schienen seyn. Eine im Wesentlichen mit Goethe's
Vorstellung gleiche Ansicht haben Pini (i), und der
erste unter den Italienischen Geognosten, Brocchi (2)
von den am Tempel von P o z z u o l i vorgegangenen
Veränderungen gefafst. Wie Goethe, glauben auch
diese, dafs dort in später Zeit durch Verschüttungen
eine Lagune gebildet worden sey, deren Wasser den
aus dem Schutte hervorragenden Theil der Marmorsäulen
umgeben und den Pholaden zugänglich gemacht
habe. Brocchi bemüht sich zugleich zu zeigen, dafs
auch ein in seinen Bestandteilen nicht vollkommen
dem Meerwasser gleiches und nur leicht gesalzenes
Wasser diese Thiere nähren könne. Der einzige Unterschied
zwischen den Ansichten Goethe's und Brocchi s
ist, dafs der letztere die Trümmerhaufen, die den Tempel
verschüttet und die Lagune umgeben haben, den
Alluvionen zuschreibt. Wir müssen aber gestehen,
dafs Goethe's Vorstellung von vulcanischen Wirkungen,
welche dort das Verschütten bewirkt hätten, uns um
deswillen mehr naturgemäfs zu seyn scheint, weil'sich
aus der ganzen Erscheinung, und dem geringen Alter
der Veränderungen am Serapistempel ergiebt, dafs sie
in einem kürzern Zeiträume hervorgebracht worden
seyn müssen, als man für Bildung so hoher Alluvionen
arinehmen darf.
Im sechszehenten Jahrhunderte zeigte sich in den
phlegräischen Feldern ein vulcanisches Phänomen der
Opuscoli scelti Vol. 22. p. 94.'
2) Notizia di alcune osservazioni fisiche fatte nell tempio di
Serapide a Pozzuoli, in Biblioteca italiana T. 14. (1819)
p, 193.__Man sehe auch hierüber Breislak in den obenan
geführten Voyages physiques dans la Campanie. T. 2.
p. 159.. f.
gröfsten und merkwürdigsten Art: - die Bildung des
Mont e di cene r e oder Mo n t e nu o v o , nordwestlich
von Po z z u o l i ah einer mit der Meeresfläche fast
in gleicher Höhe liegenden Stelle der Küste. Dieser
neue Berg entstand im J. 1538 * üi den letzten Tagen
des September, da der Vesuv eben ruhig war, unter
folgenden Umständen (1).- In der Gegend von Neapel
und Pozzuoli waren,- zwey Jahre lang vor dem
Tage des Ausbruches, häufige Erdbeben gefühlt worden;
Am 28> September des genannten Jahres brachen Fl äm*
men aus der Erde hervor, zwischen dem See Averno ,
dem Mo n t e Barbarö (Gaurus der Alten) und der
Sol fatara; zugleich entstanden dort mehrere Risse
in dem Boden, aus denen Wasser sprang, während das
Meer sich vom Ufer auf zweyhundert Schritte weit
zurückzog und den trocknen Grund sehen liefe;
Endlich am 29- September, ungefähr zwey Stunden
nach Sonnenuntergang, Öffnete sich nahe am Meere ein
Sfchlund, aus welchem mit dem Krachen des Donners, 1
1) Folgende zwey Berichte über diese Begebenheit sind
derselben gleichzeitig. Dell' incendia diPozzuolo Ma r c o
An t o n i o d e l l i Fal co ni all' illustrissima Signora Mar-
chesa d e l l a P a d u l a , nel 1538. — Ragionamento del
terremoto, del Nuovo Monte, dell' aprimento di terra in
Pozzuolo nelV anno 15S8, e della significazione d'essi, da
P i e t r o Giac. di T o l e d o . Stamp, in Napoli per Giov .
S u l z t b a c h Alemanno, a 22. di Gennaro. 1539.—Auszüge
a u s beyden s . in Faujas St. Fond Les Volcans éteints
du Vivarais etc. p. 16. £. — U. in Hamilton's oben ange-
fürten Observations etc. p. 127. f. — Auf gleiche Weise
wie diese Berichterstatter erzählen das Ereignifs : S i m o n
Por t ius , bey Scip. Ma z e l ia de Situ et antiquit. Pu-
teolorum C. 12. in Gr a e v i i Thesaur. T. 9. P. 4. C. 12.
p. 36. — Ki r eh er Mund. subt. L. 2. C. 12. §. 1*