12 Ruthen erhielt. Er mufste aber sehr bald 171 2 , nach andern
1709. oder auch 1707, bis auf dreyfsig Ruthen erweitert werden,
da die W aal eine zu grofse Wassermenge empfieng, und man das
Passavantsche Project: dem Rhein über das Spyck ein künstliches
Bett zu geben, nicht befolgen wollte (B. I. S. 541)- Ferner war
dieser Canal für die obere Rheinschiffahrt und den Handel der Städte
Arnheim, Utrecht und Amsterdam sehr wichtig. Jene mufste
nach diesen Städten, von der Zeit an als sich der Rhein versandete
und es dem Canal an hinlänglicher Tiefe fehlte, gänzlich eingestellt
werden. In dieser Hinsicht waren dieProvinzen Holland, Utrecht
und Overyssel bey dem fahrbaren Zustande dieses Canals und des
Niederrheins gar sehr interefsirt.
Der hohe Strom erhält mehrere Wege nach dem Niederrhein und Leck. Tab. X X III.
So standen also nun dem hohen Strome zwey Wege statt einem
offen ; nähmlich der Alterhein und der Pannerdensche Canal,
und auch ein dritter war für den aus seinen Ufern getretenen
hohen Strom unglücklicher Weise (1740 .) in dem Durchbruche
des Spyckschen Deiches entstanden , dessen Länge anfänglich
funfzehen , aber 1745 hundert und fünfzig Ruthen betrug. So
flofs der hohe Strom durch diese Deichöffnung und vereinigte sich
mit dem Altenrhein in der Gegend unter Elten.
Die Convention von i 745 wird ohne hydrometrische Messungen abgeschlossen.
Kein AVunder , wenn nunmehr wieder die Leckdeichein Gefahr
kamen, und vielleicht ist es nur lediglich den hohen Ueber-
schwemmungen von 1745. beyzumessen , dafs man endlich nach
so vielem erlebten Unglück Bedacht nahm 1.) den Spyckschen
Deich , wobey Preufsen sehr interessirt w a r , auf gemeinschaftliche
Kosten herzustellen , und das Ufer längs demselben mit einem
Bauwerke zu decken , 2.) die Vertheilung der Flüsse zu verbessern.
In dieser letztem Rücksicht wurde festgesetzt: a) dafs der Pannerdensche
Canal ein Drittel und die Wraal zwey Drittel von dem
Strome des unvertheilten Rheines abführen müsse (B. I. S. 344).
b) die Mündung des Altenrheins bey Lobyt, welche hundert, acht-
JqB Resol. 4. Aug. 1745.
zig Ruthen breitwar, follte auf siebenzig Ruthen mitDämmen eingeschränkt
werden. Um jene Bedingung in a) zu erfüllen glaubte
man das Packwerk G Fig. B (T. X X V I) im Pannerdenschen Canal
ausbessern zu müssen.
Bey der Bestimmung der Stromvertheilung wurde indessen
nicht auf die mittlere Geschwindigkeit, mithin eigentlich nicht auf
die Wassermengen selbst, sondern nur lediglich auf die Gröfse der
Profile gesehn.
Sonderbarer als diefs ist es aber: dafs man bey ihr nicht einmal
eine gewisse Wasserhöhe festsetzte, dafs sie nachher die Veran-
lafsung zu vielen Streitigkeiten und Hin-und Herschreibens werden
konnte, zumal da der hohe Strom durch den Altenrhein eine
grofse Wasserinenge abführte (T. XIV). Bey hohem Wasser, wo
eigentlich die Noth eintratt, — die Kunst Rath schaffen sollte —
fruchtete sonach selbst die Einschränkung des Pannerdenschen Canals
nicht hinlänglich.
W ie wenig man dem hydrotechnischen Uebel auf den Grund
nachzuspüren suchte, beweifst unter andern die so weitläuftig am
3o und 3iten Jul. 1745. zwischen den Staaten von Geldern, Holland
und Westfriesland, von Utrecht und Overyssel abgeschlossene
Convention (d). Darinn sagen die von Geldern : dafs alle
Ueberschwemmungen der Leck - und Ysselgegenden von dem
Deichbruche im Spyck hergekommen seyen , und dafs der Pannerdensche
Canal darauf keinen Einflufs gehabt habe. Auch den
Altenrhein vergessen sie ( * ). Holland und Westfriesland waren
(d) Lulofs sagt in einem Gutachten vom Q4ten Febr. 1767: dafs die wahren
Ursachen der Ueberladung des Niederrheins erst seit der Vermessung,
der Beywege, von Beyerinck und van Suchtelen (1763) erkannt
worden wären ; und dafs man es einsehe : wie sie nicht in dem Pannerdenschen
Canale allein zu suchen seyen 9 welches doch ehemahls
geglaubt worden.
(*) Es ist bereits im Isten B. angemerkt, dafs der Flufs zwischen der alten
Rheinmündung bey Lobyt und dem Pannerdenschen Canal die Ober-
viaal genannt wird. Wäre sie auf dem Congrefs in Rastadt bekannter
gewesen, so hätten viele Noten erspart werden können.