chen Werkstätte damals nur momentan und gewalt-
sam eine andere als die gewöhnliche nach den alten
Ausführungs-Canälen gehende Richtung gegeben, und
den Ausbruch an einer sonst geschlossenen Stelle der
niedrigen Küste bewirkt. Vielleicht und höchstwahrscheinlich
müssen diese Ursachen schnell aufgehört haben
zu wirken; der kurze Zeit dauernde Ausbruch
mag nicht Kraft oder intensive Hitze genug gehabt haben
, um die ‘Seitenwände des schnell gebildeten und
nur durch die Macht der Dämpfe augenblicklich offen
gehaltenen Ausführungs - Canals durch Schmelzung ihrer
Bestandteile auf die Dauer zu festigen; und so
mag bald die Richtung dieser Dämpfe ihren alten Weg
nach den Oeffnungen des Vesuv u. s. W. wieder gefunden
und den Mont e Nuo v o als ein ruhendes,
todtes, halb in sich selbst zusammengestürztes Denkmal
ihrer Abirrung hinterlassen haben. Uebrigens
scheint das an diesem Berge wahrgenommene Phänomen
schon mehreremal vor •undenklichen, vielleicht
auch in nicht allzuentfernten Zeiten vorgekommen zu
seyn. Die Campiphl e g r a e i zeigen mehrere Hügel
undPuncte, wie die Sol fat ara, den Mont e Barbar
o und ändere, deren jetzige Gestalt und Beschaffenheit
zu der Vermutung berechtiget, dafs jeder derselben
das Product und Denkmal derselben Erscheinung
ist, die den Neuen Berg hervorgebracht hat, wenn
gleich von keiner dieser Erscheinungen das Andenken
durch die Ueberlieferung aufbehalten worden ist.
So vermuthet Breislak (1) dafs auch dér See Agnano,
den die Alten nicht zu kennen scheinen, in neuerer
Zeit durch Einsinken eines ehemaligen Hügels mit
1 ) V o y a g e s -physiques etc. dans la Campanie trad. par le General
P o mmereui l T. 2. p. 47. f.
einem Krater entstanden sey. Er sagt: der Nähme dieses
Sees der im Mittelalter Anc lanum geschrieben
wurde, stamme aus der Zeit der Herrschaft der
Normänner in Sicilien her, und nach Rdazocchi
sey er erst im neunten Jahrhunderte entstanden; an
seinem Platze habe Lucullus ein Landhaus gehabt. Aehn-
liche Erscheinungen können sich also, leider zum
Schrecken und Verderben des dort wohnenden Volkes,
auch künftig bald an diesem bald an jenem Puncte der
dortigen Gegend erneuern.
Wir haben schon erwähnt, dafs der Vesuv während
der Entstehung des Neuen Berges ruhig war. Diese
Ruhe war damals von sehr langer Dauer; man kennt
zwischen den Jahren 1306 und 1631 nur einen einzigen
Ausbruch des Vesuv im J. 1500» der nicht beträchtlich
und von gar keinen bemerkbaren Folgen gewesen zu
seyn scheint, Und von welchem überhaupt wenig bekannt
ist. In den darauf folgenden Einhundert und
dreyfsig Jahren der völligen Rühe hatte der Vesuv auch
im Aeufsern fast ganz seinen vorigen Charakter verloren;
er scheint sogar, wenn man der Beschreibung die
Braccini (i) von ihm giebt trauen darf, einem Vulcane
noch weniger ähnlich gesehen zu haben als zu Strabo's
Zeit, die von dem Krater übrig gebliebene Vertiefung
ausgenommen. Der Gipfel und selbst dieser in seiner
Tiefe geschlossene Krater waren während des Zeitraumes
der Ruhe mit der üppigsten Vegetation ausge-
schmiickt worden, und mächtige Bäume bildeten darin
einen vollkommenen Wald. Die innere vulcanische
Gährung, zu deren Bereich der Vesuv zu gehören 1
1) * Giul . Ces. B r a c c i n i del? incendio fattosi nel Ve-
suvio in 16 Die. 1631 e delle sue cause ed effetti etc. Napoli
1632. 4to.
Verhnd. d'. Erdfl. Bd. II. o