Dieses reichhaltige Verzeichnis von vulcanischen
Erscheinungen auf dem kleinen isolirten Raume — welches
doch wahrscheinlich nicht einmal vollständig
ist — zeigt seit dem Anfänge des zwölften Jahrhunderts
eine Reihe derselben, zwischen welchen ein einziger
Zeitraum der Ruhe von mehr als .vierzig Jahren
wahrzunehmen ist. Von mehr als neunzig hier aufgezeichneter
Erscheinungen folgen sich nur eilf in Zwischenräumen
der Ruhe von mehr als zwanzig Jahren,
die übrigen sämmtlich in weit kürzeren. Erwägt man
dieses, und nimmt man hinzu, dafs auf I s l a n d die
durch den vulcanischen Procefs entwickelten Stoffe immerfort
einen reichlichen Abgang durch die Menge
von heifsen Quellen finden, die sich in grofsen Massen
und mit gewaltsamen Explosionen fast stündlich entladen
, und durch die immerfort Gas ausströmenden Sol-
fataren; so mufs man zugeben, dafs unter dieser Insel
die Wirkungen des vulcanischen Processes sehr
concentrirt seyn müssen, und dafs ohne Zweifel dort
einer der Centralpuncte der vulcanischen Thätigkeit
der Erdrinde oder des Erdkernes befindlich ist.
Bey der Menge der vulcanischen Erscheinungen auf
I s land aber, und bey ihrer öftern Wiederkehr — die
an keinem Puncte des Mittelländischen Meeres so häufig
und so kräftig ist — kann es nicht fehlen, dafs viele
dieser Erscheinungen mit anderen die sich hie und da
auf dem Erdbälle zeigen, der Zeit nach zusammenfallen
, ganz oder beynahe gleichzeitig seyn müssen. Dieses
zeigt auch die vorstehende Uebersicht. Es ist daher
etwas mifslich, aus solchem Zusammentreffen wie
es hier vorkömmt auf den Zusammenhang der Erscheinungen
auch in diesen beyden von einander so weit
entfernten Erschütterungs-Kreisen zu schliefsen ; wird
auch dadurch erschwert, dafs von den älteren Phänomenen
auf I slan d nur die Jahre, nicht aber die Monate
und Tage bekannt sind. Auf diese genauere Angabe
scheint uns aber allerdings viel anzukommen;
denn Phänomene dieser Art* wenn sie im Zusammenhänge
wirken, oder aus einer und derselben Veranlassung
entspringen, müssen sieh durchaus auch den entferntesten
Gegenden sehr schnell mittheilen, und können
unmöglich eine lange Zeit zu ihrer Fortpflanzung,
selbst auf weite Strecken, bedürfen, man mag ihre
Grundursache in der Gasentwickelung durch chemische
Zersetzung, in der Elektritität, im Galvanismus oder
worin man sonst wolle, suchen. Wir beziehen uns
in Hinsicht dieser Bemerkung wieder auf den grofsen
Beobachter der Vulcane, Herrn von Humboldt, der
ebenfalls überzeugt ist, dafs die vulcanischen Wirkungen
sich fast augenblicklich in sehr grofser Ausdehnung
äufsern, und dafs man mit Vergleichung von zwey
solchen Phänomenen aus sehr entfernten Gegenden,
wenn sie nicht ganz gleichzeitig sind, sehr behutsam
seyn mufs (i ). Zu Nachweisung einer deutlichen und
constanten Verbindung des Isländischen Erschütterungs-
Kreises mit dem des Mittelländischen Meeres mangelt
auch eine so constante Folge der Erscheinungen wie
die welche man zwischen den von einander entlegensten
Puneten des letztem aufweisen kann ; und wenn
auch zuweilen ein Ausbruch auf I s l a n d mit einem
Erdbeben in Haleb oder Co n s t a n t i n o p e l , mit
einem Ausbruche in S i c i l i e n ©der Pe ru ganz oder
ziemlich nahe zusammentrifft, so finden sich wieder
in der Reihe der Erscheinungen auf I s l and noch weit
Voyage aux terres équinox. du Nouveau Contm. T. 1.
p. 317 und 319.