Gegen diesen Vorschlag erregten die Städte Gorckum , Dor-
drecht und Rotterdam, die Deichgrafen und Heemraden der Vyf-
heern Lande und des Alblasserwaardes, so wie des Landes van
Arckel, viele Schwierigkeiten und protestirten dagegen förmlich.
Hierauf antworteten die Projectgeber in einem Memoire unterm
3o. Jan. 1754 und später in den Consideratien over het Request,
der eben erwähnten Opponenten , deren Hauptargument darin bestand:
« dafs die Linge-und Merwededeiche zu viel Wasser zu halten
haben würden und also durchbrechen müfsten. * Lulofsund
Bolstra schlugen deswegen einen Ueberlafs (Overlaat) (ƒ) durch
(ƒ) Ein Ueberlafsdeich (Overlaat oder Duickeldam) ist. um einige Fufs niedriger,
als die darneben liegenden Deiche. An der inneren Seite mit
einer sehr greisen Dossirung versehen, über welche das 'Wasser hinströmt
, wenn es eine gewisse Höhe im Flusse erreicht hat. So nennt
man aber auch in Holland ein zwischenzwey Leitdämmen eingesChlosse-
nes Terrain, worüber sich die hohen Ueberschwemmungen entlasten;
wie z. B. der Baartwyksche Overlaat (T. 5o.) Wenn die Ueberlafsdei-
che nur sehr niedrig gelegt, oder von einem Material aufgeführt werden
können , welches bey hoher Anschwellung fortgerissen wird ,
so setzen sich auf ihrer Krone fastallemal Eisschollen, die dann darüber
mit dem gröfsten Ungestüm stürzen und den Ueberlafs zu de-
struiren suchen. Will man alsdann Deich - und Grundbrüche verhüten
, so mufs unter dem Deichfufs der inneren Dossirung, ein mit
Steinen beschwertes Faschienenbett aufgeführt seyn. Kurz, die Ueber-
lafsdeiche sind sehr selten mit Nutzen bey solchen Flüssen, die einen
heftigen Eisgang führen, zu gebrauchen, und wir wollen hier deswegen
auch nicht weitläuftig derjenigen Vorschläge gedenken, wodurch
der Landmesser Zillissen im Jahr 1789 (Verhandelingen van het Ba-
taafsch genootschap der proefon dervindelyke Wysbegeerte te Rotterdam
IX. Deel. S. 110 bis löq.) Den hohen Leck und die Waal, mittelst
sieben Ueberlafse, in die Betouwe und die Linge, so wie im Tieler
Waard fuhren wollte. Der erste sollte in dem linkseitigen Deiche
des Pannerdenschen Canals, nicht weit, von da , wo die Linge entspringt,
kommen (T. 27.) Den zweyten projectirte er im rechtseitigen
Waaldeiche, wo die perpendiculaire Kribb IV 1 iept. Etwas oberhalb
Lent sollte der dritte eingeschnitten werden. Den vierten wollte
er zwischen der Schanze Knodsenburg und dem Ort Oosterhout
legen. Oberhalb Hien (T. 28) sollte der fünfte und oberhalb Ochten
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das Land von Altena (T. 3o) vor. Ein Project, welches bereits 1726
von den Professoren ’sGravesande und Wittichius so wie von dem
Landmesser Cruquius geprüft worden war. Er sollte zwischen
Werkerdam und Sleuwyk angelegt Werden. Doch wir glauben ihn
hier noch übergehn zu müssen, da an einem andern Ort davon
gehandelt werden mufs.
Wie die projectirten Schleusen zeigen : so bezog sich der ganze
Entwurf nur auf die Entlastung eines eis freyen Stromes im Leck.
Es scheint also, als wenn er die Uebel alle nicht aufheben konnte,
welche die Provinz Holland doch gehoben wissen wollte: nämlich
die Deichbrüche bey hohem Eisstrome. Werden diese Bemerkungen
erwogen und weitere Eolgerungen aus ihnen abgeleitet,
so bleibt es unerklärbar, warum man nicht statt solcher Ableitungen
des untern Stromes ; die Ysselmündung und ihr gesammtes
Bett bis zum Ausflufs in die Südersee verbesserte , und es fähig
machte einen grofsen Theil des obern Stromes abzuleiten. Doch!
auf diese Idee werden wir noch einmahl zurückkommen.
Es werden noch mehrere Ueberlafse vorgeschlagen.
Jezt glaubte man, dafs Ueberlafse die sichersten Mittel abo-eben
würden, die hohen Gewässer abzuleiten, deswegen projectirte
ein alter einsichtsvoller Mann , der Burgemeister Barneveit zu
Gorckum, welcher mit Lulofs, um des Baartwyckschen Ueberlas-
ses willen, sehr gespannt war, zwey andere. Der eine sollte von
dem Niederrhein ( T . 3 7 ) unter Hèusden abgehn und nach der
Waal unter Ochten hinziehn. Der Directeur der Festungen de
Roy und die Landmesser Ketelaar und Rekel liefsen 17 S4 die vor
mir liegende Karte davon stechen. Der zwey te sollte (T .36) von
der sechste (im Deiche) eingeschnitten werden. In den Tielerwaard
hätte, nach ihm, der siebente Ueberlafs oberhalb Varrick die Inondation
abgezapft. Die "Wege von Nymegen nach Arnheim und
von Ochten nach dem'Niederrhein sollten aufgehöhet und die Linge-
deiche hie und da weiter aus einander gelegt und verbessert
wer
den.