then, haben wir in unserm I. Buche angeführt (j).
Dieser Meeresboden scheint allerdings Veränderungen
zu erleiden, und zwar sowohl durch Einsinken, als
durch Zerreifsen desselben. Ob auch Erhebung des Bodens
von innen heraus an einzelnen Stellen statt findet,
dürfte so lange wenigstens ungewifs bleiben , als man
nicht genaue, und einen langen Zeitraum umfassende
Beobachtungen darüber erhält: ob die Wasserfläche des
Caspischen Meeres constant fällt, oder abwechselnd
fällt und steigt? Geschähe das erste, so würde das
Sinken einiger Inseln wie Idak, und das Zunehmen
*^er Tiefe, allein und genügend aus dem Einsinken des
Bodens zu erklären seyn, und das höhere Hervortreten
einzelner Inseln und Felsen, würde, wo es vorkommt,
von dem Fallen des Wasserspiegels herrühren. Es
scheint aber, dafs man bis jetzt Erhöhungen einzelner
festen Stellen dort gar nicht, sondern blofs hie und da
ein Einsinken beobachtet hat. Aufser der Insel Idak
werden erwähnt einige kleine Inseln und ein Felsen im
Havenvon Baku, welche im J. 1720 über der Wasserfläche
gesehen worden seyn sollen, im J. 1740 aber
nicht mehr sichtbar, sondern vom Wasser bedeckt waren
(2); ferner zwey Klippen im Norden der Halbinsel
von Baku, dem Besh Bermack gegenüber, welche
auf Charten von 1720 und 1730 angegeben sind,
D w a Brat ie (zwey Brüder) genannt werden (3) und
welche TVoodroofe auch nicht mehr fand. Eine ähn-
1) Th. 1. S. 136.
2) *Wo o d r o o f e coasting Pilot, p. 274. citirt von Ritter
Erdk. Th. 2. S. 877. ,
3) ATüWer’jSamnilungRussisclier Geschichten Bd, 4, S. 106. "
Bd. 7, S. 194. u, 413.
liehe Erscheinung beobachtete Capitain Soimonöw ( 1),
der in der Bay von Baku in drey bis vier Faden unter
Wasser Grundmauern und Trümmer eines zerstörten
Gebäudes sah — eines ehemaligen Karavanserai, wie
man ihm sagte — welches sonst auf dem festen Lande
gestanden haben, und durch ein Erdbeben in den See
gesunken seyn soll. Da hierbey eines Erdbebens ausdrücklich
gedacht wird, so ist uns diese Nachricht wichtig.
Dafs die Begebenheit, wie R itte r sagt, vor dem
funfzehenten Jahrhunderte .vorgefallen zu seyn scheine,
da Bakui schon der von dem Meere an der Stadt ange*
richteten Zerstörung gedenke, möchten wir nicht geradezu
folgern; ja wir möchten noch eher das Gegen-
theil vermuthen, weil Bakui durchaus Nichts von Erdbeben,
sondern blofs von einem Eingreifen des Meeres
schreibt (2). Einer bey den Anwohnern des Caspischen
Meeres herrschenden Sage: dafs die Oberfläche desselben
abwechselnd dreyfsig Jahre steige und dreyfsig
Jahre falle, erwähnt, ihre Wahrheit bezweifelnd,
Hanway (3).
Die feurigen Erscheinungen der Gegend von Baku
sind allgemein bekannt. Sie bestehen zum gröfsten
Theile im Ausströmen entzündlicher Gasarten aus dem
Boden in einem beträchtlichen Umkreise , welche sich
da am stärksten zeigen, wo natürliche oder künstliche
Oeffnungen ihnen den Durchgang durch eine diesen
Bezirk bedeckende Thonschicht verstatten. Aufser diesen
zeigen sich dort noch andere davon verschiedene
1) Müller Ebendas. Bd. 7. S. 336. u. 414.
2) S. Notices et extraits des Manuscrits de la Bibliothèque édu
Roi T. 2. p. 50f).
3) An Account of the brittish Trade over the Caspian Sea.
Vol. 1. c. 24. p. 155-