Die Vulcane der A n d e s k e t t e zeichnen sich
d u rch die E ig e n tüm lic h k e it a n s , dafs sie — w en ig stens
seitdem sie von Europäern beobachtet worden
sin d auch bey ihren heftigsten Ausbrüchen keine
eig en tlich geschmolzene M a te rie , u n d keine wahre
Lava von sich gegeben hahen.
Die Substanzen welche sie ausstofsen, sind verschlackte
und an den Rändern erweichte Stücke von
Grünslein, Basalt und Perlsteinporphyr, Obsidian und
Bimsstein, ungesalzenes aber mit geschwefeltem Hydrogen
geschwängertes Wasser, ungeheuere teigartige
Massen von gekohltem Letten, in welchen eine zahllose
Menge kleiner Fische (Humb o l d t ' s Pimelodes Cy-
clopum') eingehüllt sind, die auf grofse unterirdische
Wasserbehälter deuten. Die auf diese Weise ausströmende
erdartige eigenthümliche Masse, wird dort
JYloya genannt, und dient den Eingeborenen zum Brennmaterial.
Nach Hauquelin's Zerlegung verhalten sich
0 » 26 derselben ganz wie thierische und vegetabilische
Substanzen; Klaproth fand darin Kohle und brandiges
Oel. Diese Stoffe mit den Fischen sind in neuerer Zeit
nahmentlich vom Co topax i ausgeworfen worden
und haben bey der Katastrophe vom J. 1797 die gröfste
Verwüstung angerichtet (i).
Die hohe Fläche der Cordillere zieht sich von der
Rohen Berggruppe um Qui t o noch weiter gegen Norden
durch die Provinz Pas t o , welche Herr von Humboldt
das Tibet der neuen Welt nennt (2). Auch in
1 ) Humholdt Ideen und Naturgemälde S. 52. und 154. —
Klaproth Beyträge zur chemischen Kenntnifs der Mineralkörper
Th. 4. S. 289.
£) Humboldt, Ideen und Naturgem. S» 139 f*
AMER. 0 . QUITO.
dieser Gegend erheben sich einige Vulcane. Wenig bekannt
sind die von Azuf r al , Chil e s und Cum-
bal ( 1), merkwürdiger ist der Vulcan bey der Stadt
Pasto durch die von uns schon erwähnte Erscheinung
geworden, dafs der Dampf, den er drey Monate lang aus-
gestofsen hatte, am 4- Februar 1797 in demselben Zeit-
puncte aufhörte aufzusteigen, als die fünfundsechzig
Französische Lieues davon entfernte Gegend von Rio-
bamba und Hambato vom Erdbeben zerstört
wurde (2). Diese Erscheinung beweist unwiderleglich
den innern Zusammenhang dieses Vulcans mit denen
um Qu i t o , und man darf daher diesen, und gewifs
auch die weiter gegen Norden liegenden, als Fortsetzungen
eines einzigen grofsen Vulcanzuges betrachten.
Der Vulcan von Pas to ist von dem Pi c h in ch a
(dem nördlichsten unter denen in der Gegend um
Quit o ) ungefähr 28 geographische Meilen, in der
Richtung von S W. nach N 0 . entfernt. Ungefähr in
derselben Entfernung von dem Vulcan von Pas to gegen
Norden erheben sich, gleichfalls in der And e s -
Ket te die beyden Vulcane von P ura c e und S o tar a*
zur Provinz Popayan gehörig. Der erste ist einer der
hohen Gipfel dieser Kette; an seinem Fufse bey dem
Dorfe Purac e entspringt eine warme Quelle (3).
1) Annuaire du bureau des longit. 1824. p. 176.
2) Humboldt Voyage T. 2. p. 14.
3) Humboldt Atlas pittor. p. 221.