Lagen von Dammerde, welche sich in den Zeiten der I
Ruhe zwischen ihnen gebildet haben, von geringer I
Höhe sind; und dafs endlich, nach dem Ausbruche, I
von welchem die oberste vulcanische Lage herrührt, I
ein Zeitraum von mehreren Jahrhunderten verflossen!
seyn mufs, in welchem der Punct wo P o m p ej i stand I
von keinem bedeutenden Ausbruche erreicht worden I
ist. Denn man mufs bedenken, dafs zur Bildung einer I
nur Einen Fufs dicken Lage von Dammerde schon eine |
sehr beträchtliche Reihe von Jahren erforderlich ist.
He r culaneum ist viel tiefer unter vulcanischen
Massen begraben als P ompeji . Die erste, d. i. unterste
Lage, welche die Strafsen und Gebäude von Hercul
aneum unmittelbar bedeckt und ausfüllt, und Alles
darin durchdringt, ist feine sogenannte vulcanische
Asche mit Bimssteinstückchen vermengt. Sie scheint
nicht — wie man sonst wohl geglaubt hat — das Product
eines Schlamm - Ausbruches gewesen zu seyn; sondern
der Druck von oben und die gesammelte Feuchtigkeit
mögen verursacht haben, dafs diese feine bey-
nahe staubartige Substanz im Laufe der Zeit zusammengebacken
ist, und die Consistenz eines verhärteten I
Thons angenommen hat ( 1). Ueber dieser lockeren I
Masse findet man Ströme von wirklicher Lava verbrei- I
tet; Ströme, die, so wie sie dort über einander liegen, I
auf mehrere in verschiedenen Zeiten auf einander ge- I
folgte Ergüsse aus dem Vulcane deuten. Der älteste I
derselben, der die Asche unmittelbar deckt, rührt viel- I
1) V o ya g e e r t Italie de Wl. l'Abbé B a r t h e l e m y imprimé sur I
ses lettres originales, écrites au Comte de C a y l u s , publié I
par A . S é r i é y s. Paris an 10. (1801}. p. 260 f. — Sc. I
B r e i s l a k Institutions géologiques trqd. par C amp mas I
T. 3. L. 7. ch. 8. §. 638.
leicht auch von dem Ausbruche imi J. 79 her, und hat
vielleicht die ganz oder zum Theile verschüttete Stadt,
bald nachdem der Aschenregen gefallen war, erreicht.
Die Masse von'Asche, Lava und Erde, welche He r c
u laneum bedeckt, ist nirgends weniger als sieben-
zig Fufs, an manchen Stellen aber sogar hundert und
zwölf Fufs dick ( i ). Die viel gröfsere Nähe in der die
Stadt am Vesuv liegt hat bey ihr die öftere Bedeckung
durch Lavaströme möglich gemacht; Pompe j i aber
ist seit ihrer Verschüttungnnie wieder von einem
Lavastrome des Vesuv erreicht w or(len. Da indessen
diese letztere Stadt auf einem Grunde von Lava erbaut
ist ( s ) , so mufs man glauben, dafs der alte Vesu v
in vorhistorischer Zeit seine Lava auch bis dorthin getrieben
hat.
Auch St abi ae wird mit zu den Orten gerechnet,
die der Ausbruch vom J. 79 verschüttet haben soll; und.
in der That scheint diese von Mehreren bezweifelte
A n g a b e nicht ungegründet zu seyn. St abi ae bestand
zwar zur Zeit des ältern Plinius'nicht mehr als Stadt,
da, nach dessen eigener Erzählung (3)» sie von Sylla
zerstört und zur Vi l la geworden war. Dafs aber
diese Villa — sieben bis acht italienische Meilen vom
Vesuv — von seinem Aschenregen erreicht worden ist,
sagt nicht nur der jüngere Plinius in der Erzählung
yon dem Tode seines Oheims mit deutlichen Worten
(4), sondern es wird auch durch die heutige Beschaffenheit
des Bodens bey Caste llama r e , wo
1} H a m i l t o n a. a. O. S. 94.
2} H a m i l t o n a. a. O., S. 96 u. 97. — Spa l l a n z a n i s
Reisen, teutsclie Uebers. Th. 1 S. 105-
3) Hist. Nat. L. 3 c. 5. (9).
4) L. 6. epist. 16.
Veränd. d. Erdfl. Bd. II. N