Südöstlich vom Ararat zeigt sich die Gegend von
Taur i s (T abr i z ) und üm den Urmi -Se e von
ähnlicher Beschaffenheit. Taur i s litt in den Jahren
1042 (434 der Heg.), 1208 (€05 Heg.) (i), dann zwey.
mal im achtzehenten Jahrh. besonders im J. 1727 und
im Julius 1755 zugleich mit einem ganzen Landstriche
bis in Persien hinein von heftigen Erdbeben. Fast
die ganze Stadt so! bey dem letzern in Trümmer verwandelt
worden, mehrere tausend Einwohner umgekommen,
und kochendes Wasser aus der Erde gedrungen seyn(s).
Hr. v. Freygang war selbst Zeuge eines Erdbebens das
sich in der Nacht -vom 14. bis 15, Mai 1812 zu Tauris
ereignete und folgende Tage wiederkohlte; Por.
ter empfand im Febr. 1818 Erdstöfse daselbst. Auch
die Stadt Ta f oui fand JHorier von Erdbeben verwüstet,
und die Gegend um den See von Urmi -(oder
See v. Sh ah e e , v. M a r a g h a) zeigt manche Erscheinungen,
die auf innere Thätigkeit der Erdrinde deuten.
Oestliehvon diesem See, 1 FarsangS. W. von Maragha,
sind warme mineralische Quellen. Gleichfalls auf seinem
östlichen Ufer, bey dem Orte Sc h i rami hn befinden
sich die Wasserbehälter die einen Kalksinter von
besonderer Schönheit (Marmor von Ta b r i z ) in solcher
Menge absetzen , dafs er zu Bau - Verzierungen
angewendet werden kann. Es befinden sich dort
in einem Bezirke von nicht mehr als-einer halben englischen
Meile am Umkreise mehrere solche Wasserbehälter
die keinen Zuflufs haben, sondern durch eigene Quel-
len genährt werden. Auf ihrer Oberfläche setzt sich immerfort
der Sinter -an, erst in einer dünnen Rinde die
leicht zu durchbrechen ist, dann verdickt sich diese
1^ * S. Hadschi Chalifa, und Bar Hebräus.
2) Frey gang a. a. O. S. 159. 264.
durch Ansetzen neuer Lagen so sehr, dafs ein Mensch
trocknes Fufses darüber gehen kann. Wo das Wasser
Blasen aufwirft, nimmt der Sinter auch die Form der
Blasen an. Der ausgehauene Sinter ersetzt sich bald
durch neugebildeten. Ein so reichlicher Gehalt von
mineralischen Theilen im Wasser setzt einen eigen-
thiimlichen unterirdischen Procefs voraus, der diesem
eine so grofse Fähigkeit aufzulösen ertheilt. Der
Urmi- See selbst, der ungefähr 280 englische Meilen
im Umkreise hat, und nirgends über vier Ellen tief
seyn soll, enthält ein schweres stärker als das Meer
gesalzenes Wasser, in welchem keine Fische leben;
er hat darin Aehnlichkeit mit dem Todten Meere, auch
wie dieses keinen Abflufs. Man will allmähliche Abnahme
des Wassers in ihm bemerken (1). Kinneir fand
auch an dem See Wan grofse Massen von Obsidian,
die nach der Versicherung seiner Führer von den Bergen
gefallen waren; und derselbe Reisende bemerkt,
dafs der in die Schnee Region emporragende Berg
Sepan-Dag, am nordöstlichen Ufer des ebengenannten
Sees sich kegelförmig erhebt, und ganz das Ansehen
eines Vulcans hat (2). Auch das ganze Bergland von
Kurdistan soll an seinen Bergen und Höhenzügen
Spuren grofser Erdconvulsionen zeigen.
Weiter gegen Westen , u nw e it M o s u l a u f dem
linken Ufer des T i g r i s sind sowohl Naphtaquellen
als warme Quellen, u n d von denen der ersteren Art
1) Ba k u i , Notices et extr. T. 2. p. 468. — KI o r ier a se-
cond Journey etc. p. 283. 286. 298. — Ki n n e i r a Geographical
JVIemoir-o f the Persian Empire. London -1813. 4.
p. 155.
2) Kinneir Reise durch Klein Asien, Armenien u. Kurdistan.
Teutsclie Uebers. v. Ukert. Weimar 1821. S. 319. u, 330
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