den könnten. Sie können So verschieden seyn, als es Gesichts-
puncte gibt, woraus derselbe beurtheilt werden kann. Diese
alle zu heben würde vielleicht eine ganze Abhandlung für sich
selbst erfordern. Deswegen habe ich schon vorne erinnert, daü
ich es jetzt für überflüssig halte, mich darüber einzulassen.
Im Allgemeinen aber kann ich nicht unterlassen folgendes anzumerken:
1. Dafs die Schiffahrt , und vornehmlich die tief geladenen
Fahrzeuge, bey dem Vortheil eines fahrbahren Canals, kei-
nesweges den Vortheil missen werden, bey widrigem Winde la-
viren zu können, da der Canal auf den engsten Stellen 200 Ruthen
breit ist, und also weiter bleibt, als das gegenwärtige Fahrwasser
ist. 2. Dafs bey hohen Fluthen für die anliegenden Deiche keine
gröfsere Gefahr seyn wird , als jetzt, wo die Fluthen sich ohne
alle Hindernisse über den projectirten Damm verbreiten können.
3. Dafs derAbzug aus den rheinländischen und nordholländischen
Schleusen keine Veränderung leiden wird , ausgenommen vielleicht,
dafs die Fluthen dann kürzer, und die Ebben länger dauern
werden, welches eher für eine vortheilhafte als nachtheilige
Wirkung angesehen werden mufs. 4- Dafs die Bedenklichkeit,
ob ein solcher Faschinendamm mitten in dem Y e , gegen den Wellenschlag
besonders beySturmfluthen wohlStand halten werde, von
keiner Wichtigkeit ist, wenn man bedenkt, eines TheiJs , dafs
die hohen Fluthen, wenn sie über solche Bauwerke hinströmen,
ihnen , wie die Erfahrung lehrt, wenig Nachtheil verursachen.
Und andern Theils , dafs der bereits aufgeführte Faschinendamm
in dem Nieuwendiep am Helder, der weit genug in die See gelegt
ist, schon durch die Erfahrung gezeigt hat, welcher Gewalt solche
Werke widerstehen können, wenn sie gut angelegt sind. Und
endlich 5. dafs es zwar wahr ist, wie der übrige Theil dieses Ye’s
mit derZeit aufschlämmen, und verlanden wird; dafs aber, so
viel ich einsehen kann , kein Grund zu erdenken ist, weswegen
man dies als nachtheilig ansehn könnte. In alle Fälle ist es , nach
meinem Dafürhalten , besser , dafs durch diesen Schlick für die
Nachkommen fruchtbares Land erzeugt werde, als,dafs er sich
in dem Fahrwasser auf den stillen Plätzen senke, oder auch mit
der Ebbe nach dem östlichen Ye zurück geführt werde.»
Z W E Y T E A B T H E IL U N G .
S E E U F E R B A U.
E R S T E R A B S C H N I T T .
D E R S E E U F E R B A U LÄ N G S D E R H O L L Ä N D IS C H E N
KÜSTE.
7®* Hon der Natur dieser Hüstej der Meerbusen und Seeniiln-
düngen , in ihrer Nähe.
W e n t ! der Hydrotect beymSeeuferbau mit dem Ebbe- und Fluth-
strom; mit dem hochwoogenden Meere (*) zu kämpfen hat, so
folgt daraus: dafs er entweder den Strand die Dünen und die Watten
in ihrem Zustande erhalten oder noch erhöhen müsse.
Unter den Strand wird hier das sandige flache Vorufer der
Nordsee (nicht der Meerbusen als der Südersee und anderer), vcjr
den Dünen oder vor dem Seeufer, verstanden; ein während derFluth
mit Wasser bedecktes und bey der Ebbe trocken laufendes Vorufer,
dessen Breite an einigen Stellen 3o Ruthen an andern weniger
oder mehr beträgt — dieser Strand erweitert sich längs der Küste
von Süden ab nach Norden. Da nun das Seeufer um so weniger
von dem woogenden Meere bey Sturmfluthen angegriffen
wird, je breiter der Strand ist, so mufs seine Erhaltung und hohe
Lage für den Seeuferbau selbst von grofser Wichtigkeit seyn; daher
gebietetdenn auch wohl die Wasserbaukunst: ihn vermittelst
solcher Bauwerke die in das Meer hineingehn zu conserviren, ja ,
wo möglich zu erhöhen; daher sind denn auch die Sandbänke, vor
der holländischen Küste liegend, die weit in die See hinein gehn,
(*) Die hohen an das Ufer anschlagenden nnd auflauffenden Wellen werden
auch Barren oder die Brandung genannt.