4' g“, am 1 6ten3' 5" rheinländisch. Die Stunde ;, in welcher zur
Zeit des Neu - und Vollmondes in irgend einem Seehafen oder
bey einem gewissen Ort der Küste die höchste Fluth ist nennt man
die Hafen - oder Küstenzeit (Etablissement du port ou de la côte).
Nach der Dauer der Fluth und der Verspätung kann man also berechnen,
wenn das hohe Wasser wieder in den folgenden Tagen
( wenn kein Sturm statt findet) eintreten mufs. Die nachfolgende
Tagesfluth trift nähmlich immer um 5o' 28“ später ; so dafs sich,
nach 29 Tagen, als dem synodischen Umlauf des Mondes, die
Fluth in den nähmlichen Stunden des Tages wieder ereignet.
Diese Verspätung wird indessen, wie wir bereits angemerkt haben,
nicht immer regulair seyn : sie richtet sich nicht nur nach
den Phasen des Mondes , sondern auch nach dem Seewinde.
Denn dieser kann die Ebbezeit zurücksetzen; ja , eine ausserordentliche
hohe Fluth hervorbringen, welches denn aüph)fast immer
, bey holten Fluthen, der Fall seyn wird. Nachdem die Seestürme
aufhören regulirt sich indessen das Steigen und Fallen des
Meeres wieder.
Die Fluth steigt schneller als die Ebbe lallt, wie diefs der
Kürze wegen durch drey Figuren auf Tab. 49- Fig. 1 , 2 und 7
ausgedrückt ist.
Wenn wir voraus setzen müssen: dafs das Weltmeer am
Aequator zuerst aufgezogen (erhoben) wird ; wenn wir ferner
unser Augenmerk auf das Steigen und Fallen des deutschen Meeres
oder der Nordsee richten und annehmen : dafs andere Meere, au-
fser dem Océan, von den zwo Himmelskörpern sehr unmerklich
angezogen werden, welches das mittländische - das schwarze- und
caspische - Meer, so wie die Ostsee beweifst, weil ihre Wasserflächen
zu klein sind, so können wir auch wohl festsetzen : dafs die
Nordsee fast aller Fluth beraubt seyn würde, wenn sie nicht
durch zwey Mündungen mit dem Océan in genauer Verbindung
stände. Es ist also, mittelst jener Mündungen ; dann auch weil
sich das ’Weltmeer zuerst und zum höchsten beym Aequator erhebt,
in der Nordsee Ebbe, wenn das "Weltmeer aufgezogen
wird. Senkt sich dieses aber: so strömt das Wasser in die Mündung
des Canals ein und diese Wassermasse schwellt das deutsche
Meer an: welches um Schottland herum; zwischen Norwegen
einen zweyten Zuflufs erhält. Jene (die Canälmündung) wollen
wir die südliche und diese (zwischen Schottland und Norwegen)
die nördliche Mündung der Nordsee nennen. Erhebt sich dann
der Ocean zuerst am Aequator, so erhält das deutsche Meer durch
diese zwo Mündungen wieder eine Ausbreitung: indem seine
Oberfläche nach ihnen hingezogen wird. Da die südliche Mündung
um zehn Grad dem Aequator näher als die nördliche liegt,
so kann das Wasser in jener auch nicht so hoch und nicht so
frühe (*) als in dieser erhoben werden; daher läfst sich an den
dänischen Küsten auch nur bey stillem Wetter die Fluth wahrnehmen
(t). Diese letztere Erscheinung hat aber auch noch eine
andere Ursache: die dänischen Küsten erhalten nähmlich aus der
Nordsee die Fluth seitwärts und nicht in der Richtung der nördlichen
Mündung; das ist, zwischen Lindesnas und der nördlichen
Spitze von Jütland. Der Lage dieser nördlichen Mündung in
Rücksicht des Meeres also, und einem Rif, welches von der Mitte
der westlichen jütlandschen Küste (genannt Hörnet) 8 Meilen
weit in die See geht (das, wenn wir uns so ausdrücken dürfen,
ein Schöpfwerk bildet); so der Lindesnaser Spitze , — müssen wir
es beymessen: wenn die Fluthrinne des jütlandschen Meerbusens
vorzüglich längs Jütland hinzieht, (Ephemeriden p. i 3i).
Dafs indessen die Nordsee auch von ihrer nördlichen Mündung
einen Zuflufs erhält, wird durch zwey wichtige Naturerscheinungen
erwiesen. i° ‘ Bemerkt man (nach der Angabe des Baron von
Löwenörn) zu erst vor der Stavanger Bucht aufNorwegen ein or-
(*) Deswegen tritt auch wohl die Hafenzeit vor dem Texel um 6 Uhr,
vor der Ems um 9 Uhr; vor der Jahde, Weser und Elbe um 12 Uhr
ein; wie der in der gelehrten Welt rühmlichst bekannte Schiffs-Ca-
pitain Müller zu Stade, in v. Zachs Ephemeriden 1798 S. 494, erwähnt:
( t ) Von Zach’s allg. geogr. Ephemeriden Febr. 1 7gg p. 126.
II. Band. 61.