dafs die erste E rregung des Zersetzungs-Processes im Innern
der Erde durch gasförmige Flüssigkeiten ge-
sch ieh t; denn d iese, -wenn sie n ich t eben selbst dort
en tw ick e lt w e rd e n , möchten w o h l, weg en ihrer
geringen specifischen Schwere — die bey den meisten
geringer ist als die der atmosphärischen L u ft — schwer-
lieh tie f in das Innere der Erde eindringen können.
Diesen Grund h a t der treffliche Gay - Lussac in einer
kleinen aber sehr interessanten Abhandlung in welcher
er auch der h ie r dargelegten Ansicht das W o rt redet, her-
vorgehoben ( 1 ). Also ist anzunehmen, dafs Einwirkung
eines Tropfbar Flüssigen zuerst die Zersetzung bewirkt,
aus welcher die E n tw ick e lu n g der gasförmigen Substanzen
u nm itte lb a r folgt. Unter allen tropfbaren Flüssigkeiten
aber die man k e n n t, giebt es doch w o h l, der
physischen Beschaffenheit des Erdkörpers gemäfs, keine
an d e re , w elcher man auch n u r m it der entferntesten
Wahrscheinlichkeit diese E inw irk u n g zuschreiben
k ö n n te , als das W a sse r, u n d zwar das Wasser unserer
Meere, dessen Bestandtheile sich in dem Wasserstoft-
gas und in der Salzsäure, bey allen vulcänischen Ausb
rü ch en , wobey diese Stoffe in so grofser Menge entw
ick e lt ersch e in en , zu erkennen geben. Dieses um-
giebt den gröfsten Theil der Oberfläche der Erdkugel,
füllt die grofsen u n d tiefen zum Theil noch unergrün-
deten Becken der Oceane u n d drückt m it seiner gewaltigen
Masse von allen Seiten gegen den Mittelpünct.
Dieses Meerwasser w ird u n d mufs daher unfehlbar in
alle Zerklüftungen der festen Masse der Kugel eindring
e n , ja sie erfüllen. Von allen festen Massen welche
1 ) Reflections sur les Volcans; in Annales de Chimie et de
Physique, T. 22. p, 415. f.
wir kennen, is t keine — kaum gediegenes Metall möchten
wir ausnehmen — welche diesem Drucke vollkommenen
Widerstand leistete, welche n ic h t von dem Wasser,
das m it der Last eines Oceans au f sie d rü c k t, in
ihren kleinsten Poren durchdrungen w e rd en müfste.
Daher kann w o h l keiner der hohlen R äum e , die 6ich
den v o rerwähnten Voraussetzungen zufolge in oder
unter der Erd rin d e finden, als leer von Wasser gedacht
werden. Sind aber solche Räume im metallischen E rd kerne,
oder zwischen ihm u n d der steinernen E rd rin de,
m it Wasser g e fü llt, so ist der Procefs der Zersetzung
darin unvermeidlich ein g eleitet, u n d er w ird
stets von Neuem b eg in n en , so oft auch die R äume von
dem sie erfüllenden Wasser d urch gewaltsame Explosionen
entleert w e rd e n , w e il der D ru ck der oberen Wassermassen
sie im m e r, w e n n auch, wegen der Kleinheit
der Zugänge u n d Poren der festen Massen an den meisten
Puncten, n u r allmählich u n d langsam, w ied e r damit
anfüllen w ird . Aus dieser Ansicht scheint uns u n ter
anderen der Umstand erklärt zu w e rd e n , dafs die
Ausbrüche mancher Vulcane n u r in gewissen oft sehr
grofsen Zeiträumen w ie d e rk e h ren , w ie z. B, die gröis»
iten Ausbrüche der grofsen Vulcane in der Andeskette,
die sich fast n u r einmal in jedem Jahrhunderte ereignen.
Vielleicht dafs d o rt solche langen Zeiträume erforderlich
s in d , urti die grofsen Höhlen in denen der
vulcanische Procefs v o rg eh t, w e n n sie der Ausbrnch
entleert h a t, erst w ied e r m it Wasser zu fü llen , dann
auch die Zersetzung u n d Gasentwickelung selbst so
Weit fortschreiten zu lassen, bis ein solcher Vorrath
von Gas gesammelt, oder eine solche Masse von Däm*
ipfen en tw ick elt w o rd en is t , welche Kraft genug ausüben
k a n n , um die bey dem vorigen Ausbruche erfolgte
Verstopfung der Ausfiihrungs-Canäle aufs Neue
Veränd. d. Erdfl. Bd. II. D