Wie weit sich diese Mitleidenheit des die angenommene
Mittellinie begleitenden Erdstriches gegen
die Südseite hin erstrecht; darüber ist noch zu wenig
bekannt, als dafs man sich erlauben dürfte, nach dieser
Richtung hin ihre Gränzen auch nur ungefähr zu
bestimmen. Gegen die Nordseite hin scheint diese
Mitleidenheit der Erdrinde sich ziemlich weit zu er.
strecken, wiewohl sie sich immer schwächer zeigt, je
mehr die Entfernung von der Mittellinie zuniinmt.
Scharfe. Gränzen lassen sich zwar für das Gebiet dieser
Erscheinungen nicht ziehen; aber es ist unverkennbar
und merkwürdig, dafs sie von der Mittellinie an,
gleichsam in einzelnen Zweigen oder Strahlen, den
gröfseren und Urgebirgs - Ketten an ihren beyden Abhängen
folgen, und sich auf diesen einzelnen Zügen
mit allen ihren verschiedenen Eigentümlichkeiten zu
erkennen zu geben: in Trachyt- und Basaltgebirgen,
in warmen Quellen, und in von Zeit zu Zeit wenn
auch nur schwach erfolgenden Erschütterungen des
Bodens, oder auch nur in Mitempfindung der sich
in der Mittellinie ereignenden stärkeren Erderschütterungen.
Da wo die Züge der älteren Gebirge — deren Massen
vielleicht die den metallischen Erdkern zunächst
umgebende Hülle bilden — aufhören, d. i. sich von
der Oberfläche in die Tiefe hinabziehen und unter der
mächtigen Decke der jüngeren Gebirge und der die
Ebenen füllenden Massen verbergen, da hören jene
Wirkungen ebenfalls fast ganz auf, und die warmen
Quellen verschwinden.
So zieht sich um den im vorigen Hauptstücke beschriebenen
gröfsten bekannten Vulcan- und Erdbeben-
Zug der alten Welt in Norden ein Bogen herum, der
vom S c hwa r z e n Mee re an, den Rarpa t h e n und
Sudeten folgt, sich über das Er z g eb i r g e , den
Thür ing e rwa ld und die Basaltgebirge von He s sen
und der Gegend am Rh e i n , vom S i e b e n g e birge
an diesen Strom hinauf, südwestlich in die
Gebirge von Frankr e i c h , durch die Auvergne
und die Ce v ennen bis in die Py r enä en hinzieht,
und eine Seitengegend von jenem Hauptzuge umschliefst,
welche mit diesem in der genauesten Verbindung
in Hinsicht auf den vulcanischen Procefs im Innern
der Erde zu stehen scheint. Denn in dem ganzen
Bezirke, den dieser durch Trachyt- und Basalt-
Berge so .wie durch warme Quellen deutlich bezeich-
nete Bogen umfafst, kommen gar nicht selten, wenn
gleich in geringer Stärke, die Erscheinungen noch vor,
welche jene Verbindung verraten. Aufserhalb dieses Bogens
aber, in den von demselben nördlich liegenden
Gegenden von Europa, diesseit des Teutschen
und Baltischen Meeres, sind diese Erscheinungen
äufserst selten, und an einigen Puncten derselben, wo
sie sich gezeigt haben, ist es unter Umständen geschehen,
die selbst dort noch auf eine Verbindung mit dem
Hauptzuge deuten. Wir werden in der Folge zu zeigen
suchen, dafs andere sich weiter gegen Norden in
beträchtlicherer Entfernung von diesem Bogen zeigende
ähnliche Phänomene wahrscheinlicherweise einem
zweyten abgesonderten Erschütterungskreise angeboren.