Wir haben in unserm I. Bache III. Hauptstücke die
Sage angeführt, dafs die vulcanischen Bewegungen des
Isländischen Erschütterungs - Kreises eine grofse Insel,
Welche im Süden von Island gelegen haben soll, und
der man den Nahmen Fr i e s l and gegeben hatte, ganz
vernichtet haben sollten; und wir haben ausführlich
die Gründe angegeben, welche uns n ö tig en , nicht
nur an der Wahrheit dieser Sage, sondern an dem Da-
6eyn einer solchen Insel in irgend einer Zeit überhaupt
zu zweifeln. Insofern auch hier die Rede von diesem
Ereignisse seyn müfste, erwähnen wir noch einmal
desselben, beziehen uns aber ganz auf das was wir
oben darüber geäufsert haben. Nur einen uns erst
neuerlich bekannt gewordenen Umstand müssen wir
hier noch nachtragen. Herr Erich Christian tVerlauf,
Professor zu Kopenhagen, hat in einem Programme (1)
von einer alten Isländischen Handschrift Nachricht ge*
geben, die eine aller Wahrscheinlichkeit nach imzwölf-
ten Jahrhunderte in Island geschriebene Erdbeschrei-
bung enthält, und hat den Theil davon, in welchem
Eu r op a abgehandelt wird, m der Ursprache nebst einer
lateinischen Uebersetzung abdrucken lassen. Diese
Erdbeschreibung schildert in kurzen Umrissen Grönl
and, I s l a nd, Scho t t l and, England, Irland,
No rw e g e n , S chwed en , Dänemark und das
an den Rheinmündungen gelegene F r ie sl a nd ; aber
von einer Insel F r i e s l and im Isländischen Meere,
oder überhaupt von irgend einer grofsen Insel, die
aufser den genannten in diesem Meere liegen solle, sagt
sie nicht ein Wort. Sobald gegen das angenommene
1) Symholae ad geogra.-ph.iam medii aevi ex monumcntis
Islandicis. Havniae 1821. 4.
Alter dieser Isländischen Erdbeschreibung erhebliche
Zweifel n ic h t erregt werden können, so möchte d a rin
wohl einer der entscheidendesten Beweise gegen das
Daseyn e in er solchen In se l, u n d folglich gegen die
Wahrhaftigkeit der Zenischen E rzählungen v o n derselben
zu erkennen seyn.