die so bestimmt von der Entstehung von Thia gegebene
Nachricht habe bezeichnen wollen, und gern
möchte man die in dieser Nachricht enthaltenen Worte:
nostro aevo für den einzigen richtigen Theil der Zeitbestimmung
halten. Choiseul (x) giebt sich auch alle
Mühe, die Erzählung des Plinius von Thi a auf die
Begebenheit des Jahres 47 anzuwenden, und glaubt,
dafs die Angabe der Consuln auf einem Versehen beruhen
dkönne, indem Plinius vielleicht den Junius So-
lanus der der College des Valerius Asiaticus gewesen
sey, mit einem andern Junius Solanus, College des L,
Ba ibus, und so die Consulate selbst verwechselt habe.
Diese Muthmafsung würde ganz sinnreich seyn, wenn
nicht darüber, ob der College des Valerius Asiaticus
wirklich Junius Solanus geheifsen hat, Zweifel obwalteten,
denn nach Einigen hiefs er Marcus Aurelius (2)
nach Anderen M. Valer. Messala (3).
Als die siebente unstreitig auch dem durch seine
Wirkungen bey Thera kenntlichen vulcanischen
Herde zugehörende Erscheinung dieser Art dürfen wir
die von Plinius (4) und P h ilo stra t (5) berichtete,
mehr in die Nahe von Creta verlegte Erhebung einer
neuen Insel ansehen. '"Plinius, ohne die Zeit dabey anzugeben,
sagt, sie sey ju x ta Cretam aus dem Meere
entstanden, und habe 2500 Schritte im Umfange gehabt.
P h ilo stra t erzählt: im zweyten Jahre der 210-
Olympiade (60. nach C. G.) sey Creta durch ein heftiges
Erdbeben, von unterirdischem Donner begleitet,
erschüttert worden ; das Meer sey gegen sieben Stadien
1 ) Voy. pittor. V. 1. p. 24.
2) G. D. K ö l er ' s Ausgabe der Natur. Quaest. p. 617.
3) Cal vi s , Op. Chron. p. 433. 4) H. N. L. 2 . c. 89.
5) Vita Apol lon. Tyan. 4, 34. p. 175.
zurückgewichen, und zugleich habe sich in der Meerenge
zwischen Creta und Thera eine Insel erhoben.
Scaliger (1) glaubt einen Irrthum in der Zeitbestimmung,
und die Begebenheit mit der vom J. 46 £ür Eine
und dieselbe annehmen zu müssen, Dieses scheint uns
gerade nicht nothwendig zu seyn, da die Gegend von
Thera diese Erscheinung so oft dargeboten hat und
da doch beyde Berichterstatter, Plinius und Philo stra t,
den Tunet des Meeres, an welchem im J. 60 eine Insel
erschienen seyn soll, etwas verschieden von demjenigen
angeben, an welchem die früher entstandene zum
Vorschein gekommen war. Es heifst nähmlich bey
Philostrat von der neueren: in der Meerenge
zwi s ch en Creta und Thera; die Insel mufs daher
südlich von Thera entstanden seyn, statt dafs die
früheren Erhebungen sich an der Westseite ereignet
hatten. Es ist auch zu vermuthen, dafs sie nicht so
ganz nahe bey Thera erhoben worden ist; sonst
würde man sich wohl damit begnügt haben, ihre Lage
bey dieser so bekannten Insel zu bezeichnen, nicht aber
durch Ausdrücke wie ju x ta C re tam , und in der
Meerenge zw i s c h e n Creta und Thera. So
hätte man sie wenigstens nicht bezeichnen sollen,
wenn sie nur zwey» Stadien von Thera entfernt gewesen
wäre, wie Plinius von der Insel Thia angiebt,
Welche Choiseul Goufßer so gern für die im J. 46 entstandene
annehmen möchte ; denn die sogenannte
Meerenge ist über 500 Stadien (14 geograph. Meilen)
breit. Ohne Zweifel ist diese neue Insel, wenn sie
wirklich bestanden hat, wie mehrere ihres Gleichen,
bald wieder versunken. Dafs sie bey Plinius denjenigen
bey gezählt wird, deren Entstehungszeit er durch ante
1 ) ad Eusebiuni P. 101.