Vollständigkeit, u n d zugleich die Bestimmung ihrer
Z eitpuncte sehr genau u n d zuverlässig zu besitzen.
H ie rzu zu gelangen is ta b e r schlechterdings unmöglich.
W en n es u ns auch gelungen séyn sollte, d urch Jleifsige
B en u tzu n g der Hülfsmittel die uns z u Gebote waren,
w irk lic h den gröfsern Theil der bekannten in Schriften
a u fb ew ah rten Nachrichten zu sammen zu trag en ; so er-
g ieb t sich doch von s e lb s t, dafs auch diese, ih re r Beschaffenheit
n a ch , etwas Vollständiges n ic h t gewähren
u n d n ic h t gewähren können. Es h errscht in den Nachric
h te n , die von solchen Erscheinungen aufgezeichnet
w o rd e n s in d , z u w e n ig Gleichförmigkeit sowohl in
H in sich t au f die Zeiten als au f die Gegenden in denen
c ie sich gezeigt haben. In den älteren Zeiten h a t man
w o h l n u r die gröbsten u n d folgenreichsten darunter
au fg ezeich n et, besonders in den Gegenden, in welc
h e n sie überh au p t etwas Gewöhnliches waren. Späterh
in ist man in verschiedenen Ländern von sehr verschieden
e n Zeitpuncten an auf solche Erscheinungen aufmerksam
e r geworden. -Die Beobachtung der geringeren Erdb
eb en und-ähnlicher Phänomene h a t erst in sehr neuer
Z e it angefangen ; u n d man findet auch da sie n u r in
solchen Gegenden, in denen besonderer Eifer für
Beobachtung der N a tu r herrschend u n d in denen
zugleich die Sammlung u n d Aufbewahrung solcher
Beobachtungen d urch eigene wissenschaftliche E inrichtu
n g e n erleichtert w u rd e , w ie in England, Frankreich,
S c an d in av ien , T eu tsch lan d , w o selbst die unbedeutendesten
Beobachtungen u n d Nachrichten eine willkommene
Aufnahme in den Sammlungen der akademischen
u n d der Zeitschriften fanden. Aus diesen Ländern sind
dah er reichliche Nachrichten von diesen Erscheinungen
v o rh a n d e n , w äh re n d sie aus anderen n u r sparsam
aufzufinden sind.
Manche der Länder aber, aus denen d ieseNachrich-
ten in Menge aufbewahrt w o rd en s i n d , bieten ih re r
Eigenthümlichkeit nach gerade derer von d e rm e rkw ü r-
digeren Art w enigere d a r ; u n d von manchen Gegenden
die ihnen w e it mehr ausgesetzt s in d , besitzen w ir
viel w enigere Notizen darüber. So sind w ir z. B. ver-
bältnifsmäfsig reicher an Nachrichten von meistens
höchst u n b ed eu ten d en , z uw e ilen vielleicht gar n ic h t
zu den eigentlichen Erdbeben gehörenden ähnlichen
Naturerscheinungen aus T eu tschland, Frankreich u n d
England, als aus S p an ien , Griechenland, u n d Klein-
Asia, w e il m a n in jenen Ländern auch auf die unbedeutendeste
dieser Erscheinungen aufmerksam ist , die
in diesen, w e n n auch n ic h t unbeachtet, doch dem Ausländer
u n d der Nachwelt u n bekannt bleibt.
Man könnte daher vielleicht glauben, dafs unsere
ganze Zusammenstellung, selbst des wich tig e ren Thei-
les der vorhandenen Nachrichten über Erdbeben u. s. w .
überhaupt ein unfruchtbares Unternehmen sey; oder
dafs sie wenigstens n ic h t dazu dienen k ö n n e , geologische
Folgerungen daraus abzuleiten. Diesem Vorwurfe
indessen glauben w ir allerdings begegnen zu
fcönnep.
yVas d ie Nachrichten aus alter Zeit b e trifft, so gelten
sie gröfstentheils n u r den gröfseren u n d sehr auffallenden
P h än om en en ; sie sind daher in jedem Falle
für die natürliche Geschichte der Erde w ic h tig u n d sie
sind auch besonders w e n n sie von mehreren Schriftstellern
in gewisser Uebereinstimmung der Sache u n d
dem Zeitpuncte nach berichtet w e rd e n , i n Hinsicht
auf den historischen Glauben n ic h t verwerflich. Sie betreffen
Begebenheiten, welche ganze Völker zu Zeugen
hatten, u n d daher als allgemein bekannte Thatsachen
angenommen w erd en k ö n n e n , die Jahrhunderte lang