aber wandte er sich nach Nordwesten, wo er die ganze Nacht
stehen blieb, und so heftig wurde, dafs das Seewasser allenthalben
in Gröningen, und an einigen Orten wohl acht Fuls
hoch über die Dämmen lief. Man rechnete, dafs in dieser
Wasserfluth mehr als zwölf hundert Menschen ertrunken sind.
Die Anzahl der vor dem Wasser weggetriebenen Häuser ward
auf 45o geschätzt (n.).
170g. Dafs der Alblasserwaard, wie wir schon aus dem bisherigen
ersehen haben, so öfters, und mehr als irgend ein Theil
des Landes in den Niederlanden den Ueberschwemmungen ausgesetzt
ist, rührt von mehreren Ursachen, vorzüglich aber daher,
dafs das Wasser, Welches in der Ober-oder Nieder-Betu-
we einbricht auch gewöhnlich gegen den Diefdyk oder gegen
den Lingedeich kommt, und denselben entweder auch einbricht,
oder ihn überströmt. Eine andere Veranlassung zu häufigen
Durchbrüchen in den Alblasserwaard , sind die vielen Eisstopfungen,
die in dieser Gegend vorfallen. Natürlich ist es,
dafs wenn das Wasser durch eine solche Eisstopfung so sehr anschwellt,
dafs es über die Deiche tritt, dieses am ersten eben
oberhalb einer solchen Eisstopfung geschehen mufs. Die Anschwellung
des Wassers vor einer solchen Verstopfung des Flusses
, macht dafs das Gefall immer kleiner und kleiner- wird. Ist
nun der Deich nach dem mittlern Gefälle des Flusses allenthalben
angelegt, so ist begreiflich die unterste Gegend vor der Verstopfung
in der größten Gefahr. Die Frage wie weit übrigens
eine solche Anschwellung sich hinauf erstreckt, wird erst hauptsächlich
bey Wfhrbau interessant, und bleibt daher auch billig
bis dahin verschoben. Ein dritte Ursache der Ueberschwemmungen
in dem Alblasserwaard sind hohe Seefluthen. Diese
sind am wenigsten verderblich, da durch das natürliche Gefäll
des Wassers die größte Noth bald wieder vermindert wird.
Der W'aard war dennoch 47 Jahre lang, näbmlich seit i 663f
bis 170g von den Ueberschwemmungen verschont geblieben.
( « ) Wag. Vad. Hist, VI. D. 5g.
Nachdem die Kälte, die in diesem Jahre 170g seit dem 5ten
Januar drey W'ocben lang angehalten, und die Flüsse mit dem
stärksten Eise bedeckt hatte, aufgehört, und das Eis schon durch
das entstandene Thauwetter los gegangen war; so fing es im
Februar von neuem wieder zu frieren an, wodurch in der Mer-
wede ein Eisdamm entstand, der sich unterhalb der Bafse Kille
an, bis oberhalb des Ouden Wiels bey Werkendam erstreckte,
und ganz bis auf den Grund reichte. Am Tielerwaard (T. 3g.)
war es schon am 22teA Februar bey Flellouw eingebrochen.
Noch blieb der Alblasserwaard immer verschont, bis in die Mitte
des Monats Märe,; «wo es Thauwetter ward, und Hoffnung
gab, dafs der Eisdamm fort gehen möchte. Dieser aber blieb
immer unbeweglich sitzen, da denn der Deich bey Hardinks-
veld, der unter dem Nahmen Zynkdyk (Sinkdeich) bekannt ist,
wirklich zu sinken anfing, und nur noch einen kleinen Rücken
an der äußern Kante übrig ließ. In der Nacht zwischen dem
tßten Und tgten März sank endlich der ganze Deich weg, ungeachtet
aller angewandten Mühe , dieses zu verhindern. Das
Wasser stürzte mit einem Gefälle von mehr als 14 Fufs Höhe
in den Waard ein, wodurch das höchste Land sechs, sieben
bis acht Fufs unter Wasser gerieth. Diefs mahl ward nicht wie
im Jahre i 658. beschlossen, die Schleusen zu öffnen, sondern
sie vielmehr zu zu stemmen, weil man besorgte, daß sie durch
das sonst schnell durchfließende Wasser weggetrieben werden
möchten. Der Durchbruch wurde den 1 5ten April erst wieder
dicht, nachdem das Binnen- und Außen-Wasser gleich hoch
war. Nun wurden auch die Schleusen wieder geöffnet. Die
anhaltenden nordwestlichen "Winde und das beständige hohe
Obenwasser hinderten aber den Abzug des Wassers während
des ganzen Sommers. Erst im Anfänge des Monats März 17 10 .
kam das Wasser auf dem Sommer-Pegel, wo dann der Waard,
nachdem er ungefähr eilf Monate unter Wasser gewesen war
wieder davon befreit wurde (o).
(0) Teg. St. VII. D. bl, 405. Auch Velsen und Zillissen.