die Gefahr schon sehr grofs war, gemacht hatte , nichts erwähnen,
so geschieht diefs , weil wir davon bereits an einem andern Orte
(B. I. S. 54i ) gehandelt haben. Wird also das damahlige Local
mit einiger Aufmerksamkeit beachtet; wird erwogen : i°- dafs der
Abbruch längs dem Spyck, welcher von 1 685 bis 1690 dreyfsig Ruthen
zugenommen hatte, die Richtung des Rheins in die Waal
beförderte. 2 dafs der Niederrhein (1696) nur gflj nach Passa-
vant und van Lindens Berechnung, von dem unvertheilten Strom
abführte (*). 3°' dafs die einschlürfende und ausser der Richtung
der Stromrinne des ungetheilten Flusses liegende Mündung E F bis
un ter Lobyt versandet w a r, so mufste der Durchbruch des Rheins
in die Waal ganz unvermeidlich scheinen. Dafs man ihn auch
schon früher befürchtet hatte, zeigen die Vorkehrungen vermittelst
welcher man 1 ß 23 die Mündung des Rheins hatte verbessern wollen.
Vorzüglich zeigt diefs aber die Anlage des Botterdeiches, der
im Jahr 1669 auf der schmalen Landzunge zwischen dem Rhein
und der Waal aufgeführt wurde und der die Flufsvereinigung
hindern sollte (a).
Diese Vereinigung oder der Durchbruch erfolgt wirklich Tab. X I I I , XXI und X XII.
Der Botterdeich konnte nur eine schwache Scheidewand abgeben
, da der hohe Strom und Eisgang aufseinen von süffisanten
Bauwerken entblöfsten Fufs anströmte. Er stürzte auch 1 7 1 1
zusammen und so zerrifs der majestätische Strom seine schwache
Bande. Er flofs nun in einem Bette, braufste hochaufwogend
und fprizte seinen weifsen Schaum an die Mauern des Schlosses
Byland , welches seine Beute ward. Der Niederrhein war
nun fast entströmt, seine seichten Gewässer trugen nicht mehr
belastete Schiffe; er gewährte keine Sicherheit gegen den äufseren
Feind. Die Feste Schenkenschanz lag jetzt isolirt am linken Ufer,
(*) So steht in den Verhandelingen van het bataafsch Genootschap der
proefondervindelyke Wysbegeerte te Rotterdam X Deel p. 12 a, Da
die Geschwindigkeit im Stromstriche und zwar an der Oberfläche auf
der Passavantschen Karte angegeben ist; so bezieht sich diefs Verhält-
nifs wohl auch aut die Messung in der Oberfläche des Stromstriches.
( a ) Verbaalen van 1671, 1682 etc.
anstatt sie sonst zwischen den zwo Strömen eine sehr respectable
Bestimmung erfüllt hatte. Sie war eine Schutzmauer gegen den
Feind gewesen, ja! noch im Jahr 1672 als bereits der Alterhein (*)
(oude Rhyn) schon sehr seicht und bey niedrigem Wasser an
mehreren Stellen wadbar war, rechnete Ludwig X IV . und seine
Historiographen ihre Einnahme und insbesondere den Rheinübergang
bey Altlobyt für eine seltne Grofsthat. (Z>) Ob der leztere bey
dem Local eine solche sey, wollen wir dahin gestellbseyn lassen.
Dafs man diesp Stromvereinigung voraus sah (**) zeigt nicht
nur die Anlage des Botterdeiches, sondern auch der am 3, Sept-
1698 genommerie Entschlufs: den Pannerdenschen Canal zu graben.
W'obey zugleich festgesetzt wurde; dafs der dem Niederrhein
dadurch zuzuführende Strom in diesem und der Yssel zu
gleichen Theilen vertheilt werden sollte (c).
Der Pannerdensche Canal wird gegraben und erweitert. T. X XI.
Drey Jahre später wurde er auch wirklich angelegt, aber in keiner
andern als in militairiscber Hinsicht, weil Coehorn längs demselben
ein Retranchement aufführte, und er nur eine Breite von
(*) So wird jezt das versandete Flufsbett zwischen Lobyt und dem Pannerdenschen
Canal genannt.
( i ) Baurin bestätigt diese Anmafsung in der Histoire des quatres dernières
campagnes du maréchal de Turenne p. 18. Er sagt daselbst “ on
ne négligea pas de repréfenter au Monarque ( um Ludwig XIV. für
den Uebergang zu bestimmen ) qu’il acquerrait une gloire immortelle
en traversant de vive force et à la nage un fleuve aussi large et aussi
rapide,, (!) ‘ 'que le Rhin. Les courtisans attaquèrent Louis par son
faible.,, Selbst ein neuer sehr berühmter Schriftsteller und Ingenieur -
Montalembert — in seiner Fortification perpendiculaire Tome IV,
p. 117. drückt sich so aus. “ Le Passage du Rhin , tant célébré par
les Poëtes et les Historiens, fut aussi brillant qu’il fut heureux. Là
grande sécheresse avoit rendu les eaux de ce fleuve lî basses , qu’on
le trouva guéable pour la cavallerie, près du Fort de Tollhuys, où il
n’y avoit pas plus de deux cent pas i nager etc.
(**) Verdient das damahlige Gouvernement nicht grofse Vorwürfe , weil
es das Passavantsche Durchstichsproject nicht ausführen liefs?
(c) Aanmerkingen over de Rhyn takken.