Uns scheint, nach diesem Allen, dieMeynung dafs
He r cu l an eum und Pompe j i im J. 79 ganz zerstört
worden sind, bestehen äu können, so lange für
ihre längere Dauer nicht erheblichere Beweise als die so
eben angeführten beygebracht werden.
Dafs übrigens, wenn auch wirklich die Zeit des
völligen Unterganges der beyden Städte nicht genau
auszumitteln seyn sollte, doch die Art desselben und
der ganzen grofsen Veränderung der dortigen Gegend
einer andern Ursache als den Ausbrüchen des Vesuv
nicht zugeschrieben werden kann, darüber <sind alle
unbefangenen Beobachter einig. Wir erwähnen daher
nur im Vorbeygehen der Meynung, die ein gewisser
Lippi, ein Schüler LVerner's, neuerlich dahin geäufsert
hat, dafs die Veränderung vom Wasser des Meeres
und nicht vom Vesuv bewirkt worden sey. Die Beobachtungen
aber, auf die Herr Lippi seine Neptunische
Ansicht gründet, so wie diese selbst, sind bald von
mehreren Seiten in ihrer Unhaltbarkeit dargestellt
Worden. ( 1)
Die Veränderung in der Gestalt des dortigen Bodens
ist, wie wir schon erwähnt haben, eine Erhöhung
desselben durch Auffüllung von oben herab, durch die
von dem Vulcan ausgeworfenen Materien. Von einer
eigentlichen Erhebung des Grundes von innen heraus
zeigt sich dabey Nichts. Wenn aber die von uns im
I. Buche (2) angeführte Wahrnehmung, dafs der Boden
der Stadt He r culan eum vierzig Fufs unt e r der
Meeresfläche liege, so wenig sie auch für sieh hat, ge1)
Neues bergmännisches Journal Ed, 4• S. 438. — Bibliote-
ca italiana, T. 7. f 1817 ) p. 174»
Ï ) Thl. 1. S. 466.
gründet seyn sollte, so dürfte man ein in einer solchen
Gegend gar wohl denkbares Einsinken des Grundes annehmen
, welches vielleicht 6chon bey dem Erdbeben
vom J. 63, oder auch bey dem Ausbruche vom J. 79
erfolgt seyn könnte. Einige Andeutung von Einsinken
scheint uns wenigstens in dem von Seneca
(aber von Pompej i , ) gebrauchten Ausdrucke dese-
disse zu liegen. Die Wahrnehmung selbst ist uns jedoch
sehr verdächtig. Barthèlemy drückt sich anders
über die Lage von He r culaneum aus; er sagt ( 1):
»Herculaneum dont l’assise riê ta it qu'ä une élévation
„tres modique du niveau de la mer.u Also doch über
dem Meeresspiegel! Eine Vertiefung von vierzig
Fufs unt e r demselben sollte, dünkt uns, bey der Lage
der Stadt und bey den daselbst angestellten Nachgrabungen
nicht lange zweifelhaft geblieben seyn.
Der nächste grofse Ausbruch des Ve suv, von dem
die Geschichte Erwähnung thut, ist der aus der Regierungszeit
des Septimius Severus im J. 203. dDio
Cassius (2) erzählt davon; ob er aber Veränderungen
in der Gegend hervorgebracht hat, davon wissen wir
Nichts. Da derselbe Schriftsteller bey Gelegenheit seiner
vorhin von uns angeführten Beschreibung des Vesuv
anmerkt, dafs die vulcanisehen Erscheinungen an
demselben sieh fast jährlich zeigten, so ist wahrscheinlich
, dafs der Berg zwischen den Jahren 79 und 203
nicht in vollkommener Ruhe geblieben ist, aber auch in
dieser Zeit keinen sehr heftigen Ausbruch gehabt hat.
Von späteren Entzündungen des Vesuv in den dunkeln
ersten Jahrhunderten des Mittelalters sind nur we-
1 ) Voyage, w ie oben P, 260.
2) L. 76. zu Anfänge*