sen, welche am Süder-See (Flevo Lacus) (x ) wohnten, mit
gröfserm Vortheile bekriegen konnten. Diese Westphälische
Yssel selbst liefs Drusus tiefer und weiter machen, und verband
sie mit der Bructerischen Vegt,' jetzt das Zwarte Water genannt.
Die Länge dieses Canales wird in den alten Scribenten zu
8000 Schritte angegeben.
Nach einiger Meinung hat Drusus noch zwey andere Canäle
graben lassen, nähmlich die Does und das Vliet von Leyden
(y ) bis nach Vlardingen (T. 4° - )•
Den Rhein, den Virgil (z) zweyhörnig (bicornis) nannte,
ward durch die Drusisehe Yssel dreyhörnig. Die westliche
Mündung des Rheines wurde Helium Ostium, oder Mosae et
Vahalis Ostium genannt (<z). Die mittlere hiefs Ostium Rheni
Medium (bey Kattwyk); und die nördliche Flevum Ostium (*).
Alle Hrey Mündungen waren mit Castellen versehen.
Wenn der Rhein vor der Grabung des Drusisehen Canales
einen Abflufs in die Süder-See (Flevo Lacus) gehabt hätte, wie
einige Schriftsteller dafür halten, würden denn wohl die Römer
diese neue Yssel gegraben haben ?
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Von den Drusiadoles (Z>).
Drusus hatte auch, um die Insel der Bataver vor Ueber-
schwemmungen zu schützen, 1 1 Jahre vor C. G. den Rhein un-
( x ) Plin. Hist. N. IV. i 5. und Tac. G. c. 34. erwähnen zwar eines Sees,
nennen ihn- aber nicht. Mela Libr. III. c. 2. nennt ihn ausdrücklich.
(y ) Van Loon Aloude Holl. Hist. I. D. bl. 46.
(z) Aen. VIII.
( ö ) TaC. Ann. II. c. 6. Ptol. geog. und Plin. H. N. IV. l f .
( * ) Die Mündung des Flevo setzt man zwischen den Inseln Vlieland und
Schelling. Und dieser Flufs trennte damahls nur Friesland von
Holland.
( 3) Tac. Hist. Libr. V. 19. — Dio Cassius L. XV, — Tac. Ann. XIII,
c» f i , hier erzählt Tacitua, dafs ein anderer gleichzeitiger Feldherr
ter der Yssel mit Dämmen begrenzt. Es ist höchst wahrscheinlich,
dafs diese Dämme (Drusi moles), da wo die Betouwe
am niedrigsten, zwischen Beuzischem und Byswyk, liegt (und
welches niedrige Terrain auf T. 3g., in dieser Hinsicht, angedeutet
ist, mit: hiert laagste Land) zuerst aufgeführt wurden und
sich dann längs dem Flusse ausdehnten.
Diese Dämme wurden endlich 63 Jahre nachher, unter
Paulinus Pompejus, der damahls das Commando Uber die Armee
hatte, vollendet (c). Taeitus erzählt ferner, dafs zwischen
der Ysselschanze und dem Rheine neue Dämme und Wege aufgeführt
wurden (d). Merkwürdig und höchst nachahmungs-
werth ist, was dieser Geschichtschreiber bey der Erzählung von
diesen Arbeiten und die unter Corbulo geschahen, hinzusetzt.
E r sagt nähmlich , « dafs diese Feldherrn sie mit den Soldaten,
vollzogen, um diese vor dem Müssiggange zu bewahren Wie
vieles Nützliche wäre wohl geschehen, wenn man immer den
Müfsiggang der Soldaten so gefürchtet hätte! Wie grofs wäre
der Vortheil für die Staaten gewesen , wenn sie hierin den
Römern nachgeahmt hätten; dann wäre keine Revolution gekommen.
Man hätte Canäle gegraben, Chausseen angelegt, die
Waldungen verbessert, dem Ackerbaue und den Fabriken keine
Hände entzogen, und unermefsliche Summen erspart. Wäre man
immer den Römern hierin gefolgt, dann könnte Europa in einem
Paradiese verwandelt seyn. Sind die Römischen Veteranen
dieser nützlichen Arbeiten wegen von der Nachwelt we-
niger geehrt, als wenn sie solche unterlassen hätten? Ist es
übrigens für einen Stand, der das Eigenthum gegen den Feind
L. Vetus die Mosel und Saone ( Arar} durch einen Canal zu verbinden
gesucht habe; wodurch also eine Fahrt von dem mittländischen Meere
nach der Nord-See : gfetiffnet worden' seyri würde. Welche Veränderungen
in den politischen Begebenheiten hätte dieser Canal nicht hervor
bringen können !
(c) Tac. Ann. XIII. c. 53.
( d ) Ann. Libr. II, c. 7,
II. Band.