nige kurze Nachrichten vorhanden. Die politische Geschichte
dieses Zeitraumes selbst ist so sehr in Nebel
gehüllt, dafs man sich nicht wundern darf, wenn man
die Geschichte der Natur während desselben mit einem
noch dickem Nebel bedeckt findet, da zu jener Zeit
Wenig Sinn für diese bestand. Man hat die Bemerkung
gemacht, dafs in Sicilien erst seit der Zeit, da der
Schleyer der heiligen Agatha, und in Neapel das Blut
des heiligen Januarius als Schutzmittel gegen die Wirkungen
der einheimischen Vulcane benutzt wurden,
die Ausbrüche des Aet na und Vesuv von der Geistlichkeit
gewissenhaft aufgezeichnet, und der Nachwelt
im Andenken erhalten worden sind; eine Chronik,
Welche die Macht dieser Vulcane, aber schwerlich die
der Heiligen zu verherrlichen gedient -hat.
Bis zum zwölften Jahrhunderte werden noch sechs
gröfsere Ausbrüche des Vesuv von Schriftstellern erwähnt:
in den Jahren 471» 512 , 685 , 983 , 993, 1036
und 1049* Von den beyden ersteren hat man geglaubt,
es seyen die deren Procopius (i) gedenkt. Allerdings
schreibt dieser von zweyen; doch .sagt er von dem
früheren, dafs er vor mehr als hundert Jahren erfolgt
sey, was daher nicht auf das J. 471 zu deuten ist. Dieser
Ausbruch wird auch um deswillen höchst zweifelhaft,
weil die Sage von demselben nur von dem grofsen
Feuer-Meteor herzurühren scheint, welches um diese
Zeit in und um Cons t ant inope l erschien und bey
welchem eine grofse Menge schwarzen Staubes aus der
Luft niederfiel (2) , der von Einigen für vulcanische
Asche gehalten wurde, die von dem Vesuv bis dort-
1) De hello Gothico L, 2. c. 4. — * Marcellino Conti.
2) Chladni Ueber Feuer - Meteore S. 339. f.
hin getrieben worden seyn sollte. Der Ausbruch vom
J. 512 scheint es zu seyn, welchen Cassiodor (1) anführt.
Die Beschreibungen dieser beyden Schriftsteller
8ind die ältesten in denen man eine deutliche Schilderung
der Lavaströme auch beym Vesuv erkennt» die
beym Aetna schon von Cornelius Severus beschrieben
werden. Da Procopius und Cassiodor ■ auch der Anhäufung
der vulcanischen Materie bis an die Gipfel der
Bäume erwähnen; so ist anzunehmen, dafs diese Ausbrüche
die Seitenflächen und den Fufs des Berges durch
Aufschütten einigermafsen erhöhet haben-werden.
Wegen des Ausbruches von 685 iui März bezieht
sich Torre (2) auf die Berichte von Sabellicus, Sigo-
nius und Paulus D ia con u s; wegen des von 993 auf
Baronius und Glabro R u d o lfe ; wegen des von 1036
auf die Chronik des Anonimo Cassinese, und wegen
des von 1049 auf Leo Marsicano, auch Ostiense genannt.
Baronius gedenkt übrigens auch des Ausbruches
vom J. 983, und bemerkt, dafs derselbe kurz
nach dem Feldzuge des Kaisers O tto I I . gegen dieSara-
cenen in Sicilien erfolgt und dafs die Lava dabey ins
Meer geflossen sey. Torre übergeht diesen Ausbruch
mit Stillschweigen, obgleich Castelli (3) ihn mit anführt.
Wir erwähnen dieser Nachrichten, wenn sie
auch von einer Veränderung der Gestalt der Gegend
Nichts enthalten, um der Verbindung willen, m welcher
sie mit anderen vulcanischen Ereignissen in der-
1) Variar. L. 4. epist. 50.
2) G i o v . .Ma r i a de l l a T o r r e Istoria e.fenomeni del V e -
suvio. Napoli 1755. s. d. Teutsclie Uebersetzung von L.
( Lentin) Altenburg 1783. S. 105. f.
3) Pi e t ro Ca s t e l l i Incendio del Monte Vesuv io etc. Roma
1632. 4. p. 11.