3 1 4 III. HAUtfTSTÜCK.
auch hier, wie überall an den von der Centrallinie die.
ses Erschütterungs - Kreises sehr entfernten Puncten,
sind Erscheinungen dieser Art eben so selten als
schwach und unbedeutend. So hat man Nachrichten
von Erderschütterungen zu Aachen im J. 824, St.
Goar, Boppar t und Obe rwe s e l 1620 am 19. und
20- Februar, zu Köl l n 1690 18- December und 1735
7- August, zu E p s t e i n unweit Wi e sbaden 1728
im Februar, zu Köll n und Jül i ch 1756 26- Januar,
zu Caub 5- Junius und zu Rhein fei s 5» September
1784, zu Bonn 1786 26- März und zu St. Goar
10- Julius, zu N eu we s t en 12. September und zu
Dü s s e ld o r f 22- December 1807, im Si e be nge b
i r g e 1812 im November und zu Aachen 1818 im
November.
Bemerkenswerth ist, dafs, so wie man in dem
niedrigen Theile N o r d - T e u tschl andes eigentlich
Nichts von Erderschütterungen und ähnlichen Ereignissen
weis, die wenigen einzelnen Erscheinungen ausgenommen
, die — wie wir vorhin gezeigt haben —
nur auf einer bestimmten Linie wahrgenommen worden
sind; in dem westlichsten Theile dieser Niederungen,
den eigentlichen Ni ede r l anden, es auch nur
ein einziger bestimmter Strich ist, welcher zuweilen
schwache Bewegungen empfunden hat; und dafs dieser
Strich eine nordwestliche Verlängerung des basaltisch-
trachytischen Bezirks zwischen We s er .und Rhei n
ausmacht. So sollen Erderschütterungen gefühlt worden
seyn zu Zül p i ch im Mai 1812 K zu Marche im
De p a r t eme n t Sambre et Meuse den 20- und
21- December 1808, zu Sedan, Me z i e r e s und
Char l evi l l e den 26- und 27- November 1755, zu
Löwen 1569, an einigen Orten in Brabant 1571.
1580, 1640, 1692 18» September, 1756, 13., 19. und
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21. Februar, in Flandern 1531. Nur Ein Beyspiel
ist uns vorgekommen von einer Erschütterung die am
23. September 1781 bis nach Ha rd e rwyk an der
Zuydersee empfunden vvorden seyn soll.
Von eigentlich vulcanischen Phänomenen aus der
historischen Zeit in diesen Gegenden, so wie von Veränderungen
, die durch solche und durch Erdbeben in
der Gestalt des Bodens derselben bewirkt worden wären,
weis die Ueberlieferung Nichts. Eine von Taci-
tus in seinen Jahrbüchern ausgezeichnete Begebenheit
hat zwar Anlafs gegeben, in derselben einen vulcanischen
Ausbruch auf den Ufern des Rhei n erkennen zu
wollen; allein diese Begebenheit scheint von ganz anderer
Art gewesen zu seyn. Die Erzählung davon lautet
wie folgt (1). Sed c iv ita s Juhonum (var. lect. Vi-
bonum, Jubionum, Ubiorum) socia nobis, malo im-
proviso a jflic ta est. , Nam ignes, te rra e d iti, villas,
a rva , vicos passim corripiebant, jerebanturque in ip sa
conditae nuper coloniae moenia. Neque extingui pote-
rant; non si imbres caderent, non ßu v ia libu s aquis,
aut quo alio humore; donec inopia remedii, et ira cla-
dis, agrestes quidam eminus saxa ja c e re , dein residen-
tibus flammis, propius suggressi, ictu fu s tium , aliis-
que verberibus, ut fe r a s absterrebant: postremo teg-
mina corpori derepta ijijic iunt, quanto magis projana
et usu p o llu ta , tanto magis oppressura ignes.
Es ist den Auslegern schwer geworden — und eigentlich
auch nicht gelungen, sowohl die Art der hier
auf eine ehen nicht sehr deutliche Weise beschriebenen
Begebenheit, als auch die Gegend, in welcher sie sich
zugetragen haben soll, ganz genügend zu erklären und
1) T a c i t i Annales. L. 13. c. 57.