302 III. HAUPTSTUCK.
3.
Die Sudeten und ein Th eil von Nord-
Teutschland.
Von den Quellen der Oder zieht sich, zwischen
diesen und den Quellen der Morava, die Urgebirgs-
kette parallel mit dem Zuge der östlichen Karpathen
gegen Nordwest, Böhmen und Sch l e s i e n trennend,
bis eie an dem nördlichen Fufse der Lands kröne
in der Lausi z ihr Ende auf dieser Seite erreicht, und
dann, mit einer grofsen Beugung fast im rechten
Winkel Böhmen umfassend, sich gegen Südwest
wendet. Jenseits fangen die grofsen Ebenen von
No r d -Te u t s c h l a n d an. Dieser Richtung des Ur*
gebirges folgen denn auch die Basaltberge und die warmen
Quellen; anfangs finden sie sich zwar nur sparsam,
um den nordwestlichen Endpunct aber beyde in
grofser Masse und Menge, und, selbst bey der gröfsten
Anhäufung und Verbreitung sich nicht weit von dem
Zuge des Urgebirges entfernend.
Die Basaltberge zeigen sich einzeln zuerst in We«
sten von Tt o p p a u , dann bey Lande ck , und bis
an und über die Oder hin bey Lä s ch n i z , Schu*
l e nburg , zwischen Fa l kenberg und Mi che l a u,
und nördlicher bey R e i ch en b ach. Von-dort etwas
weiter gegen Norden tritt eine grofse Gruppe von Ba-
ealtbergen hervor, welche die ganze Gegend zwischen
St ri gau, Goldberg, Bu n z l a u , Gö r l i t z , bis
auf den Kamm des Ri e s en g eb i r g e s (in der kleinen
Schne e g rube ) in zahlreichen Kuppen bedeckt. Die
Warmen Quellen zeigen sich auf diesem Zuge zu bey*
den Seiten des Gebirgsrückens bey Lande ck , Frey-
he i t in Böhmen und Warmbrunn, und mehrere
3. SUDETEN U. NORD - TEUTSCHL. 303
andere mineralische Wasser begleiten dieselben bey
Langenau, Re ine r z , Ku k u s b r u n n , A l tw a s ser,
Tannhaus e n , Fl i n sbe rg u. s. w. (i). Von
geringen Erderschütterungen hat S c h l e s i e n dann und
wann Etwas empfunden, wie z. B. Br e s l au 24- Januar
1775, 3- December 1786, 13- März 1790, und im
Februar 1799» Obersc h l e s i en und Mähren 22-August
1786.
In allen den Gegenden, mit welchen wir uns so
eben beschäftigt haben, sind, einige Erdbeben in U n garn
ausgenommen, die Erderschütterungen nie von
solcher Bedeutung gewesen, dafs sie grofsen Schaden
verursacht hätten, und von wirklichen dadurch in der
Gestalt des Bodens dieser Gegenden hervorgebrachten
Veränderungen ist Nichts bekannt. Aber höchst merkwürdig
scheint uns, und wir möchten nicht für blofs
zufällig halten, dafs einige solche Erscheinungen, die sogar
wirkliche Veränderungen in der Gestalt der Erdoberfläche
zur Folge gehabt haben, zwar etwas weiter gegen
Norden und aufserhalb des grofsen von uns oben
bezeichneten Gebirgsbogens, aber doch in der verlängerten
Richtung der Linie des bis hieher verfolgten
Gebirgszuges beobachtet worden sind.
Zieht man nähmlich eine Linie, welche parallel
mit den östlichen Karpathen, und mitten durch
den Längenzug des Schl e s i s ch - B ohmi s chen Gebirges
hindurch läuft, von Karlsburg über Grofs-
warde in, Er lau, Ne u s o h l , We i f ski r chen,
Glaz und Hi r s chbe r g , so trifft die Verlängerung
1) Jl. v . Raumer Die Gebirge Nieder - Schlesiens derGrfsch.
Glatz u. s. w. Berlin 1819. Besonders S, ISO. — K. von
Oeynhausen Versuch einer geognost. Beschreib, v. Ober-
Schlesien. Essen, 1822. Bes. S. 347. u. 466.