Ausbruch vom J. 79 diese Veränderung in der Gestalt
des Berges hervorgebracht hat. Auch scheint die Mey-
nung, dafs bey diesem Ausbruche der Gipfel des Berges
abgesprengt worden sey, wirklich bey den Zeitgenossen
bestanden und sich durch mehrere Jahrhunderte fortgepflanzt
zu haben, da PaullusD ia c o n u s in seiner Bearbeitung
des Eutropius sagt (1) : Abrupto tune etiam
v e rtic e Vesevi montis Campaniae magna profusa ineen-
dia fe r u n t, u. s. w.
Schon die grofse Veränderung in der den Vesuv
umgebenden Gegend, die eine Wirkung dieses Ausbruches
war, läfst sich kaum auf eine andere Weise als
durch die Annahme der Zerstörung eines sehr bedeutenden
Theiles des Vulcans selbst erklären. Diese Veränderung
bestand hauptsächlich in dem Verschütten eines
grofsen Theiles der Umgegend mit sogenannter vulca-
nischer Asche, d. i. mit kleinen und ganz kleinen Stein-
Bücken und einem feinen Sande, der aus zermalmten
vulcanischen Producten und festen Bestandtheilen der
Seitenwände des Berges entsteht.
Um den Fufs des Vesuv lag, nach der Schilderung
Strabo's und anderer Schriftsteller, eine fruchtbare,
glückliche und wohlangebauete Gegend mit vielen
Städten und kleinen und gröfseren Ortschaften. Strabo
nennt tpQovQiov H q u x X u o v (He r cul aneum Castel-
lum) , Pomp e ja und Surrentum; Nuce r ia,
Re t in a , Stabiae werden von Anderen aufgeführt.
P o m p e j a war kurz vor dem grofsen Ausbruche des
Jahres 79» im Februar des J. 63 unter Nero’s Regierung,
durch ein Erdbeben ganz zerstört worden; auch ein
Theil von He r culan eum wurde von diesem Erd*
1) Historiae miscellae L. 9 in JV L u ra to r i Script. Rer. Ital.
T. 1. p. 59.
beben umgestiirzt ( i ) , und die ganze Gegend bis nach
Neapel hatte dasselbe empfunden. Jene beyden Städte
und, seitdem man erst zu Ende des siebenzehenten
Jahrhunderts ihre Trümmer unter einer dicken Decke
von vulcanischen Producten wieder gefunden hat, die
Zeugen für die seit Plinius und Strabo's Zeit in ihrer
Gegend vorgegangenen Veränderungen geworden.
Die Ueberbleibsel von Pompe j i , fünf italienische
Meilen vom Gipfel des Vesuv, sind mit einer Schicht
von weifsen Bimssteinen, Bruchstücken von Lava und
anderen vulcanischen Substanzen von verschiedener
Gröfse dreyzehen bis vierzehen Fufs hoch bedeckt. Unter
diesen Bruchstücken finden sich Lavastücke von
acht Pfund an Gewicht (2). Diese Schicht ist von einer
gegen fünf Zoll mächtigen Lage vegetabilischer
Erde bedeckt; auf diese folgt wieder als Decke eine
Lage von vulcanischen Auswürflingen, dann wieder
eine Lage Dammerde 1 Fufs dick, und in gleicher Höhe
mit dieser finden sich Spuren von Bauwerken; sie ist
mit einer zehen Zoll hohen Lage von Auswürflingen,
und diese zuletzt von einer zehen Fufs mächtigen Lage
Dammerde, vermengt mit allerley vulcanischen Producten
, bedeckt. Aus dieser Beschaffenheit des Bodens
mufs man schliefsen, dafs die unterste Lage durch einen
sehr starken vulkanischen Ausbruch (wahrscheinlich
den vom J. 79) hervorgebracht worden ist; dafs
diesem noch zwey andere, für diesen Punct in ihren
Folgen minder bedeutende, und zwar in nicht sehr
langen Zwischenräumen gefolgt seyn müssen, da die
1) S e n c c a Natur. Quaest. L. 6 c. 1.
2) H a m i l t o n Observations on TVIount Pesuvius, M o u n t
E tn a etc. 2d. edit. London 1774. p. 95. — G i o e n i
Saggio di litologia Vesuviana. p. LXXIII. u. LXXXI.