derselben gar nicht. Dagegen ist die noch weiter südlich
gelegene Gegend, Cal abr ien sehr oft wiederkehrenden
Erdbeben unterworfen, und scheint mit
S i c i l i en zusammen einen besondern untergeordneten
Erschütterungs-Bezirk zu bilden, auf welchen der
unterirdische Gährungsprocefs so stark wirkt, dafs er
sich daselbst einen der gröfsten Ausführung*-Canäle
auf der Erde gebrochen, und durch Jahrtausende erhalten
hat: den Aetna. Calabrien und Si c i l i en
haben die unterirdischen Bewegungen fast immer zugleich
empfunden; die Natur wie die Geschichte stellt
diese beyden durch einen schmalen Meeresarm getrennten
Länder als ein Einziges oder doch Zusammenhängendes
dar, und die älteste mythische Ueberlieferung
läfst sie durch die Gewalt desselben furchtbare^ Naturphänomens
trennen, dem sie dieser äufseren Trennung,
ungeachtet für alle künftigen Zeiten gemeinschaftlich
unterworfen bleiben sollten. Der Sage hiervon haben
wir in unserm I. Buche gedacht (0» und dort sowohl
die historischen Hinweisungen auf dieselbe, als auch
die physischen Verhältnisse angeführt, welche sie, unserer
Ansicht zufolge, als nicht ganz leer betrachten lassen.
Neuerlich hat der von uns schon mehrmal angeführte
bekannte und vorzügliche Geognost Brocchi (2)
sich zu zeigen bemüht: dafs die physischen Verhältnisse
gar nicht von der Art seyen, um zu dem Schlüsse
auf eine Trennung Si c i l i ens von I ta l i en, in einer
späteren Zeit als der der Gebirgs- und Thalbildung
überhaupt, zu berechtigen. Er zieht aus dern#Abfall
der älteren Gebirge sowohl in Cal a br i en als in Si-
1) Th. 1. S. 35. f.
2) In Biblioteca Italiana. T, 19. p. 69 —- 82.
c i l i e n nach der Meerenge zu, und daraus, dafs an
diesem Abfalle auf beyden Ufern jüngere Gebirgsarten
aufgesetzt sind, den Schlufs, dafs die Meerenge nichts
Anders sey als ein Thal, gebildet wie alle anderenThä-
ler, und gleichzeitig mit diesen; und dafs die blofse
Uebereinstimmung der Gebirgsarten auf beyden Ufern
derselben, und selbst die Gleichförmigkeit ihrer Schichtung
allein keinen Grund abgebe, auf eine neuere gewaltsame
Trennung durch das Meer zu schliefsen, indem
sich dieselben Verhältnisse an den meisten Thji-
lern zeigten. Wir müssen Herrn Brocchi darin zwar
Recht geben, dafs diese Verhältnisse an sich und allein
zu der Annahme der späteren gewaltsamen Trennung
nicht berechtigen. Allein wir glauben auch, dafs sie
gerade nicht gegen diese Annahme streiten, wie er dafür
zu halten scheint, indem ein ursprüngliches und
tiefes Thal, von jüngeren Gebirgsarten gebildet, wenn
es auch anfänglich über der Meeresfläche erhaben gewesen
wäre, doch einen gewaltsamen Durchbruch nur erleichtert
haben würde.
Die Ueberlieferung von der vulcanischen Thätig-
keit des Aetna ist fast so alt als die von dem Daseyn
S i c i l i e n sun d I t a l iens überhaupt. Wenn es auch
zweifelhaft bleibt, ob Homer's Land der Cykl open
S i c i l i e n gewesen ist, und der Feuerberg den Anlafs
zu der Benennung und zu der Fabel gegeben hat(i)?
so kennt doch schon Pindar (2) den Aetna und
kann ihn als einen berühmten Vulcan in seine Dichtungen
weben. Später wurde der Schlund des
Ukert Geogr. der Griecli. u. Römer. Th. 1. Abth, 1.
S. 23. f.
2) Pyth. I. V- 38. 52- u. s. w.