in dieser sowohl, als in mancher andern
Gegend erloschene Vulcane noch thätig gekannt haben
müsse, haben Manche in gewissen Nahmen von Bergen
undThälern u. s. w. zu finden geglaubt, welche aufvulca-
nische Erscheinungen Beziehung zu haben scheinen, wie
Montbrul , Gu e u l e d ’Enf e r , Val l e e d ’Enfer,
Pafs Vulcan, Vi h o r l e t (in Ungarn) und ähnliche.
Manche solcher Benennungen mögen wohl nur von dem
rauhen, auch wohl schrecklichen Ansehen der Gegen-
den denen sie gegeben worden sind herrühren; indessen
wollen wir nicht geradezu in Abrede seyn, dafs hie
und da Nahmen solcher Art einen historischen, wenn
auch in der dunkelsten Vorzeit verborgenen Ursprung
haben können. Dieses kann allerdings der Fall seyn;
und wenn man es von Gegenden annehmen w ill, mit
denen unsere historische Bekanntschaft so neu ist, wie
mit den im Norden und Westen der Alpenkette gelegenen
, so hat die Etymologie nicht einmal nöthig so sehr
hoch hinaufzusteigen, wie etwa im Orient, und so
verkleinert sich mit dem zu durchrathejiden Zeiträume
auch die Masse der Zweifelsgründe gegen solche Vermuthungen
allerdings. Was wissen wir von Gal l ien
und seinen Bewohnern in den Zeiten vor Julius Cäsar?
Wir dürfen nicht einmal Muthmafsungen darüber wagen,
wie hoch hinauf die Ausbildung und noch vie]
weniger, wie hoch hinauf die erste Bildung der Sprache
der uns völlig unbekannten Volker zu verfolgen ist,
die vielleicht schon tausend und mehr Jahre früher in
jenen Gegenden safsen, und von denen die damals gebildeten
Völker der südlicheren Gegenden — die Einzigen
von denen wir unsere dürftigen, unzureichenden,
dunkeln ja mehr als halb fabelhaften Ueberliefe-
rungen aus der alten Zeit erhalten haben — durchaus
keine Hunde gehabt zu haben scheinen.
Für möglich halten wir daher, dafs das Andenken
an Naturbegebenheiten aus einer zwey bis dreytausend
Jahre vor der unsrigen liegenden Zeit sich in Ortsbenennungen
mehrerer Gegenden erhalten, sich nicht
nur durch viele Generationen, sondern auch durch
viele Völkerwanderungen, Staats - Umwälzungen und
selbst Sprach - Umwälzungen erhalten haben kann.
Für möglich müssen wir dieses allerdings halten; denn
das ist als ausgemacht anzunehmen , dafs die meisten
Ortsbenennungen, vorzüglich aber die, welche nicht
den von Menschenhänden erbaueten Wohnsitzen, sondern
den Werken der Natur angehören, die Nahmen
der unvergänglichsten Denkmale ihrer Kraft auf der
Erdoberfläche, der Berge, und vorzüglich der ausgezeichneteren
unter ihnen, die immer den Menschen
die merkwürdigsten und bewundertesten Gegenstände
der Natur gewesen sind — dafs diese bis in das höchste
Alterthum hinaufreichen, und von Volke zu Volke
dieselben geblieben sind. Einwandernde, erobernde
Völker mögen Alles neu in das errungene Land mitbringen;
die Nahmen der Berge, Thäler, Flüsse bringen
sie nicht mit, höchstens können Mundarten diese
etwas verderben.
Eben so halten wir für unzweifelhaft, -dafs bey
allen Wanderungen der Völker, bey allem Wechsel ihrer
Wohnsitze, ein Land, eine Provinz nie v ö l l i g
um die ihr eigene alte Sprache gebracht wird; sondern
dafs wenigstens Theile oder Trümmer derselben mit in die
neue übergehen werden, und dafs sich auf diese Weise
die Benennungen und die Bedeutungen lange Zeit einander
erläutern ehe die Beziehungen durch die entfliehenden
Jahrhunderte so verwischt werden, dafs man
Weder ihre Scheidungslinien noch ihre Uebergänge in
einander mehr aufzufinden vermag«
Veränd, d. Erdfl. Bd, II, Z