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Beschreibung derer im N IEUW EN -D 1E P bey dem Dorfe Helder
gemachten hydrotechnischen Werke zu Formirung eines■ Seehafens
fü r Kriegs- lind Kauffahrthey - Schiffe ; 'mit Hülfe der
Originalstücke entworfen von Conrad adj. Aufseher von Rheinland;
übersetzt Vom Herausgeber.
Erste Veranlassung und Untersuchung.
Als man im Jahr 1778 wegen dem Verlaufen der Untiefen
und der Abnahme einer Schutz gewährenden Dünenkette auf
dem Eylandc Texel, so wie wegen dem zunehmenden Strom
längs diesem Eylande, genöthigt worden war, einen neuen Hafen
für die innländischen Fahrzeuge, östlich dem Oudeschild
(T. 4&-) , anzulegen, und dieser Hafen nicht nur zurSicher'heitson-
dern auch zum Nutzen der Seefahrt (im Sept.) 1780 glücklich vollendet
war, so überzeugte man sich doch immer mehr und mehr:
dafs die Vergröfserung von den Mündungen des Maarsdiep (von
den Zeegaten) für die Sicherheit der Kriegsschiffe, welche darin
lagen sehr gefährlich seye. Kein Wunder dann: dafs-da« Gouvernement
Bedacht nahm, diese kostbaren schwimmenden Festungen,
welche zum Glanz und zur Stärke der Republik so wesentlich
beytragen, gegen den Anfall des hochwoogenden Meeres
und gegen den Eisgang zu beschützen; ihnen einen sicheren
Ankerplatz anzuweisen und diesen wo möglich in der Nähe der
Rhede zu errichten. Die Ausführung dieser rühmlichen Vorsorge,
war des Kriegs wegen, worin England die Republik (178 0 )
verwickelt hatte, um so dringender geworden. Man nahm daher
diese Sache in Untersuchung, zumahl da im Winter 1779
die Kriegsschiffe zwar in den Balg zwischen dem Eylande W ieringen
und dem Nordholländschen Ufer geborgen, aber nicht
gegen den Eisgang gesichert waren.
Im Herbst 1780 wurde noch eine eigene Commission ernannt,
welche einen Ankerplatz (Leegplaats) aufsuchen sollte, wo die
Kriegsschiffe sicher überwintern könnten, welche Commission
dann auch so glücklich zu seyn glaubte, einen solchen Platz
m
zwischen dem Amstel- oder WIeringerdiep (T. 44-) un^ dem
Gestade von Nördholland gefunden zu haben, nähmlich in dem
Veer-oder Öude-Dieper Swin, welcher Strang (Geul) eine Tiefe
von 4 bis 6 Faden 'Wasser hatte.
Local - Untersuchung und Erfahrung bewiesen aber , dafs
diesem Geul die wesentlichsten Eigenschaften eines guten Ankerplatzes
mangelten , denn um in und aus ihm zu kommen i mufs-
ten nicht nur dieKriegsschiffe ihr Geschütz entladen, welches einer
schnellen Ausrüstung grofse Hindernifse in den Weg legt, und
also ein sehr anmerkungswerthes Uebel ist, sondern sie wären in
diesem Hafen auch nicht einmal gegen Eisgang , der bey Nord-
Wes-twind statt gehabt hätte, gesichert gewesen. Ueberdem aber
hätte man noch verschiedenerley Windstriche nöthig gehabt, um
in und aus den Seemündungen nach ihm segeln zu können. Beweggründe
genug, warum die Admiralität zu Amsterdam (am
loten April 17 8 1 ) den Staaten von Holland und ’Westfriesland die
Nothwendigkeit eines gegen Eisgänge und Stürmen sicheren Hafens,
für die Kriegsschiffe , darlegte. In dieser Missive gab sie zugleich
zu erkennen: wie die kundigen Hydrotecten es bewiesen hätten,
dafs das Nieuwediep, bey dem Dorfe Helder , einen sichern
Seehafen abgeben würde , wenn man nur die Kunst zu Hülfe rufen
und anwenden wolle. Diese Sache schien den Generalstaaten so
wichtig zu seyn , dafs sie schon am 20ten desselben Monats beschlossen:
dort einen Hafen für die Kriegsschiffe anlegen zu lassen,
und es erhielten folgende Sachkundige Männer: der General
Inspector Brünings, der Equipagenmeister M ey, die Landmesser
und Aufseher Goudriaan,, den Berger und Harge den
Auftrag: sobald als möglich, die nöthigen Loealuntersuchungen
anzustellen; eine genaue hydrotechnische Karte zu verfertigen und
diejenigen Mittel vorzuschlagen , welche in Ausübung gebracht
werden müfsten , um die Absicht erreichen zu können.
Diese Commissarien , ganz von dem grofsen Gegenstände und
von dessen Einflufs auf die Wohlfahrt der Republik durchdrungen,
beeiferten sich dergestalt, dafs sie schon im July 178 1 einen