So dringend auch die Provinz Holland auf die Ausführung
dieses Vorschlags, wodurch mit einiger Veränderung, die Mündung
des Pannerd. Canals verbessert worden wäre, bestand, so
war doch anfänglich Geldern allein und dann auch Utrecht dagegen.
Also auch in dieser die Wohlfahrt so vieler Tausend Menschen
betreffenden Sache, war es mehr um Rechthaben undWort-
fechterey zu thun, als um das Beleuchten und Prüfen. Ja! es
ist in einem hohen Grade ärgerlich und niederschlagend : den
Egoismus, die Nebenabsichten und die Unwissenheit über Bür-
gersinn , Wohlwollen und Kenntnisse triumphiren zu sehn.
Doch es mögen hier die von Utrecht und Geldern aufgeworfenen
nichtigen Einwürfe stehn. Tri dem Gutachten hiefs es: « es sey, wie
wirschon angeführt haben, * der Durchbruch der Waal nach
dem Rheine nicht wahrscheinlich u.s.w. «Der Bylandsche Durchstich
könne deswegen den Zweck nicht erreichen, weil der Flufs
immer noch längs Herwen fliefsen würde. Das aus ihm weggeführte
Material müsse unterhalb, also auch im Pannerd. Ganal, Untiefen
erzeugen ». Bewirkte nicht das von dem Herwenschen con-
caven Ufer abgerissene einen ähnlichen Effect; und würde der
Durchstich nicht die Richtung des Flusses auf die Mündung des.
Pannerd. Canals verbessert haben? Doch wir zeigten ja bereits (B. I.
S. 547): welche Mittel Brünings anzuwenden wufste, um vermittelst
dieses Durchstiches den Flufsbezirk hydrotechnisch zu corrigiren.
Der Bylandsche Durchstich kommt noch nicht zur Ausführung, wohl aber andere zweckwidrige Werke,
Leider ergriff man die Ausführung dieses wohlthätigen und
grofsen Projectes nicht, sondern begnügte sich statt dessen, drey
Kribben längs dem Herwenschen Ufer (T. X X II.) anzulegen,
welche die ungeheure Summe von Einmahlhundert fünfzig Tausend
Gulden kosteten. Da sie auf einem lockern Sandgrund erbauet,
und des Eisstromes Angriff ausgesezt waren ; so wurden sie
1752 , ein paar Jahre nach ihrer Anlage, zerstört.
Lulofs und Bolstra’s Vorschläge zur Ableitung des Lecks längs dem Diefdeich und Schwierigkeiten, die
der Ausführung entgegen standen. T. 29. 3o, 36* 3g.
Diese zwo Männer waren jezt gleichsam nothgedrungen, ihre
Blicke von den Stromscheidungen wegzuwenden, da ihre wohlüberdachten
Projecte, bey den verschiedenen interessirten Theilen,
keinen Eingang fanden. Sie erhielten von der Provinz Holland
und Westfriesland, die immer mitgrofser W ärme eine Verbesserung
der Flüsse beabsichtete, den Auftrag, zu untersuchen: ob der
hohe Leckstrom nicht irgendwo seitwärts unschädlich abgeleitet
werden könnte. Nachdem sie die nöthigen Localuntersuchungen
angestellt hatten, so glaubten sie folgendes Vorschlägen zu
müssen :
W o der Diefdeich (T .36) an den Leckdeich anschliefst, sollten
in diesem zehn bis zwölf Schleusen angelegt werden. Längs
dem Diefdeich sollte in einer Entfernung von hundert Ruthen ein
Leitdeich kommen. Zwischen diesem und jenem würde das durch
die Schleusen getretene Leckwasser nach der Linge abgeleitet
worden seyn. Um den Wassersturz unterhalb den Schleusen und
die durch sie strömende Wassermenge selbst zu mäfsigen , dazu
würde ein Slaper (niedriger Uberlaasdeich) von dem Diefdeich
nachdem Leitdeich nicht weit von den Schleusen gedient haben.
Der Lingeflufs sollte zwischen Leerdam und Asperen von C
nach B und A (T. 39) gerade geleitet und längs diesem Abschnitt
von C nach A , auf der südlichen Seite, mit einem neuen Deiche
versehn werden. In diesem Deiche, der quer über die Linge, von
dem obern Leitdeiche ab,gehn sollte, wollte man bey C acht Schleusen
anlegen um, dadurch sowohl die Linge als ihr hohes Wasser
durchzulassen. Unter Heukelum sollte derLingedeich bey D und
unter Spyck bey O von den Ecken entfernt werden , um die engen
Deichweiten zu1 vergröfsern. Endlich wollten sie den hohen
Strom gegen Gorckum (T. 3o.) von o nach n durch acht, in den
Deich bey n anzulegende, Schleusen in die Merwede ableiten.
Die Ausführung dieses Projects, bey dem drey genaue Karten
(B. I. S. 8.) und zwey Profilzeichnungen beygelegt wurden , würde
die Summe von einer Million achtmahlhundert und acht und
fünfzig Tausend Gulden gekostet haben. Dadurch glaubten Lulofs
und Bolstra den hohen Leck zwey Fufs niedriger zu halten,,
als er 1 7 51 gestanden.