die Dampfwolke auf dem Krater des Vesuv in denselben
zurück. Mehrere ähnliche Beyspiele anzuführen,
w erd en w ir in der Folge Gelegenheit erhalten.
Herr von Humboldt macht auch auf eine Erfahrung
aufmerksam, welche man in mehreren den Erdbeben
unterworfenen Gegenden, in denen sich auch Vulcane
zerstreut befinden, gemacht hat; sie besteht darin, dafs
bey Erderschütterungen,vdie in solchen Gegenden allgemein
verbreitet waren, die Stöfse an den Puncten am
stärksten zu seyn schienen, die sich von den thätigen
Vulcanen am weitesten entfernt befinden. Die Ursache
davon ist ohne allen Zweifel, dafs den unterirdisch entwickelten
Gasarten oder Dämpfen da wo 6ich vulcani-
sche Oeffnungen befinden ein leichter Ausgang gestattet
wird, der ihnen an den davon entfernten geschlossenen
Stellen der.Erdrinde versagt ist. Der genannte
Naturforscher sagt(i): die granitischen Berge Cala-
br iens, von neueren Breccien bedeckt, die Kalksteinkette
der Appenninen, die Grafschaft Pi gne r o l ,
die Küsten von Por tug a l und Gr i e chenland,
die von Peru und Terrafirma bieten auffallende
Beweise für diese Behauptung (2). In Neapel und
Mess i na , am Fufse des Co topax i und des T u n gur
agua fürchtet man die Erdbeben nur so lange,
bis Dämpfe und Flammen aus den Oelfnungen der Vulcane
fahren. Im Königreiche Qui t o hat die grofse
Katastrophe von Riobamba sogar den Gedanken erweckt
, dafs dieses unglückliche Land weniger oft umgestürzt
werden würde, wenn das unterirdische Feuer
die geschlossene Porphyrkuppel des Ch imboras so
1) A. a. O. S. 318.
2) Siehe auch F l e u r i a u de B e l l e v u e im Journ. de Physi-
que T. 62. p. 261.
durchbrechen k ö n n te , u n d dieser Riesenberg ein thäti-
ger Vulcan w ü rd e.
Zu allen Zeiten haben ähnliche Phänomene au f
ähnliche Hypothesen zu ih re r Erklärung geführt. Die
Griechen sch rieb en , w ie w i r , die Schwankungen des
festen Bodens einer Spannung elastischer Flüssigkeiten
zu, u n d führten fü r ih re Meynung a n , dafs auf der In sel
E u b o e a die d o rt e inst häufigen Erschütterungen
alsbald aufg*ehört hätten, als in der Ebene von L e l a n -
t u s eine Spalte entstanden w a r , d urch welche ein
Strom von glühendem Schlamme (jr^Aoü ölcctivqov —
vielleicht L a v a ? ) hervorbrach (i). Daher hielten auch
die Alten die B ru n n e n , die Höhlen u n d die Schächte
der Bergwerke fü r Ableiter der Erdbeben (2) , u n d das
Vertrauen in diese Art von Schutzmitteln — das unserer
ganzen Ansicht sehr angemessen ist — h a t sich bis
in späte Zeiten erhalten. Die ersten Römer sollen so lche
Brunnen angelegt h a b e n , um das. Capitol gegen
Erdbeben zu schützen; u n d w irk lich soll gerade dieser
Theil Roms, das so oft von Erdbeben heimgesucht
wird, davon n ie gelitten haben. Zu U d i n e in F r i a u 1
soll man vier sehr tiefe u n d alte Brunnen h ab en , w e lche,
einer dort gangbaren T rad itio n zufolge, in einer
Zeit, in der dort die Erdbeben viele Zerstörung angerichtet
h a tte n , als Schutzmittel gegen diese gegraben w o rden
sin d , u n d der Erfolg soll günstig gewesen seyn (3). *2 3
V) .S t r a b o , L. 1. T. 1. p. 155.
2) V i l n i u s , H. N. L. 2. c. 82.
3) Gi o v . V i v e n z i o Istoria e teoria de'tremuoti ed in -par-
ticolare di quelli delict Calabria e di IVIessina d i 1783. Napoli.
1783. kl. 4. m. K. pag. CXLVH. und in der neuen
vermehrten Ausgabe dieses Werkes welche daselbst 1788
unter d. Xitel: Istoria de'tremuoti avvenuti nella Pravincia