haben wir nicht das Gegentheil erwiesen; sowohl a priori als mit
Hülfe der Erfahrung? Wird angenommen: dafs ohne die Ueber-
strömungüber denSlaaper eine Anschwellung, dafs ist eine gröfse-
re Wasserhöhe, als während der Ueberströmung, in dem westlichen
Y Statt fände: dann wäre erwiesen, dafs der Ueberlafs einen Theil
des zugeführten Wassers entlastet hätte und deswegen fände dann
auch ein Verhältnifs zwischen dem Zu - und dem Abflufs statt.
Vielleicht macht man gegen dieses blos den Einwurf; dafs eine
Anschwellung auch, ohne mehreren Zuflufs, blofs von der W irkung
des Windes entstehn könne, und diese es sey, welche von
dem Ueberlasse aufgehoben wird. Gegen diesen läfst sich jedoch
einwenden erstlich-, dafs die nordwestlichen Winde bey welchen
lediglich hohe Sturmfluthen, also Ueberströmungen des Slaapers
Vorfällen,. das Wasser vom Y und nicht nach demselben hinwehen.
Diese Richtung des Windes treibt also das Wasser von
Spaarndam und dem westlichen Y nach dessen östlichen Gestade.
Im Fall also die Anschwellung dennoch]eintritt, so kann man sie
nicht der Wirkung des Windes beymessen, sondern vielmehr
dem in das 1 strömenden Seewasser. 7Lweytens. "Wollte man
dem Nordwestwinde Anschwellung des Y s zuschreiben; so müfs-
te das Y schon vor der Ueberströmung längs Amsterdam niedriger
als bey Halfwege, urjd hier niedriger wie bey Spaarndam stehn.
Die Erfahrung zeigt aber gerade das Gegentheil: denn das hohe Y
steht bey Amsterdam höher als bey den letzt genannten Oertern ;
selbst bey einem Sturm aus Nordosten. So hat man am 2bsten
Febr. 179 1 wahrgenommen: dafs die Anschwellung des Y e ’s bey
Halfwege 43 Zoll und bey Spaarndam 45 \ Zoll amsterdammer
Peg. betrug; die Aufstauung war also nur, selbst bey diesem "Winde
25 Zoll (*).
(*) Es ist nicht unwahrscheinlich: dafs die Erhöhung des Slaapers,
das Wasser an dem südlichen Saum des Wyker Sees, in der Gegend
von Velzen, bey hohen Fluthen, höher als jetzt erheben werde.
Solche Wirkung darf aber nicht dem Mangel einer Entlastung zugeschrieben
werden: denn es verhält sich mit diesem See wie mit dem
Da es nun aus dem Angeführten hervorgeht: dafs der Slaaper-
deich — so viel "Wasser auch über demselben zum Nachtheil von
Rheinland strömen mag — die Oberfläche des Y ’s weder erniedrigen
noch deren weitere Anschwellung; ja! nicht einmahl das
Steigen des Wassers, welches der*Zuflufs bewirkt, behindern
könne; so scheint es in der That unbegreiflich, wie er zur Sicherung
Amsterdams ; zur Erniedrigung des Y ’s vor dieserStadt — dienen
kann (*). Zumahl da es in diesem östlichen Y , wegen der
Nähe der Südersee früher und höher anschwellen mufs als bey
Spaarndam das noch drey Stunden mehr westwärts liegt. Doch
man vergleiche nur die Anzeichnungen der gleichzeitigen Höhen
von Sturmfluthen vor Amsterdam und Spaarndam und man wird
nicht allein gewahr werden: dafs das Y vor diesem Orte niedriger
als vor jener Stadt steht, sondern: dafs es vor Amsterdam bereits
zu der Höhe angelauffen ist um die Aussendeichs liegenden
Keller unter Wasser zu setzen wenn es bey Spaarndam die Kro-
Y ; er ist auch ein mit der Südersee in enger Gemeinschaft stehender
Busen. Solche Wasseranschwellung des Wykermeers könnte
also lediglich der Retardation seines Fluthstromes beygemessen werden
, welche von dem seitwärts über den Slaaper strömenden Wassers
bewirkt würde. Diese Richtung des überfallenden Stromes behindert
nicht nur die Strömung im Wykermeer nach dessen nördlichen
oder nordwestlichen Gestade, sondern sie verringert auch den
Widerstand der Ufer, da nun das eine so wohl als das andere bey
Erhöhung des Slaapers aufhört so könnte dabey auch das Wykermeer
höher als jetzt während den hohen Sturmfluthen steigen. Aber von
Belang wird dieses Anschwellen nicht seyn, und kaum dürfte es einige
Zoll betragen können, da der Nordwestwind dem höhern Auf-
lauffen entgegensteht und das Wasser aus dem Wykermeer in das Y
treibt. Ueberdem liegen auch die Lande von Velzen sehr hoch.
Wir können uns also nicht vorstellen: dafs dieser Einwurf ( und erfolgte
wirklich ein höheres Auflauffen des Wykermeers) die Erhöhung
des Slaapers (ein so wohlthätiges Project) hintreiben dürfe.
( * ) Was den ehemahls geglaubten Entsatz der Muyder-und Diemerdeiche
anbetrift; so wird derselbe hoffentlich einem jeden ungereimt Vorkommen.