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mehrere Thatsachen aus anderen Gegenden der Erde
vereinigen werden, um der Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit
einer periodischen Wiederkehr desselben
das Wort zu reden. Wir würden daher die von Kircher
und. Gassendi aufgenommene Angabe, schon der Berichterstatter
wegen für die wahrscheinlichere halten,
wenn auch der Umstand, dafs das Jahr 1638 die fürchterlichen
Erdbeben in Calabrien u. s. w. brachte, dabey
nicht einträte (i).
Des Ausbruches, der im J. 1652 auf St. Mi guel
erfolgt seyn soll, haben wir schon gedacht.
Im J. 1718 ha tte der grofse Vulcan auf der Insel
El P i c o einen Ausbruch, dem bis in das J. 1720 mehrere
folgten (c). Seitdem h a t dieser Vulcan geruht.
Am 20« November 1720 erfolgte in der Nähe von
T e r c e i r a im Meere ein Ausbruch von R au ch , Flamm
e , Asche u n d Bimssteinen, von welchen das Meer
bedeckt w u rd e ; allein dieser Ausbruch hinterliefs keine
bleibenden Spuren. Kurz darauf ab e r, gegen Ende
Decembers desselben Jahres entstand ein heftiges Erdbeben
a u f T e r c e i r a und St . M i g u e l , w äh ren d des-
sen die Feuerausbrüche, die bis zu derselben Zeit auf
dem Vulcan der Insel P i c o g ew ü th e t hatten, plötzlich
a u fh ö rte n , wob ey der Pico selbst ein w en ig in sich
zusammengesunken seyn soll. Etliche Tage nach die-
1) K i r c h e r M u n d . suht. L. 2. c. 12. §• 1. — Gas s endi
in L ih r . 10. L a e r t i i de vita E p i c u r i , ed. Lu g d . 1675.
Fol. T. 1. p. 545. — Buffon a. a. O. — Raspe a. a. 0.
p ; U l ___1 1 4 . — M a l t e - B r u n Precis de la geograph.
univ. T. 5. p. 178. — H u mb o l d t V o y . aux terres equin.
etc. relab. hist. T. 1. Ch. 1. p. 91. Cb. 2. p. 171. T. 2*
Ch. 14. p. 4.
2) * W eb ste r in dem angeführten Werke.
gern Erdbeben erhob sfch zwischen den beyden zuerst-
genannten Inseln eine neue Insel aus dem Meere, un-
ter stetem Ausbrechen von dickem Rauche; sie wurde
von einem Engländer Thomas Förster, und von einem
französischen Schilfs-Capitain de Montagnac aus ihren
Schilfen gesehen, auch von dem letztem in der
Schaluppe umfahren, und von dem erstem gezeichnet.
In der gröfsten Nähe an derselben, zu welcher
man gelangen konnte, fand man in 60 Brasses Tiefe
feinen Grund. An ihrer Westseite war das Wasser sehr
verändert; es war bläulich - und grünlich-weifs, wie
über Untiefen, und schien kochen zu wollen. Nordwestlich
davon fand man in 15 Brasses Tiefe groben
Sandgrund. Ein in das.Meer geworfener Stein brachte
ein siedendes Aufbrausen und starkes Aufspritzen hervor.
Der Grund war so warm, dafs das Talg an dem
hinuntergelassenen Senkbley schmolz. Der Steuermann
bemerkte, dafs der Rauch aus einem kleinen
Teiche emporstieg, der mit einer Sanddüne umgeben
zu seyn schien. Die Insel war fast rund, und so hoch,
dafs sie sieben bis acht Lieues weit gesehen werden
konnte. Im J. 1722 bemerkte man* dafs diese neue
Insel bedeutend zusammengesunken und fast der Meeresfläche
gleich geworden war. Im J. 1723 war sie
ganz verschwunden, und man fand an der Stelle, die
sie eingenommen hatte, 80 Brasses Tiefe ( i). Wir
erinnern hierbey, dafs, nachdem der Vesuv 1717 ausgeworfen
hatte, die Vulcane des Mittelländischen Mee-
1) Philos. Transact. Vol. 26. p. 69. u. 200. V. 27. p. 553.
V.31. Nr. 372. p. 100. V. 32. u. Jalirg. 1812. p. 152— Hist,
de l'Acad. d. Sc. de Paris 1721. p. 26. 1722. p. 12. — Comment.
Bonon. T. 1. p. 205« — Bujfon a. a. O. p. 348«
349.
Verând. d. Erdfl. Bd. II. T