Mittel zur Correction des Flufshezirkes zwischen Schiedam und Rotterdam, vorzüglich
in Rucksieht der Schiffarth.
Wir kommen jetzt zum zweyten Punct der Verbesserung des
Fahrwassers. Er ist für- den Handel beyder Stä-dte von der äu-
fsersten Wichtigkeit-, und in dieser Hinsicht hat die rotterdammer
Gesellschaft der Experimental- Philosophie unterm iten März
1795 auf die Beantwortung folgender Frage einen Preis von sechzig
Dueaten gesetzt: «Welches sind die bequemsten Mittel und
Werkzeuge: um in der Neuenmaas eben oberhalb und unter'Rotterdam,
die fernere Zunahme der Platten nicht nur zu behindern,
sondern diese Platten zu verringern und wo möglich fortzuschaffen?
» ' '
Ob wir gleich nicht daran zweifeln: däfs diese Frage in der
Republik selbst genugtbtiend beantwortet werden wird, so werde
ich doch hier den Endzweck , welchen man mit ihr beabsichtigt,
anführen: nähmlich die Verbesserung des Fahrwassers in der Nähe
von Rotterdam. Und da scheint es denn : als wenn die Fortschaffung
der drey gröfsten und schädlichsten Platten : der Mid-
delplatte vor Delfshaven ; der Platte B am rech'tséitigen Ufer zwischen
diesem Orte und Rotterdam und der Spanjards Platte bey
Krälingen , nicht durch Maschinen bewerkstelligt veerden könne :
denn die Ursachen, welche solche erzeugten : dafs ist die weite
Flufsbahn, würde durch die Anwendung precairer Mittel nicht
weggenommen. Und Wenn man andern Theils die mäßige Geschwindigkeit
des Ebbe - und Fluthstromes in Erwägung zieht,
welche schon daraus erhellet: dafs sich in dem Flusse solche Schlickplatten
ansetzten : so scheint die gänzliche Fortschaffung dieser
Platten mit Bauwerken, vermittelst welchen man die Profile lediglich
vom Ufer abwärts schmälert, wo nicht ein sehr mifsliehes, wenigstens
ein ungeheures kostbares Unternehmen zu seyn. Wird
aber noch auf dié hohen Sturmfluthen , die dem schönen und reichen
Rotterdam so nachtheilig sind, Rücksicht genommen: so
scheint die gänzliche Fortschaffung der Mittelplatte vor Delfshaven
(*) nicht wünschenswerth zu seyn. Diefs sind die Beweggründe
j welche anrathen, nur allein auf die Verbesserung des
Fahrwassers vermittelst Bauwerke die Vorschläge zu richten.
In Betreff des Fahrwassers oberhalb Rotterdam haben wir sie
S. 288 vorgetragen und es bleibt uns also noch übrig von denen
zu sprechen , welche unterhalb angewendet werden können.
Wird das Loeal mit einiger Aufmerksamkeit beachtet, so zeigen
sich folgende Mängel, deren Ursache wir gleich mit angeben
wollen. 1°*'Vor Delfshaven ist das Fahrwasser deswegen zu
seichte, weil die Spitze c der Mittelplatte dem nördlichen Arm zu
viel von dem Fluthstrom entschöpft und dem südlichen zuweifst;
Weil ferner die Untiefe D, welche wir dieSchiedammer Untiefe nennenwollen,
den Fluthstrom spaltet, und dessen Geschwindigkeit re-
tardirt. 2°’ Die weite Strombahn zwischen Rotterdam und Delfshaven
steht nicht im Verhältnifs des Vermögens von demEbbe-und
Fluthstrome;. deswegen mufs das Profil immer schmäler werden:
Da nun sowohl die Fluth- als Ebbeströme mehr längs dem südlichen
als nördlichen Ufer, vermöge ihrer Richtung, fliefsen; so
setzte sich an dieses Ufer die Sandwelle B an, welche nicht nur das
Fahrwasser von Delfshaven noch seichter macht, indem sie dieses Armes
Vermögen schwächt, sondern auch diedenEbbestrom vorRotter-
dam retardirt, also besonders vor dem Leuwenhaven vi das Fahrwasser
eher seichter als tiefer macht. Diese Sandwelle ist denn
auch ein grofses Hindernifs für das delfshavener Fahrwasser, weil
sie nicht nur die Ebbemündurtg des nördlichen Armes schmälert
sondern auch den Ebbestrom von diesem ableitet. Sie ist also die
dritte und wesentliche Ursache zur Verschlimmerung des Fahrwassers
nach Delfshaven und Schiedam.
( * ) Nach der blauwschen Karte von Südholland existirte diese Insel in
der Mitte des XVI. Jahrhunderts zwar nicht, wo doch, in der Maas
die Fluth höher auflief, dagegen war aber da, wo jetzt das Zwaane-
gat ist ein sehr grofser Flufsarm. Zwischen diesem und .dem Strom
vor Rotterdam lag eine runde Insel. Durch diesen Arm konnte also
ein grofser Theil, (vielleicht die Hälfte), des Fluthstromes fliefsen
und jener Strom vor Rotterdam wurde also geschwächt.