sich auf noch weit gröfsere Entfernungen erstrecken,
da man dort dergleichen abwechselnde Wirkungen an
viel weiter auseinander liegenden Puncten wahrgenom*
men hat. Von Erdbeben gilt hingegen gerade das Ge-
gentheil, "wenigstens in mehreren Fällen; indem oft
Erdbeben auf Strichen von mehreren Hunderten, ja
Tausenden von Meilen gleichzeitig empfunden worden
sind. Es ist z. B. unbestritten, dafs bey den beyden
heftigen Erdbeben von Li s s ab on , am 1. November
1755 und 31* Marz 1761 die Erschütterungen sich über
die Hälfte von Europa verbreiteten und dabey das
At l a n t i s c h e Meer bis nach We s t in d i en stark
bewegt wurde (i). Bey gleichen den Erscheinungen
der Vulcane wie der Erdbeben zu Grunde liegenden
Ursachen entstehen daher wahrscheinlich die letzteren
dann, wenn die durch den chemischen Procefs im Innern
der Erde entbundenen elastischen Stoffe, nicht gerade
in die hie und da zerstreuten vulcanischen Ausführungs
Canäle geleitet, sondern in anderen unterirdischen
Räumen fest gehalten werden, die zu enge
sind, um ihnen die erforderliche Dilatation zu gestatten;
so dafs eine gewaltsame Erschütterung eines Thei-
les der Erdrinde erfolgen mufs , die so lange fortdauern
kann, bis der elastische Stoff an irgend einer oder mehreren
Stellen, entweder so nahe an die Oberfläche empor
gedrungen ist, dafs er sie zersprengen und Umstürzen,
und selbst entweichen kann, oder bis er vielleicht
auch im Innern zu einem so zerklüfteten Theile der
Erdrinde gelangt, dafs er sich in denselben dilatiren
kann. Wenn mit diesem Phänomen nur selten eigent1)
Aurserder grofsen Anzahl von Schriften, die über diese
Erdbeben erschienen sind, sehe man auch Humboldt
Voyages T, 1. p. 316.
lieh vulcanisclie Erscheinungen verbunden sind; so
dürfte sich dieses vielleicht dadurch erklären, dafs die
eigentlich vulcanischen und gröfstentheils permanenten
Ausführungs-Canäle, die Krater, sich nur an solchen
Puncten bilden, an denen der innere Entladungs-Procefs
auf Stoffe trifft und sie verarbeiten kann, die vorzüglich
geeignet sind , neben der blofsen Entwickelung
von Dämpfen und Gasarten, ein wirkliches Brennen
hervorzubringen; oder dadurch, dafs der Bau der Ge-
birgsmassen selbst, welche davon durchbrochen worden,
die Zerklüftung oder Schichtung derselben, schon
die erste Richtung bezeichnet haben, in welcher die
Ausbrüche erfolgen mufsten, die den Krater bildeten.
Eben der Zusammenhang, welchen einzelne Erdbe-*
ben. mit einzelnen vulcanischen Erscheinungen wahrnehmen
lassen, und zwar auf sehr grofseEntfernungen,
zeigt sich auch bey den Erdbeben unter sich, und zwischen
den verschiedenen Puncten, an denen ihre Wirkungen
sich äufsern. Wir werden unten Gelegenheit
erhalten, zahlreiche Beyspiele von Erdbeben anzuführen,
die, wie das schon erwähnte vom Jahre 1755»
gleichzeitig in weit ausgedehnten Erdstrichen empfunden
worden sind. Diese Beyspiele unterstützen ebenfalls
die Ansicht, dafs der Sitz der Ursachen der Erd-
ben wie der der Vulcane sich in grofser Tiefe unter
der Oberfläche befinden, mufs, besonders da sie sich in
Gegenden, welche aus den für die ältesten gehaltenen
Gebirgsarten bestehen, mit gleicher Stärke zeigen wie
in den Umgebungen neu aufgeworfener Vulcane (i), und
da sie sich unter den tiefsten Meeren fortpflanzen, und
über unglaublich scheinende Entfernungen verbreiten.
1) F l e u r i a u de B e l l e v u e a, a. O.