44o
vordem Wellenschlag in der Breite, die sie einnahmen. Aber
man hat nun sie selbst zu unterhalten und auch das hintere Werk
dazu; denn hohes Buschwerk auf dem Wratt vergeht, so zu sagen,
von selbst. Es ist die Frage, ob man sie nicht endlich auch
werde verlassen müssen « (Diefs ist geschehen) v Man schien wenigstens
gar nicht mit dem Erfolg zufrieden zu seyn.
Noch ein paar hundert Schritt weiter aufwärts sieht man, dafs
das Watt schon schmaler wird. Der Strom fällt stark drauf.
Man kommt dem eigentlichen Kampfplatz mit der Natur näher.
Auf der Karte findensich alte, jetzo verlassene parallele Buschwerke,
die im Zikzak liegen. « (Sie sind auch noch auf Tab. 48 angedeutet)*.
Man sieht, derjenige, oder diejenigen:, welche die ersten
Wbrke hier vorgeschlagen haben, sind Ingenieurs gewesen,
die sich mehr durch die nur schwache Analogie zwischen Land-
und Wasserbefestigungskunst, als durch Einsicht aus Grundsätzen
leiten lassen. ’ Das scheint mir auch die Quelle zu seyn von dem
ganzen Einfall, mit Parallelwerken zu arbeiten. Er mag sehr
original seyn; ich kenne auch aus Büchern dergleichen nicht,
nähmlich Vorwerke auf dem W'att in langen Strecken in solcher
Lage; von Vorsetzungen, Bollwerken, Werken am Deich selbst,
von anliegenden Werken, ist die Rede nicht; ich habe Ihnen in
meinem letzten gesagt, was ich davon halte. Der Mann , der die
Werke en quincunx vorschlug, war ein geschickter practischer
Hydrotect; aber da jener Plan, mit Parallel werken zu arbeiten,
hier einmahl eingeführt war, so mochte er ihren Geist kennen oder
nicht, er war gezwungen, der Mode zu folgen, oder konnte sicher
seyn, dafs seine Vorschläge unbefolgt bleiben würden. Wie
gebieten nicht Modevorurtheile in practischen Sachen? Sollten
sies? Mir fällt hierbey ein; was mir einer unserer gröfsten practischen
Baumeister in Niedersachsen einmahl sagte; ich bin zuweilen
gewissen practischen Maximen gefolgt, davon ich selbst den
Grund nicht einsahe, aber ihnen folgte, um nicht eigen zu seyn.
Das hat mich gereut, wenns ausgeführt war; aber nichts hat
mich gereut, was ich selbst durchgedacht, und dann nach meinem
Kopf habe machen lassen.
Bey der Ecke des Alten-Döser-Deichs fangen die grofsen kostbaren
Werke an. Das Watt ist noch immer breit, aber schmäler
als vorher, und nur von mittlerer Höhe; das Vorland ist von
hier bis Cuxhaven hin ganz weg. Man hat es lange schon gefunden,
dafs an dieser Seite die Buschwerke viel zu wenig haltbar
sind. Man legte also ein Werk von Steinen dahin; es heifst Steinböschung
«(sie ist auf T. 48 der dem Deiche zu nächste Theil des
Schiengelwerks) ” ist übrigens von der nähmlichen Structur, wie
die Buschwerke. Die Höhe ist 4 Fufs über dem Watt, die äu-
fsereSeite ist 4 : 1 ablaufend, und die innere i | z u i . Aber statt
des Busches sind Steine, und statt der Buschpfähle ist starkes Holzwerk
gebraucht; die Steine liegen in Fächern mit Querholz verwahrt.
Es sind ebenfalls Vordeiche, Wellendeiche, parallele
Werke, die aber nur einige Ruthen von dem Fufs des Erddeiches
entfernt sind. Hier ist es, wo man, wie ich vorher schon erwähnt
habe, um dem Ausspühlen des Grundes, von dem hinten
umlaufenden Wasser, Einhalt zu thun, wodurch alles anfangs
vorhandene grüne Vorland weggenommen ist, den hintern Theil
dieser Böschung mit dem Erddeich durch Schlickzäune von Busch
in Verbindung gebracht hat. Diese Zäune wehren auch dem
schädlichen Strom — zum Theil, und befördern einigen Schlickfall.
Aber die Erwartung, grünes Vorland dadurch wieder zu
gewinnen, die man anfangs gehabt hatte, ist fehl geschlagen.
Indessen thun sie doch ihre Dienste, wenn sie nur das Watt so
halten, wie es ist. Das schlimmste aber ist, dafs aufsen vor der
Böschung das Watt blofs liegt, und eher niedriger als höher
wird. Die Wellen haben also freyes Spiel bis an den Fufs der
Böschung hinauf. Man darf sich also nicht wundern , dafs selbst
diese starke Böschung so erstaunlich leidet, dafs die Steine jährlich
wiederum in Ordnung gebracht werden müssen. Und wie
würde es hier, selbst dem Watt ergehen, wenn nicht die Ecke
II . Band, 56.