Das Phänomen des Gasausblasens findet ßich übrigens
in Si c i l i en nicht blofs an diesem Orte , sondern
auch noch an einigen anderen. Drey italienische Meilen
weiter gegen Norden und acht von Gi r g ent i , z.
B. in der Campagna B i s sana sind unzählige kleine
Hügel von Kreidemergel, jeder mit einem Loche in der
Mitte, welche durch Gasausblasen gebildet worden
sind. Einige solcher Hügel bey Ter r a p i l a t a unweit
Calt a n i s e t t a sollen bey Erdbeben dieSicilien treffen,
jederzeit Risse bekommen die sich weit von ihnen ab
erstrecken (1).
Der Lago Naf t i a oder d e i Pal i c i bey P a l a gon
ia ist ein kleiner See, von nur 480 Fufs Umfang
und 14 Fufs Tiefe, der nicht aus Quellen, sondern
aus zusammengelaufenem Wasser gebildet seyn
soll. Auf seinem Grunde befinden sich zwey grofse
und eine kleinere ununterbrochen, und mehrere inter-
mittirend ausblasende Gasquellen, welche Blasen auswerfen.
Das Wasser ist schlammig und kalt, und giebt
einen Naphtageruch von sich, auch schwimmt Naphta
auf seiner Oberfläche. Das Gas ist kohlensaueres und
tödtend. Die Alten hatten dort einen Tempel, in welchem
Menschen, die man mit diesem Gas tödtete, den
Göttern geopfert wurden (e).
Die Gegend vonPaterno zeigt ähnliche Erscheinungen.
Dort sind an drey Orten Salzquellen: le Sa*
1 in e i l e genannt. Aus allen steigt kohlensaueres Gas
empor, alle sind kalt. Auch bey diesen erfolgen nach
anhaltendem Regen Ausbrüche von mergelartigem
Schlamme. Daher haben Einige bey diesen Quellen den
1) Hesperus 1823. No. 256. S. 1022.
2) Ferrara a. a. O. p. 48 — 50.
See Pa l i c i der Alten gesucht, den Ferrara gewisser
im Lago Nafti a zu finden glaubt.
Ein aufserordentliches Phänomen ereignete sich am
j8- März 1790 bey Sta. Maria di Ni s c emi auf einer
hohen Fläche, einige Meilen von der südlichen Meeresküste,
wo T erranova liegt. Zuerst hörte man unter
dem genannten Dorfe ein unterirdisches starkes Getöse.
Tags darauf erfolgten Erschütterungen; dann sank der
Boden drey italienische Meilen im Umkreise nach und
nach, und an einer Stelle bis auf dreyfsig Fufs tief nieder.
Da das Sinken nicht überall gleich tief erfolgte,
so entstanden Risse, zum Theil so breit, dafs sie nicht
überschritten werden konnten; dieses allmähliche Einsinken
dauerte bis zum Ende des Monats. In der Mitte
dieses Zeitraumes brach in dem gesunkenen Boden eine
Oeffnung auf, von ungefähr drey Fufs im Durchmesser,
durch welche drey Stunden lang mit grofser Gewalt
ein Strom von Schlamm hervordrang, der einen
Raum von sechzig Fufs lang und dreyfsig breit bedeckte.
Der Schlamm war salzig, bestand aus Kreidemergel
und einem zähen Thone mit krystallinischen
Kalksteinstückchen gemengt; er roch nach Schwefel
und Erdöl; in einigen Spalten spürte man Wärme,
auch stieg Dampf daraus empor. Die dortige Gegend
ist übrigens geognostisch ganz so beschaffen, wie der
gröfste Theil des südlichen S i c i l i e n s , d. i. die niedrigen
Striche bestehen aus Lagen von Mergel, der
von einem blauen Thone gangartig durchsetzt wird,
und Gyps, Schwefelkies, natürlichen Schwefel und
Salz einschliefst. Ueber diese Mergellagen ragt die
Kalksteinkette empor, welche das Innere der Insel bis
zum. Meere durchzieht, und im Westen von einer ungefähr
von Ta o rmi n a nlach Me l a z zo gezogenen
Linie anfängt. Die östlichste Spitze Si c i l i ens vom