überhaupt Kenntnifs hat, erfolgte am 4* Februar 1797,
Morgens von 7f U. an. Es schien sich vorzüglich im
Innern des Tu ngur a gua vorbereitet zu haben, in
welchem man schon seit dem Jahre 1791 Getöse und
Brüllen von Zeit zu Zeit hörte. Von diesem Vulcan
aus gieng eine vier Minuten dauernde wellenförmige
Bewegung über einen Erdstrich von vierzig Lieues von
S nach N und zwanzig Lieues von W nach O. Aber
die Mitempfindung dieses Erdbebens reichte übereinen
Strich von Einhundert und siebenzig Lieues von S
nach N (von P i u r a bis nach Popayan) und Einhundert
und vierzig von W nach O (vom Meere an bis
zum Flusse Napo) . In dem erstem, kleinern Bezirke
wurde Alles völlig zerstört. Die Orte Rio-
bamba , Que ro , Pe l i l e o , Pat at e , und P i laro
Wurden von herabgestürzten Bergtrümmern begraben;
Andere in den Gerichtsbezirken von Hambat o,
Ll a c t a cun g a , Guaranda und Alaus i , wurden
von Grunde aus umgestürzt. Dabey spaltete sich die
Erde am FuEse des Tu ngur a gua an mehreren Stellen
, und Ströme von Wasser und übelriechendem
Schlamm (M oya) entstürzten den entstandenen Schlünden,
überschwemmten und verwüsteten Alles umher.
In Thälern von tausend Fufs Weite soll das Wasser dieser
Fluthen sechshundert Fufs Höhe erreicht haben.
Da wo der Schlamm sich setzte, hemmte er den Lauf
der Flüsse, so dafs sich Seen bildeten, welche an einigen
Stellen siebenundachtzig Tage lang stehen blieben.
Die Gestalt der Erdoberfläche scheint daher in dem Bezirke,
den die heftigsten Erschütterungen trafen , allerdings
verändert worden zu seyn. Dafs aber, wie Ca-
vahilles sagt, ein ganzer Berg, Moya genannt, einge-
stürzt sey, ist vielleicht eine Verwechselung der Ben
e n n u n g Moya , welche man einer v o n den Vulcanen
von Qui t o ausgewörfenen erdartigen Substanz bey-
legt, wenigstens finden wir in anderen Nachrichten
über diese Gegend eines ebenso benannten Berges nicht
erwähnt, Dafs zugleich aus dem See Qui l o t oa , im
Gerichtsbezirk von Ll a c t a cun g a , Flammen und erstickende
Dämpfe, welche Viehheerden an seinen Ufern
tödteten, hervorgebrochen seyn sollen, ist eine Erscheinung
die nicht zu den ungewöhnlichen gehört.
Die Erdstöfse wiederhohlten an demselben Tage noch
einigemal, und während des ganzen Februar und März
mehrmal; am 5. April 2J Uhr Morgens aber erfolgten
wieder Erdstöfse, welche den ersten an Stärke wenig
nachgaben ( i).
Indessen hat man auch auf anderen Puncten dieser
Gegend Beyspiele von Erderschütterungen. Als Gonzalez
Pizarro im J. 1538 von Quito aus durch die Ande
sk e t t e gieng, überfiel ihn im Lande der Qu i x o s
am östlichen Fufse des Antisana ein heftiges Erdbeben,
bey welchem die Erde sich öffnete (2). — Von
dem schon erwähnten See Qui l o t o a bey Ta gua lo ,
gleichfalls an der Ostseite der Cord i l l e r e , den Condamine
besuchte, erzählte man diesem, dafs der
See durch unterirdische Bewegungen gebildet worden
sey, auch Veränderungen in seinem W'asserstande
erleide; dafs man einen Monat lang Flammen aus dem
Wasser "desselben habe fahren sehen; eine Erscheinung,
die sich im December 1740 erneuert haben
soll (3). •
1) Ca vani l l e s im Journal de Physique T. 49. p. 230. T euts eil
mit Zusätzen in Gilbert's Annalen Bd. 6. S. 67. — Humb
ol d t Voy. p. 317.
23 Hist. gén. des Voy. T. 19. p. 103.
3) Hist. gén. des Voyages T. 19. p. 477.
Veränd. d. Erdfl. Bd. II. I *