den Arabern Al Ghaur genannt (1). Der ausgezeichnete
Geograph, Herr Karl K itte r, dem es gelungen
ist die Gestalt der Erdrinde malerischer als je geschehen
zu schildern, macht auf die merkwürdige
Bildung des Sy r i s chen Lande s aufmerksam, und
zeigt, wie dasselbe durch eine von Nord nach Süd
laufende Vertiefung — welche einer die festen Felsen
trennenden Spalte mit senkrechten Wänden gleicht,
und sich von gewöhnlichen Thälern gar sehr unterscheidet
— von den östlicheren Theilen Asiens geschieden
ist. In dieser Spalte fliefst der Jordan und
bildet darin die Seen von Ameri t h und von Tibe-
rias und das Todt e Meer (2). Die Verlängerung
dieses Erdspaltes gegen Süden, mit einer geringen Ablenkung
nach Westen trifft gerade auf das nördliche
Ende des Ai l a n i t i s ch en Busens, und fällt in die
so eben erwähnte thalähnliche Vertiefung, welche
eine nördliche Fortsetzung des Busens zu bilden
scheint. Nur am südlichen Ende des Todt e n Me e res
besteht eine nicht sehr bedeutende Erhöhung,
W'elche gleichsam den Damm bildet, der die Ergiefsung
seiner Gewässer nach dieser Stromrinne verhindert.
Dürfte man daher nicht annehmen, dafs es eine
Zeit gegeben hat, in welcher das To d t e Meer entweder
gar . nicht, oder doch nicht in seiner ganzen
heutigen Ausdehnung vorhanden war ? dafs damals der
Jordan das Thal Siddim durchströmte, und sich
von da durch die noch sichtbare Vertiefung in den A ilani
t i s chen Busen ergofs? dafs die Erhöhung des
Bodens, welche jetzt im Süden des Salzmeeres einen
Damm bildet, damals entweder gar nicht vorhanden,
1) Ritter Erdkunde ThI. 2. S. $17. 218. folg.
2} Derselbe a. a. O. S. 352. f.
oder wenigstens weit genug geöffnet war, um dem
Flufse den Durchgang zu verstauen? und dafs eben
die durch einen vulcanischen Ausbruch bewirkte Zerstörung
Sodoms und der übrigen Städte, durch eine
wirkliche Erhebung des Bodens von innen heraus, die
Oeffnung durch welche der Strom dort vormals seinen
Lauf nahm ausfüllte, und so die Anfülluug des Tba-
les Siddim mit Wasser für ewige Zeiten bewirkte?
Diese Ansicht hat durchaus nichts Gezwungenes,
denn vulcanische Erhebung des Bodens auf solche
Weise ist eine Erscheinung, die an mehreren Orten
der Erde, und zwar hie und da in weit gröfserem
Maasstabe erfolgt ist als man sie an dieser Stelle anzunehmen
nöthig hat; wo es blofs des Zudämmens einer
vielleicht sehr engen Felsenschlucht zwischen bedeutenden
Anhöhen bedürfte, um den Lauf des Flusses
für immer zu hemmen, und selbst dem grofsen Landsee
den Durchbruch zu wehren. Dafs aber dort ein so
enger Durchgang des Stromes gar wohl bestanden haben
kann, ist selbst dem Charakter des ganzen Jordan-
thales entsprechend, welches durchaus als eine solche
Schlucht zwischen zum Theil sehr hoben Wänden erscheint,
sich nur an einigen Puncten erweitert, und
selbst denn noch diesen Charakter behält. Die Gegend
am südlichen Ende des Tod t en Meer e s ist auch,
allen Schilderungen zufolge, eine völlig vulcanische,
welche die deutlichsten Spuren ehemaliger Ausbrüche
trägt, wenn gleich seit Jahrhunderten wirkliche vulcanische
Thätigkeit dort nicht mehr wahrgenommen
wird (1). Strabo ( 2) sagt: dafs sich dort verbrannte
1) Di o d o r Bibl. L. 2. c. 48. u. L. 19. c. 98. — Ba k ui , Notices
et extr. des manuscrits de la BibU du Roi T. 2* p. 440.
2) L. 16. T. 6. p. 373.