mende Umstände "wahrscheinlich machen, dafs diese
Gegend zu einem andern Erschütterungs-Kreise gehört.
In einer Gegend die so grofse Denkmale ehemaliger
vulcanischer Thätigkeit aufzuweisen hat, sollte man
wohl erwarten, eher als in jeder andern einige Spuren
und historische Nachrichten von solchen vulcanischen
Erscheinungen, von denen das Menschengeschlecht noch
Zeuge gewesen ist, und von wirklich in der historischen
Zeit vorgegangenen Veränderungen in der Gestalt
des Bodens zu finden. Dennoch bietet das mittägliche
Frankreich keine anderen Ueberlieferungen von solchen
Wirkungen dar, als die so eben von uns erwähnten Nachrichten
von Erderschütterungen und vielleicht mehrere
ähnliche; von Veränderung der Gestalt der Oberfläche
kommt uns eine einzige wirklich historische Nachricht
aus neuer Zeit entgegen, deren Gegenstand von geringer
Erheblichkeit ist. Das grofse Erdbeben vom 1. November
1755 nähmlich wurde nicht nur an vielen Orten in
Dauphine , Ly o n n o i s , Pr o v enc e , L a nguedoc
und selbst in nördlicheren Provinzen mitempfunden;
sondern es soll auch während desselben bey Meruces
in Languedo c , in den Bergen auf dem rechten Ufer
der Jou ant e eine Spalte entstanden seyn, die zwey
Fufs breit und sechs Lieues lang angegeben wird, von
Meru c e s bis Florac gereicht haben, aber in der
Folge zum Theil wieder zugefüllt worden seyn soll (i).
So merkwürdig dieses Phänomen an sich ist, so kann
man die Folgen desselben doch nicht zu den bleibenden
Veränderungen der Gestalt der Erdoberfläche
rechnen.
Andere Veränderungen, durch Lavaströme oder
1) B u f f o n Epoques de la nat. 8. Hist. nat. Suppléai. T. 10.
p 53. 44t da Paris in 8vo.
Erhebungen in der Form der Thäler, dem Wasserlaufe
u. s. w. hervorgebracht, sind zwar von verschiedenen
Beobachtern angenommen, und als sehr wahrscheinlich
bezeichnet worden; aber diefs beruhet blofs
auf Folgerung aus geognostischen Wahrnehmungen ;
historische Nachweisung liegt keiner derselben zum
Grunde (i).
Man hat eine Zeitlang die Meynung geltend zu
machen gesucht, dafs in den Bergen der Auve rgne ,
und nahmentlich in der Nähe von Vienne, wirkliche
vulcanische Ausbrüche noch im fünften Jahrhunderte
unserer Zeitrechnung erfolgt wären. - Wir halten uns
aber überzeugt, dafs man nicht berechtiget ist, die
Nachricht welche Sidonius Apollinaris (2) von einer
dort wahrgenommenen Naturbegebenheit giebt, auf einen
vulcanischen Ausbruch zu deuten, wie Guettard (3)
gethan hat; indem jene ursprüngliche Nachricht von
einem solchen weder ausdrücklich Etwas sagt, noch auch
eine Erscheinung dieser Art mit einiger Wahrscheinlichkeit
vermuthen läfst. Wir haben dieses, und dafs man
in jener Nachricht höchstens die Beschreibung eines
Erdbebens erkennen kann, in einer besondern Abhandlung
darzuthun versucht (4).
Eine entfernte Andeutung davon, dafs das Men-
1} S. z. B. M o n t l o sier Essai sur la Théorie des Volcans
d'Auvergne ed. 2. 1802. p. 88. 40. 111. u. s. w.
2) Lib. 7. epist. 1. ad KT am e r tum.
S) J. Et i e n n e Gu e t t a r d in Hist. de l'Acad. de Paris.
1752. M. p. 56. '
4) In v. Moll Neue Jahrbücher der Berg- und Hüttenkunde
Bd. 4. S. 183. — Franzos, in Correspondance astronomique
etc. du Bar. de Zach Vol. 6. pag. 31. — Dazu der
Brief des Abbé Degola ebendaselbst S. 43*