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kes dennoch eine beträchtliche Abdachung und dem ganzen also
hinreichende Stärke gehen.
An manchen Orten wäre es gar nicht kostbar dergleichen Hafenwände
aufzuführen: denn man dürfte nur den Ballast, den die
Schiffe bringen, dazu anwenden , um mit ihm das Buschwerk zu
bedecken; insbesondere wird diefs der Fall bey den Häfen an der
Ostsee seyn, wohin, die Schiffe eine Menge Ballast führen ,
wie diefs aus der interessanten Beschreibung des memelschen Hafens,
von dem Geheimen Kriegsrath Lilienthal verfasset, zu ersehen
ist. (?) Wäre dieser Ballast jetzt nicht zu solchen Bauwerken
tauglich, so könnte man vielleicht, für ein geringes Geld, die
Schiffer dahin vermögen brauchbare Steine oder Steinschutt zu laden
, zumahl da ihnen selbst an einer guten Einfahrt und einem sichern
Hafen gelegen ist; wohl verstanden, dafs ich hier nicht von
diesem oder jenem Local spreche, sondern nur im Allgemeinen.
Jedem Leser wird es nun klar seyn: wie man durchaus nicht in
mindesten Schwierigkeiten finden kann : solche Busch-Steinwerke
in die Ostsee (wo keine Ebbe und Fluth ist) hinein, auf die nähm-
liche Weise, wie man in den Flüssen die Faschinenwerke aufführt
zu bauen, nachdem man sage ich diese Werke, in die Nordsee
construirt hat; dafs man da der Sinkstücke und der Steinkisten
ganz entbehren könne versteht sich.
Welche Bauart ist nun wohl einfacher als diese erklärte; welche
entspricht mehr allen hydrotechnischen und oeconomischen
Absichten? Kann man die Busch-Steinwerke nicht zu jeder Tiefe
aufführen? Bilden sie nicht ein vollkömmnes Ganze? Kann man
ihnen nicht die befste Form geben ?• Zeigen es die in Holland liegenden
nicht: dafs sie der schäumenden W o g e , so des Fluth-
stromes Gewalt wenn er vom Sturmwinde gegen sie getrieben
wird , ohne die mindeste Beschädigung erlitten zu haben, widerstehn?
deswegen spricht bey allen holländischen Hydrotecten nur
(/) Sammlung nützlicher Aufsätze und Nachrichten die Baukunst betreflend ,
herausgegeben von mehreren Mittgliedern des Koni gl. Preufs. Ober-
Bau - Departements I. B. S. 65*
M
eine Stimme zu ihrem Lobe. Auch hat die Gesellschaft der Experimental
Philosophie zu Rotterdam dem Inspector Goudriaan eine
goldene Medaille (wenn ich nicht irre von i 5o Ducaten) zuerkannt
, weil er die Vorzüge dieser Bauart vor allen übrigen, in
seiner Preifsabhandlung , die im XI. Theil der Schriften dieser
Gesellschaft abgedruckt ist , entwickelt hat.
Gern hätte ich hier noch von der Construction der Faschinenwerke
in den untern Flüssen , wo Ebbe und Fluth ist, gehandelt,
wenn ich nicht nach dem Ueberschlage der Materialien voraus sähe
, dafs es der Raum nicht gestattet, und ich werde deswegen
im III. Bande bey dem Deichbau Gelegenheit nehmen diese Materie
vorzu tragen , wenn sie nicht ein Mitarbeiter übernimmt, wo-
bey allerdings die Leser gewinnen werden. Hinzufügen mufs ich
aber noch: dafs es dem denkenden Practiker, der an Flüssen ge-
bauet hat, und der mit dem Seebau- nicht unbekannt ist, nicht
schwer seyn wird: auch mit dem befsten Erfolge gegen die See zu
bauen und Häfen anzulegen.
Jetzt will ich denn die überaus lehrreiche Beschreibung der
haarlemmer Meerwerke mittheilen. Sie ist vorzüglich wichtig für
solche Gegenden , wo das Seeufer aus morigten Stoffen besteht;
auch bey Canälen , die in Torfgegenden geführt werden , kann
sie von grofsem Nutzen seyn.
IV ’- Ueber die Construction der Uferbauwerke gegen den Wellenschlag
eines Meeres, dessen Boden aus Moor und weichem
Grunde besteht, worin keine sonderliche Strombewegung statt
findet: n ähm lich über die C o n s tru c tio n der Uferb auwerke
des Haar l emmer - Me e r e s , von Herr Conrad, ad-
jungirten Aufseher von Rheinland-, übersetzt von dem Herausgeber.
Localität und Zweck dieser MeerWerke.
«Die aufserordentliche Zunahme dieses Meeres, vom Jahr
x531 bis 1740 von 6585 bis zu 19500 Morgen angewachsen (S.
62), hat die Aufmerksamkeit und Sorgfalt des Gouvernements so