niren gesucht hatte, versandet war, da mufste auf den Hinder
ein stärkerer Ebbestrom als gegenwärtig anfallen. Jetzt spaltet
aber die helvoeter Platte den Ebbestrom und dirigirt vorzüglich
die Nachebben des Haringvliets durch das Quaxdiep 2°' Indem
die Vorfluthen längs der goereeschen Küste strömen, fliefsen die
Nachebben noch in das Quaxdiep ein und so wird die wirbelnde
Bewegung des gesammten Stromes, da wo der Hinder liegt, verstärkt.
Endlich zertheilt diese Mündungsplatte jetzt den Ebbe-
und Flutbstrom stärker als ehemahls, weil sie höher und gröfser geworden
ist , und so ist sie denn auch eine mitwirkende Ursache,
welche die Schwächung des Fluthströmcs befördert, und ihre
Lage; so ihre Form, trägt also selbst zu ihrer eignen Vergrö-
fserung; zur Abnahme des goereeschen Gestades — zu dessen Erhaltung
grofse Sumrrten'verwendet werden — , bey. Zum Versanden
dieser Seemündung und des Rivier Haringvliets eoncurirten indessen
noch andere Ursachen, die wir jetzt aufsuchen wollen. 1
Weil es früher im Hollandsdiep als in der Altenmaas ebbte, so
strömte ein Theil von dieser durch den ’sgravendaalschen Canal;
(1648 gegraben), und durch dasSpuy, in das Haringvliet. Es verstärkte
also der Maasfluthstrom den Ebbestrom des Haringvliets. In
demVerhältnifs die Maasmündung enger und seichter ward, nahm
natürlich der Strom ab den die Maas in das Haringvliet entlastet
hatte. Jetzt ist er äufserst unbedeutend: denn die Umrollung der
Fluthen fälltim ’sgravendaalschen Canal oder in der Krabbe. 2 °'Eine
anderweitige Schwächung des Ebbestroms vom Haringvliet liegt
in der Fluthmündung des Hollandsdiep, in dem sogenannten
Volkrak. Des Ebbestromes Wassermenge w'elche dadurch ab-
fliefst, wird noch deswegen sehr vergröfsert, weil die Fluth früher
im Kramer als im Haringvliet umrollt. Es übt also das Volkrak
auf den Strom des Hollandsdiep eine anziehende Kraft aus,
welche, vermöge derCohäsion des^Vassers, in allen den Querschnitten
übergeht die des volkrakes Stromrinne näher als des Haringvliets
seine liegen ; daher auch in neuern Zeiten die Erhöhungen
I und C in der Ebbemündung des Haringvliets; daher die ungeheure
Platte X ; daher läuft des Stromstriches Richtung in der Mündung
des Volkerak längs dem östlichen Ufer. Und dieses Vermögen
des Ebbestromes im Kramer wurde endlich auch noch dadurch
sehr verstärkt, oder das des Ebbestromes vom Haringvliet geschwächt,
weil des erstem Ebbemündung ( das Volkerak) mehr in die Richtung
derStromrinne des Hollandsdiep als die Stromrinne vom Haringvliet,
liegt.
Zu diesen Ursachen kömmt noch eine nicht minder wichtige,
welche den Fluth-und Ebbestrom des Haringvliets sehr anmer-
kenswerth schwächt, mithin zur Verringerung der mittlern Tiefen
seiner Profile beyträgt: sie ist nähmlich die Aufschlickung des
Biesbosches. Dieser Busen war im X V I. Jahrhundert noch einmahl
so grofs als gegenwärtig (r). In ihm entlastete sieh, durch
den Altenwiel, eine weit geringere Wassermenge als jetzt, weil
das Bett der Merwede damahls weder Untiefen noch merkliche
Profilengen hatte; weil die Mündung des Altenwiels nicht in der
Richtung der obern Merwede lag. Auch hat der Altewiel (S. 276)
noch in den letzern Zeiten an Vermögen zugenommen. Es ergofs
sich also ehedem nicht ein solcher beträglicher Strom in den Bies-
bosch, dessen Gröfse, wie wir schon erwähnten, die jetzige-um das
Doppelte überstieg. Dieser Busen mufste also einen weit gröfsern
Fluthstrom als gegenwärtig aufnehmen. Sonach war also das
Vermögen des Fluth - und Ebbestromes vom Haringvliet weit
gröfser, da sein hinterer Busen (der Biesbosch) während jeder
Fluthzeit nothwendig mitWasser angefüllt werden mufste. W ir
wollen nach den genauesten Karten annehmen: dafs der vom
Biesbosch zugeschlickte Raum 3000 Ruthen lang und 1400 Ruth,
breit sey; dafs der Unterschied der Fluth und Ebbe dreyFufs betragen
habe; Die Fluth möge 4 Stunden in den Biesbosch eingeströmt
haben: so mufsten zu jeder Fluthzeit durch dem Kramer und Haringvliet,
in jeglicher Secunde 63ooo Cubikfufs Wasser mehr als
jetzt durchströmen, um den Biesbosch zu füllen. Also der Fluth-
( r ) Blauwscher Atlas.
II. Band.