I. HAUP T S TÜCK.
V O N D EM Z E R R E I S S E N , E IN S IN K K N U N D
E RH E B E N D E S B O D E N S , D E N V U L C A N E N
U N D E R D B E B E N Ü B ERHA UP T .
1 .
Das plötzliche Zerreifsen des Bodens.
"Von Erscheinungen dieser Art betrachten wir hier
nur diejenigen, welche nicht von sichtbaren äufseren
Ursachen hervorgebracht werden. Man sieht zuweilen
trockenen Boden durch anhaltende Hitze und atmosphärische
Trockenheit zerreifsen, wodurch sich oft
Spalten von nicht unbeträchtlicher Länge und Breite
bilden. Man sieht Stücke von steilen Gebirgen, theils
dadurch, dafs ihre Unterlage vom Meere, von Seen
oder von Strömen hinweggeschwemmt worden ist,
theils dadurch, dafs die Steinschichten, welche sie mit
dem Hauptgebirge verbanden, eine Zersetzung erlitten
haben, sich, der Wirkung der Schwere folgend, von
dem Hauptgebirge losreifsen, und entweder eine Spalte
bilden oder ganz in die Tiefe stürzen. Man sieht
Ströme oder Seen ihre natürlichen Dämme durchbrechen,
Kegenfluthen und Wolkenbrüche grofse Massen
iesten Bodens hinwegführen, und dergleichen mehr.
Diese Art des Zerreifsens, zum Theil unter den Lahmen der Ber g f ä l l e , Be r g s c h l i p f e u. s. w.
bekannt, ist es nicht, welche wir jetzt vor Augen-ha-
ben; von ihr werden wir in einer anderen Abtheilung
Jdieses Werkes handeln.' Nur solche Zerreifsungen machen
einen Gegenstand dieses zweyten Buches aus, von
fdenen sich eine äufsere mechanische Ursache nicht
Iwahrnehmen läfst, und welche man daher denselben
■Wirkungen, die sich durch die vulcanisehen Ausbrüche
und die Erdbeben kund thun, zuzuschreiben
iGrund hat, wenn sich dabey auch nicht gerade alle die
fphänomene zeigen , die man bey diesen wahrzuneh-
Imen pflegt.
2 .
Ein sinh en des Bodens.
Auch diese Erscheinung zeigt sich zuweilen auf
feine Weise, zu deren Erklärung man nicht nöthig hat,
chemische, im Innern der Erde wirkende Kräfte in
Anspruch zu nehmen. Die meisten sogenannten,
theils plötzlich entstehenden, theils sich nach und
nach bildenden Erdf ä l l e scheinen durch mechani-
sehe Ursachen hervorgebracht zu werden. Höhlen,
die sich in gewissen Gebirgsarten, bisweilen wohl von
I der ersten Bildung derselben her, befinden, oder durch
| unterirdischen Wasserlaufmach und nach gebildet wor-
Iden sind, verlassene Grubenbaue, ausgewaschene
| Steinsalzlager und dergleichen, können wohl veranlas-
Bsen, dafs die darüber liegende Stein - oder Erdmasse,
I nicht mehr vom Gewölbdrucke gehalten, einstürzt,